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Schönhausen Franzosenzeit prägte Bismarck zeitlebens

Schönhausen wurde in häufiger besucht als sonst, denn der größte Sohn der Gemeinde, Otto von Bismarck, wurde vor 200 Jahren geboren.

Von Ingo Freihorst 18.11.2015, 16:21

Schönhausen l Jetzt besichtigten Pfarrer im Ruhestand das Dorf. Zur 40-köpfigen Delegation der Zehntgemeinschaft, welche unter anderem die Kirche besuchte, gehörte auch der Altbischof der ehemaligen evangelischen Kirchenprovinz Sachsen, Axel Noack. Er hat jetzt eine Professur für Kirchengeschichte an der Hallenser Uni inne.

Im Gotteshaus informierten Pfarrer Ralf Euker und Gemeindekirchenratsvorsitzender Thomas Roloff über den Pfarrbereich und die Ausstattung der Kirche. „Flächenmäßig ist es der größte Pfarrbereich im Landkreis Stendal“, berichtete der Pfarrer den Gästen.

Es waren übrigens alles Berufskollegen im Ruhestand. Die in der Zehntgemeinschaft vereinigten Pfarrer verpflichten sich, den zehnten Teil ihrer Ruhestands-Freizeit zu opfern, um vakante Stellen zu besetzen oder Pfarrer im Urlaub oder bei Krankheit zu vertreten. So hatten Mitglieder der Zehntgemeinschaft vor Jahren auch in Sandau die nach dem Weggang von Pfarrer Andreas Breit vakante Stelle besetzt.

Wöchentlich werden Gottesdienste angeboten, woran im Schnitt um die 35 Gläubige teilnehmen, informierte Pfarrer Euker weiter. Froh ist er über viele junge Familien, die hinzugekommen seien. Eine Aufgabe sei es nun, diese fest in die Gemeinde zu integrieren. Mit der Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge in Klietz steht die Kirche vor großen Herausforderungen.

Gemeindekirchenratsvorsitzender Thomas Roloff berichtete, wie er auf Otto von Bismarck gestoßen war. Das geschah beim Lesen des Kinderbuches „Von Rastatt nach Versailles“, was die deutsche Geschichte von 1849 bis 1871 beschreibt. Seitdem kam er vom ersten deutschen Reichskanzler und „Schmied der deutschen Einheit“ nicht wieder los. Überrascht war er, dass der Geburtsort Schönhausen in der DDR lag, im Sommer 1988 konnte er erstmals in der Schönhauser Kirche auf den Spuren der Bismarcks wandeln.

In dem Bismarckdorf absolvierte er dann im Winter 1989 auch sein Gemeindepraktikum für das Theologiestudium. Damals berichteten die Kirchenführerinnen noch, dass der spätere Kanzler im Seitenflügel des einstigen Schlosses geboren worden war – was sich im Nachhinein als falsch herausstellte. Denn Otto von Bismarck wurde im abgerissenen Haupthaus geboren. Dem berühmten Schönhauser blieb Thomas Roloff auch bei seiner Diplomarbeit treu – sie handelte von Bismarcks Politik.

Zeitlebens geprägt worden war Bismarck von der napoleonischen Fremdherrschaft, zwei Familienmitglieder starben in den Befreiungskriegen. Auch in Schönhausen hatten französische Soldaten im Jahre 1806 arg geplündert, wobei der Kossat Peter Schultze sogar seinen erlittenen Verletzungen erlag.

Hier in Schönhausen segnete Pfarrer Petri die altmärkischen Freiwilligen des Freicorps ein, welche gegen die Franzosen zu Felde zogen. Damals bildete die Elbe die Grenze zum französisch besetzten Königreich Westphalen, Schönhausen und Fischbeck waren wegen der Bismarcks der Altmark zugeschlagen worden.