Natur ist einziges Pfund

Vehlgast l Die offizielle Stellungnahme des Ortschaftsrates Vehlgast-Kümmernitz zu Natura 2000 ist ausformuliert und wird Teil der Stellungnahme der Hansestadt. Doch Ortsbürgermeister Udo Mintus ist daran gelegen, auch seine persönliche Meinung zu dem Großschutzgebiet öffentlich zu machen. „Wir sind in Vehlgast mittendrin in der Natur. Von uns aus sind es 17 Kilometer bis zur Stadt Havelberg. Wir haben hier keinen Arzt, keine Einkausfmöglichkeit, keinen Kindergarten mehr. Das einzige, was wir noch haben, ist die Natur“, sagt der Vehlgaster. „Wenn das nun auch noch abgespeckt wird und wir nicht mehr überall hin dürfen, können wir wegziehen und das Dorf zumachen.“

Die Lage mittendrin in der Natur an der Havel sei das einzige Pfund, weshalb es sich lohnt, in dem kleinen Dorf zu leben. Deshalb hätten sich auch etliche Berliner dazu entschieden, ein Haus dort zu kaufen und es zu sanieren. „Nur so haben wir Menschen hierher bekommen. Sie investieren hier, fühlen sich wohl, genießen die Ruhe und die Natur und unser Dorf ist auf dem aktuellen Stand. Sollten wir die Umgebung nicht mehr nutzen dürfen, bricht das gesellschaftliche Leben zusammen und wir brauchen auch nicht mehr darüber nachzudenken, das alte Schöpfwerk als Denkmal zu erhalten“, gibt er zu bedenken.

Zu den Forderungen, die der Ortschaftsrat zu Natura 2000 formuliert hat, gehört das uneingeschränkte Betretungsrecht der Uferbereiche vom Havelkilometer 133 bis 138. Auch, weil in diesem die Traditionsangelstrecke liegt, welche Anglervereine aus der Einheitsgemeinde Havelberg und der Nachbargemeinde aus dem Amtsbereich Neustadt/Dosse im Land Brandenburg zum Hegefischen nutzen. Das Recht soll für alle Bürger und Gäste der Ortschaft gelten, da es eine tragende Säule bei der weiteren Entwicklung des Tourismus darstellt. Ein weiterer Punkt ist der Erhalt der Schiffbarkeit auf der neu entstandenen Dorfhavel bei Vehlgast für den Sportbootverkehr und das Betretungsrecht der Uferanlagen einschließlich der Drosselinsel. Der Ortsbürgermeister: „Wir werden darum kämpfen, dass wir die Natur nutzen können und es sich weiterhin lohnt, hier zu leben.“