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Tradition Quempas unter neuem Kirchendach

Ohne den Quempas am Heiligen Abend würde den Sandauern zu Weihnachten etwas fehlen. Jetzt wurde die uralte Tradition fortgeführt.

Von Ingo Freihorst 26.12.2019, 17:00

Sandau l Während in den Orten des Elb-Havel-Landes am Heiligen Abend zumeist Krippenspiele an die Geburt von Jesus Christus erinnern, wird diese Weihnachtsgeschichte in der Sandauer Stadtkirche seit Jahrhunderten singend dargeboten. Beim Quempas singen ein gemischter Frauen- und Kinderchor sowie ein Männerchor im Wechsel. Und das teils sogar in lateinischer Sprache, was ein Indiz dafür ist, dass die Tradition noch aus vorreformatorischer Zeit stammt. Also über 500 Jahre alt ist.

Drei Proben hatten im Vorfeld sattgefunden, die Generalprobe für alle Sänger war am 23. Dezember gewesen, berichtete Kirchenältester Peter Busse, welcher seit einigen Jahren die Proben leitet. Bis 2014 hatte sein Vater Ernst Busse dieses für Sandau wichtige Ehrenamt 43 Jahre lang ausgeübt.

In diesem Jahr konnten die vielen Gäste aus Nah und Fern im Gotteshaus am Heiligen Abend wieder etwas neues entdecken: Weil das Dach der Kirche fast komplett neu eingedeckt wurde, erstrahlte auch die Decke im Kirchenschiff in neuem Glanz. Wegen der komplexen Dachsanierung und des dazu nötigen riesigen Baugerüstes musste der Quempas im Vorjahr in den Nachbarort Wulkau ausweichen.

An der Orgel begleitete wieder aus Wulkau stammende Sebastian Schulz den Wechselgesang. Pfarrer Hartwig Janus erinnert anschließend an die Traditionen zum Weihnachtsfest – dass man zum Beispiel im Kreise der Familie zusammenkommt.

Schöne Traditionen sind zudem, dass zum Abschied „O du fröhliche“ von allem gemeinsam gesungen wird und dass draußen die Feuerwehr den neu erbauten Turm beleuchtet.

„Quem pastores laudavere“ – mit diesen lateinischen Worten beginnt die erste Strophe des Quempas, deren erste sieben Buchstaben dem Ganzen den Namen verschafften. Deutsch heißt dies „den die Hirten lobten sehre“. Früher sangen ein Knaben- und drei Mädchenchöre, wobei die Jungen vorm Stimmbruch bei den Mädchen mitsangen – erst danach durften sie mit auf die hölzerne Empore über dem Haupteingang. Hier stehen heute die Männer und vorm Altar singen Frauen und Kinder.