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Vortragsreihe 50 Mal Wissenswertes im Äskulap

Auch zum 50. Vortrag im Äskulap-Info-Zentrum Havelberg waren wieder so gut wie alle Stühle besetzt. Brustkrebs war das Thema.

Von Andrea Schröder 23.06.2017, 18:01

Havelberg l Zum Finale im Äskulap-Info-Zentrum konnte dessen Leiter Dr. Frank Hommel am Donnerstagabend wieder zahlreiche Gäste begrüßen. Dieses Mal überwog der Anteil an Frauen eindeutig. Das war dem Thema Brustkrebs geschuldet, zu dem Dr. Denise Möwing einen mit viel Wissenswertem gefüllten Vortrag hielt. Gut verständlich sprach die Medizinerin aus Havelberg über „Brustkrebs – Vorbeugen, Erkennen, Behandeln“ und regte die Frauen an, die Vorsorge ernst zu nehmen und, im Falle einer Diagnose Brustkrebs, nicht den Kopf zu verlieren, auch wenn man zunächst glaubt, dass eine Welt zusammenbricht.

„In Deutschland ist das Mammakarzinom mit einem Anteil von rund 28 Prozent aller Krebserkrankungen die mit Abstand häufigste Krebserkrankung bei Frauen. In Zahlen heißt das: rund 70.000 Frauen erkranken jährlich in Deutschland an einem Brustkrebs – aber immer weniger sterben daran“, leitete Frank Hommel in das Thema ein. Durch Weiterentwicklungen in der Medizin sind die Heilungschancen deutlich gestiegen, wobei die Heilungsaussichten vom Krankheitsstadium bei der ersten Diagnose abhängen. „Experten machen die bessere Diagnostik und Früherkennung, aber auch neue Medikamente und schonendere Operationsmethoden für diese positive Entwicklung verantwortlich“, sagte der Leiter des Äskulap-Zentrums und übergab damit an Referentin Denise Möwing.

„Viele kennen eine Frau aus dem Familien- oder Freundeskreis, die an Brustkrebs erkrankt ist. Das Thema ist so präsent, dass man gar nicht darum herumkommt“, stieg die Havelbergerin, die seit Oktober 2016 als Assistenzärztin in der Frauenarztpraxis von Dr. Müller arbeitet und nach ihrer Facharztprüfung in Gynäkologie und Geburtshilfe die Praxis im nächsten Jahr weiterführen wird, in das Thema ein. Sie zeigte eine Tafel prominenter Frauen, die an Brustkrebs erkrankt sind, und sprach damit an, dass Frauen unterschiedlichen Alters betroffen sind.

Auch räumte sie mit Mythen auf. Etwa denen, dass das Mammographie-Screening schädlich sei und dass Brustkrebs gleich Brustkrebs sei und damit die gleiche Therapie bedeute. „Das ist seit kurzem nicht mehr so“, sagte die Medizinerin, die von 2012 an als Assistenzärztin in der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe des Stendaler Krankenhauses arbeitete und als Prüfärztin an Studien im Brustzentrum Altmark beteiligt war.

Mit der Mammographie, der Röntgenuntersuchung der Brust, lassen sich Tumore im Frühstadium entdecken – tastbar sind sie da noch nicht. „Ich weiß, dass es weh tut, aber ich bin ein Verfechter der Mammographie“, gab Denise Möwing zu verstehen und rät deshalb jeder Frau, diese Untersuchungen wahrzunehmen. Eingeladen werden dazu Frauen im Alter zwischen 50 und 70 Jahren aller zwei Jahre.

Zum Thema Vorbeugen nannte die Ärztin Risikofaktoren wie dichter Drüsenkörper, geringe körperliche Bewegung, Übergewicht, Alkohol, Rauchen sowie erbliche Gründe. Hier kam sie auf Hollywood-Schauspielerin Angelina Jolie zu sprechen, die sich wegen des BRCA-Gens ihre Brüste abnehmen und die Eierstöcke entfernen ließ. Das erhöhte Risiko einer Krebserkrankung wird bei familiärer Vorbelastung von den Medizinern sehr ernst genommen, versicherte sie und ging auf Methoden dazu ein. Vorbeugend gegen Brustkrebs sind zum Beispiel auch eine frühe Schwangerschaft und das Stillen des Kindes.

Wichtig ist die Selbstuntersuchung der Brust, die Frauen ab 30 zusätzlich zum jährlichen Frauenarzttermin monatlich vornehmen sollten. „Die meisten Brustkrebsfälle werden durch Selbstuntersuchungen entdeckt“, sagte die Ärztin. In ihrem Vortrag ging sie zudem auf die Behandlungsmethoden bei Brustkrebs ein. Wichtig zu wissen: „Es gibt keinen Zeitdruck, alle werden unterschiedlich therapiert, wir haben verschiedene Tore, durch die wir gehen können. Es gibt Leitlinien, an die sich die Brustzentren halten müssen.“

Neben der medizinischen Behandlung und der Rehabilitation spielt auch der Halt in Partnerschaft und Familie eine wichtige Rolle. Zudem rät Denise Möwing Betroffenen, die Frauenselbsthilfegruppe nach Krebs für Beratung, Unterstützung, Informationen und Erfahrungsaustausch zu nutzen. Und auch diesen Satz gab sie ihren Zuhörerinnen mit: „Brustkrebs ist zwar die häufigste Krebsart, aber nicht die gefährlichste.“ Und auch das sagte sie: „Auch Männer können an Brustkrebs erkranken. Hier liegt die Zahl bei 700 Neuerkrankungen im Jahr.“

Dann war es Zeit, Abschied zu nehmen. Nach elf Jahren mit 50 zumeist medizinischen Fachvorträgen beendet Frank Hommel das Kapitel Äskulap-Info-Zentrum. Das hatte er mit den Ärzten Dr. Michael Hoffmann und Dieter Schulzke ins Leben gerufen, um Bürger Havelbergs und der Umgebung zu gesundheitlichen Themen zu informieren, aufzuklären und damit Hilfe zur Selbsthilfe anzubieten. Das wurde sehr gut angenommen. Knapp 2500 Gäste haben die 50 Fachvorträge, die stets von hoher Qualität und Professionalität der Referenten gekennzeichnet waren, besucht. Der Apotheker bedankte sich bei allen Mitstreitern und Unterstützern und vor allem bei den Teilnehmern, die zum Erfolg der Vortragsreihe beigetragen haben.

Im Namen aller sprach die Vorsitzende der Rheumaliga Havelberg Ingrid Protz dem Äskulap-Team ihr großes Dankeschön aus. „Der Besuch der Veranstaltungen gehörte fest zu unserem Terminkalender und war Bestandteil unserer vier B‘s: Beratung, Begegnung, Bewegung und Betreuung. Die Qualität war immer sehr hoch, wir haben alle von den Vorträgen profitiert. Es war schon eine schöne Tradition, hieran teilzunehmen. Deshalb bedauern wir es natürlich, dass die Reihe nun aufhört.“