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Wasserwehr Weiße Kammkaden am Elbdeich

Seit 2013 hat die Elbe kein nennenswertes Hochwasser mehr geführt. Dennoch will Havelberg künftig besser gewappnet sein - mit einer Wasserwehr.

Von Ingo Freihorst 26.03.2018, 01:01

Havelberg l „Für die Abwehr von Gefahren, die durch Hochwasser, Eisgang und andere Ereignisse ... drohen (Wassergefahr), sind die Wasserbehörden zuständig.“ So heißt es im Paragrafen 11 des Wassergesetzes von Sachsen-Anhalt, wo die Aufgaben und Befugnisse der Wasserwehren geregelt sind. Die Aufstellung einer Wasserwehr ist demnach eine Pflichtaufgabe der Kommune, jene in Havelberg wurde im Vorjahr offiziell ins Leben gerufen.

Derzeit wirken 28 Mitglieder mit, wobei jede Ortschaft mit mindestens zwei Bürgern vertreten ist. Das ist wichtig, denn die Einheimischen wissen am besten, an welcher Stelle es bei Wassergefahr akut werden könnte. Auch Ortsbürgermeister wie die Kuhlhausenerin Gabriele Kant oder Karsten Grey aus Nitzow wirken mit – freiwillig, wie alle hier.

Am Sonnabend fand wieder eine Ausbildung statt, zwei sind im Jahr vorgesehen. Der Vormittag war der Theorie vorbehalten, der Osterburger Flussbereichsleiter Hans-Jörg Steingraf sowie Fachberater Alexander Helm aus Havelberg – beide vom Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft (LHW) – informierten. Zum Beispiel über das Wassergesetz, die Grundlagen der Hochwasser-Meldeordnung sowie über Schadbilder an den Deichen und deren Bekämpfung anhand von Beispielen. Auch Videos von Deichbrüchen und Böschungsabrutschungen durften nicht fehlen. Hans-Jörg Steingraf vermittelt seit 15 Jahren das Wissen zur Deichverteidigung und hat sich damit schon landesweit einen Namen gemacht. Seit dem Vorjahr ist der LHW mit der Ausbildung der Wasserwehren amtlich beauftragt.

Am Nachmittag fuhren die 24 anwesenden Wasserwehrleute an den Elbdeich hinter der Schleuse, wo die praktische Ausbildung stattfand. Hier wurde nochmals geübt, wie eine Kammkade gelegt wird oder wie die Sickerlinie am Deichfuß abgedeckt wird – und dennoch Wasser aus dem Deich fließen kann. Dass eine Sickerlinie bei einem sanierten Deich „nässt“, ist aber eher unwahrscheinlich, hier tritt das Wasser unterhalb der Berme aus. Vorgekommen ist dies aber auch schon, die Firma hatte an jener Stelle falsches Material verbaut.

Eine Böschungsabrutschung wird mit sternförmigen Sandsackpackungen stabilisiert, auch das wurde geübt. Hans-Jörg Steingraf zeigte auch, wie mit einem Rohr im Deich bei kleineren Sickerstellen rasch ein Gegendruck aufgebaut werden kann.

Das Material stellte der Bauhof zur Verfügung, jeder Teilnehmer bekam eine Urkunde. Havelberg will noch in diesem Jahr Fördergeld für die Erstausstattung der Wasserwehr beantragen, unter anderem für Einsatzbekleidung, Sandsäcke und Füllanlagen.