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40 Paare zogen 101 Jungvögel groß/Adebare aus dem Drömling fliegen für die Wissenschaft 2012 gehört zu den besten Storchenjahren

Von Siegmar Riedel 16.08.2012, 15:53

Der Bestand an Störchen im Naturpark Drömling ist stabil. Dieses Fazit zieht Wolfgang Sender von der Naturparkverwaltung mit Blick auf die flügge gewordenen Jungstörche in diesem Jahr. 2012 wird als eines der fünf besten Jahre in die Geschichte eingehen.

Klötze l Regen, Trockenheit und wieder eine Regenperiode: Für Wolfgang Sender brachte das Jahr 2012 bisher ein Auf und Ab der Gefühle. Der Storchenexperte der Naturparkverwaltung Drömling mit Sitz in Oebisfelde bangte mit seinen Schützlingen. "Der Anfang des Jahres verlief optimal", erinnert sich Wolfgang Sender. "Die Horste wurden zügig besetzt, es gab Regen und damit viele Regenwürmer, die Futtergrundlage für die jungen Störche sind. Ein gutes bis sehr gutes Storchenjahr war zu erwarten."

Doch dann setzte Mitte/Ende April eine Trockenperiode ein. Die Folge war ein Engpass beim Futter. "Einige Elternvögel trennten sich sogar von Jungen, die sie nicht mehr satt bekamen", berichtete Wolfgang Sender. Das sei ein natürlicher Vorgang, um wenigstens genug Nahrung für einige Jungstörche zu haben.

Was wir Menschen im Sommer weniger gerne sehen, war danach für die jungen Störche ein Segen: viel Regen. Das Ergebnis der Storchenaufzucht kann sich deshalb in diesem Jahr sehen lassen. 46 Paare hatten die Nistplätze in der Region besetzt, genauso viele wie 2011. "Der Bestand hat sich stabil entwickelt", folgerte Wolfgang Sender. Zum Vergleich: 1990 waren es nur 30 brütende Paare, in diesem Jahr 45. Erfolgreich Jungen großgezogen haben schließlich 40 Paare, weil in fünf Nestern die Elternvögel ihr Gelege oder ihre Jungen verloren haben. Das sei laut Sender die Folge von Nestkämpfen oder Unreife der Storcheneltern.

Flügge geworden sind in diesem Jahr 101 junge Störche. Und das ist eine bemerkenswerte Anzahl. "Bisher registrierten wir nur fünf Jahre, in denen mehr als 100 Jungtiere flügge wurden", freut sich der Storchenexperte. An der Spitze liegt nach wie vor das Jahr 2004, als 116 junge Adebare den Flug in den Süden antraten. Mit nur 53 Jungstörchen war 2009 ein absoluter Tiefpunkt.

Auch in diesem Jahr zeigte sich: Wer zuerst kommt, der mahlt zuerst. "Wir stellten fest, dass die Störche, die auf der westlichen Route über Spanien aus Afrika zu uns fliegen und meist schneller hier sind, viel Nachwuchs großziehen", erläuterte Wolfgang Sender. Sie fanden in einer feuchten Periode ausreichend Nahrung für ihren Nachwuchs vor. So erging es zwei Storchenpaaren in Dannefeld und Mieste, die mit je vier Jungtieren zu den erfolgreichsten zählen.

Insgesamt verteilen sich die jungen Störche wie folgt: In 6 Horsten wurde ein Junges flügge, in 12 Nestern jeweils 2, in 17 sogar 3 und in 5 Nestern je 4.

"Die meisten fliegen schon fleißig", hat Wolfgang Sender beobachtet. Sein Eindruck: "Die Jungtiere sind kräftig genug für den Flug in ihre Winterquartiere." Doch wenn sie um den 20. August herum ihre Reise antreten, wird es in diesem Jahr eine Besonderheit geben: Einige der Drömlingsstörche fliegen auch für die Wissenschaft (wir berichteten). Fünf Jungstörche sind mit einem Sender versehen worden, 15 Alttiere bekamen zudem einen Datensammler in Streichholzschachtelgröße wie einen Rucksack umgehängt. Ziel dieses auf vier Jahre angelegten Forschungsprojekts der Universitäten Jerusalem und Potsdam sowie des Max-Planck-Instituts für Verhaltensforschung ist es, herauszufinden, warum ein Teil der Störche die westliche Route nach Afrika fliegt, die anderen die Ostroute bevorzugen. Die Frage: Sind die Elternvögel dafür entscheidend oder die Situation in den sich zum Abflug sammelnden Gruppen? Der Fokus der Storchenfreunde ist damit auch in den nächsten Jahren auf den Drömling gerichtet.