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Biber Unterhaltung ist Schwerstarbeit

Der Biber ist im Drömling wieder heimisch geworden. Für den Unterhaltungsverband Obere Ohre ist das mit zusätzlichen Kosten verbunden.

Von Markus Schulze 09.12.2015, 17:05

Kunrau l Wie viele Biber verträgt der Drömling? An dieser Frage scheiden sich nach wie vor die Geister. Die einen freuen sich, dass die Population anscheinend weiter wächst und erkennen darin ein Qualitätsmerkmal für die Artenvielfalt der Landschaft, die anderen betrachten den Nager schlichtweg als Schädling. Fest steht, dass der Biber dem Unterhaltungsverband (UHV) Obere Ohre eine Menge zusätzliche Arbeit und Kosten bereitet. Laut Geschäftsführer Hagen Müller mussten in diesem Jahr bisher 86 000 Euro aufgewendet werden, davon sind 56 300 Euro Eigenmittel, 29 700 Euro kommen vom Land.

Welche Anstrengungen nötig sind, verdeutlicht ein aktuelles Beispiel. So ist zurzeit ein Trupp im Kunrauer Drömling unterwegs, um ein verstopftes Rohr am Graben mit der Bezeichnung LV 80, der für den Abfluss wichtig ist, wieder freizubekommen. Das ist gar nicht so einfach. Denn spezielle Werkzeuge oder Gerätschaften gibt es dafür nicht, erklärt Vorarbeiter Tino Heimann. Hier ist die Kreativität und das Geschick von ihm und seinen Leuten gefragt. In einem Trecker sitzt Thomas Braumann, der mit einem Greifarm einen Baumstamm aufnimmt und diesen immer wieder durch den Durchlass stößt. Christoph Müller leistet manuell seinen Beitrag. Erst dann kann mit einem selbstgebauten Gestänge plus Drahtseil die Feinreinigung vollzogen werden.

Ein mühsames Unterfangen. Doch es muss sein. Denn die Landwirte schlagen Alarm. Schließlich wollen sie ihre Äcker bestellen. Allein – das ist leichter gesagt als getan. Denn ringsherum ist eine Fläche von rund 260 Hektar betroffen, wie Heimann weiß. Es herrscht Land unter. Felder und Wege, die zudem vom Biber unterhöhlt werden, sind überflutet, die Ziele kaum erreichbar

Personell stößt der UHV, der sich um weit mehr als 1500 Kilometer Gewässer, über 200 Stauanlagen und dazu noch diverse Schöpfwerke kümmern muss, an seine Grenzen. Ingesamt, so erzählt Heimann, gibt es acht Kräfte, davon befassen sich sechs mit der Krautung. Bleiben Heimann und ein Kollege für die Biberschäden. „Unser Problem ist auch, dass wir nicht vorbeugend tätig werden können.“ Sondern erst, wenn ein Problem gemeldet wird. „Sicher, es gibt Stellen, da wissen wir genau, wo der Biber steckt. Dort schauen wir regelmäßig nach dem Rechten, aber wir können nicht überall sein“, berichtet Heimann.

Er selbst ist seit 2011 beim UHV beschäftigt und hat festgestellt, dass der Aufwand, der aufgrund des Bibers betrieben werden muss, „von Jahr zu Jahr größer wird“. Dem Verband blieb deshalb nichts anderes übrig, als die Beiträge zu erhöhen. Leidtragende dessen, so meint Heimann, sind insbesondere jene, die dem Biber von Anfang skeptisch gegenüberstanden und nun sozusagen die Suppe auslöffeln müssen.

Wie viele Biber es im Drömling momentan, gibt, vermag Heimann nicht zu sagen. Aus einer Liste von Hagen Müller geht hervor, dass der UHV in diesem Jahr bis dato die Beseitigung von 142 Biberdämmen beantragt hat. In 116 Fällen wurde das genemigt, 13 Mal abgelehnt und 8 Anträge werden von der Naturparkverwaltung noch bearbeitet.