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Abseilen vom Turm Ein Vaterunser gibt ihm Mut

Eine ungewöhnliche Aktion startete an der Kirche in Kusey. Dort wollte sich der Kirchenälteste Alexander Schmidt vom Kirchturm abseilen.

Von Siegmar Riedel 26.09.2017, 03:00

Kusey l Auch wenn Alexander Schmidt am Freitag seinen 22. Geburtstag feierte, ist er immer noch der jüngste Kirchenälteste in Mitteldeutschland. Das nahm ein Fernsehteam des MDR zum Anlass, ein Porträt über den jüngsten Ältesten zu drehen. Ein Teil davon war die mutige Aktion, sich vom Turm der Kirche abzuseilen.

Als Expertin dafür war Maria Nottrott vom Zentrum für soziales Lernen aus Magdeburg mit angereist. Als Redakteurin fungierte Antje Schneider. Sie hatte vor vier Jahren aus der Volksstimme von Alexander Schmidt als jüngstem Kirchenältesten erfahren. „Alexander ist sehr innovativ“, erzählte sie von ihren Eindrücken. „Er will der Kirche ein junges Gesicht geben, weil er auch etwas um die Ecke denkt.“

Sehr symbolträchtig sollte sich der Christ Alexander Schmidt nun für die Dreharbeiten zusammen mit Muslimen und Atheisten vom Turm abseilen. Symbolhaft deshalb, weil das Abseilen aus dieser Höhe Mut erfordert, Vertrauen auf alle, die das Vorhaben absichern. „Die Aktion bringt Menschen zusammen. Und man kann sich am Turm auch mal für gewisse Zeit im wahrsten Sinn des Wortes hängen lassen“, erklärte Antje Schneider. „Alexander ist ein Netzwerker.“

Im zweiten Teil des Porträts soll es im Zuhause von Alexander privat zugehen. Dabei erzählt er, wie er über die Bibel zum Glauben gekommen ist.

Doch zunächst ging es an das Abseilen. Vor der Kirche hatten sich inzwischen Schaulustige eingefunden. Auch Pfadfinder aus dem Evangelischen Landjugendzentrum (elz) waren dabei. Maria Nottrott legte Alexander Schmidt die erforderlichen Gurte an, bevor er den mehr als 15 Meter hohen Turm erklomm.

Während er langsam rückwärts im Fenster sichtbar wurde, sicherte ihn am Fuß des Gotteshauses seine Schwester Tanja Schmidt. Ein Nachbar wurde gebeten, die Arbeiten mit der Kreissäge zu unterbrechen. Gemeindekirchenrat Andreas Gädicke schaltete die Kamera ein. Langsam stieg Alexander Schmidt aus dem Fenster. Vorsichtig stützte er sich mit den Füßen an der Wand ab und gab das Seil nach. Auf halber Strecke sollte er eine Pause für das Fernsehteam einlegen. „Hast Du schon gebetet?“, fragte ihn jemand von den Zuschauern scherzhaft. „Ja, gerade eben, ein Vaterunser“, kam die Antwort aus luftiger Höhe.

Als Alexander schließlich wieder festen Boden unter den Füßen hatte, war ihm die Erleichterung anzusehen. Noch ein paar Fragen vom Fernsehteam und schon konnten die nächsten Mutigen den Kirchturm erklimmen. „Ich habe richtig Höhenangst“, gestand Alexander Schmidt. Für ihn war es das erste Abseilen überhaupt. „Das war richtig super.“ Die Kirchenwand, die Seile und das Vaterunser hätten ihm Halt und Vertrauen gegeben.

Danach kam die Stunde der Pfadfinder. Der elfjährige Maximilian Steffens aus Steimke seilte sich vom Kirchturm ab. Seine Mutter verfolgte die Aktion. „Erfahrung hat er nur vom Kletterpark“, gestand sie. Gesichert wurde Max von Peter Hahn, der ehrenamtlich Maria Nottrott unterstützte. Ihm zur Seite stand der zehnjährige Lennart Haels aus Poppau.

Ausgestrahlt wird das Fünf-Minuten-Porträt im Rahmen der MDR-Sendung „Glaubwürdig“ am Sonnabend, 14. Oktober, um 18.45 Uhr.