Fachkräftemangel Beetzendorfer Seniorenheim kann Plätze nicht belegen, weil Personal fehlt
Der Fachkräftemangel macht sich jetzt im Beetzendorfer Seniorenheim bemerkbar. Weil Personal fehlt, können dort nicht alle Heimplätze belegt werden. Externe Dienstleister sollen trotzdem nicht engagiert werden.

Beetzendorf - Der Bedarf an Unterbringungsmöglichkeiten in einem Senioren- oder Pflegeheim nimmt angesichts der immer älter werdenden Bevölkerung zu. Auch in Beetzendorf, wo das Klötzer „Sozialcentrum Altmark“ (SCA) das Seniorenheim An den Kastanien betreibt. „Die Nachfrage spüren wir täglich“, bestätigt Geschäftsführerin Ninett Schneider. Dennoch müssen dort derzeit ambulante Aufträge abgelehnt und können Plätze im Heim nicht belegt werden. Wie kann das sein?
Grund ist der überall grassierende Fachkräftemangel, der auch vor der Pflege nicht halt macht. „Die aktuelle Rechtslage sieht in stationären Pflegeeinrichtungen eine Fachkraftquote von 50 Prozent der Pflegemitarbeiter vor“, erläutert Schneider. Doch die könne kaum erfüllt werden. Es fehle einfach an geeigneten Bewerbern, „zumal Schichtarbeit nicht bequem und – solange ausreichend andere Jobs auf dem Markt sind – wohl auch nicht die erste Wahl ist“.
Die Probleme seien lange bekannt, Verbände und Fachleute forderten Reformen. „Doch die Politik liefert seit Jahren unausgegorene Reförmchen, die die Probleme nicht im Geringsten an der Wurzel packen. Man könnte den Eindruck bekommen, dass unsere Politiker Augen und Ohren vor ihnen verschlossen haben“, meint die SCA-Geschäftsführerin.
Das zum 1. Juli mit einer Übergangsfrist bis 2025 eingeführte Personalbemessungsinstrument sollte Abhilfe schaffen. Demnach ist jede stationäre Pflegeeinrichtung verpflichtet, den individuellen Personalbedarf zu errechnen und qualifizierte Kräfte vorzuhalten. Doch woher nehmen?
Externe verdienen circa das Dreifache
Eine Möglichkeit wäre, wie viele andere Pflegeunternehmen auf Personaldienstleister zurückzugreifen. Dann könnte das Beetzendorfer Heim auch wieder voll ausgelastet werden. Doch von dieser Lösung hält Ninett Schneider nichts. „Dagegen verwehre ich mich in dieser Zeit“, stellt die Winterfelderin klar. Schließlich müsse das SCA für eine examinierte Kraft aus dem Haus eines Personaldienstleisters „circa das Dreifache von dem zahlen, was unsere eigenen, hochqualifizierten und motivierten Mitarbeiter erhalten“. Zudem könnten sich die Dienstleister ihre Schichten aussuchen. „Das muss ich meinen Mitarbeitern erstmal erklären“, so Schneider. Von der fehlenden Identifikation der externen Kräfte mit dem „Sozialcentrum“ und dem eigenen Pflegeleitbild wolle sie dabei noch gar nicht reden.
Hinzu kommt, dass die Mehrkosten nicht durch den Pflegesatz abgedeckt und damit nicht refinanzierbar sind. „Wenn sie das wären, würden sie die Heimpreise nochmals ansteigen lassen“, warnt Ninett Schneider. In den vergangenen Jahren sind die Heimkosten bereits ordentlich gestiegen, was auch an erheblichen Lohnsteigerungen im Pflegesektor lag. Dass die berechtigt waren, daran lässt die Geschäftsführerin keinen Zweifel. „Sie waren mehr als fällig“, verteidigt Schneider das Lohnplus. Zugleich könne sie keiner Pflegekraft den Wechsel zu einem Personaldienstleister verübeln, „der ihr das doppelte Salär anbieten kann, weil er sich keiner Kasse in Pflegesatzverhandlungen stellen muss wie wir“.
Kehrseite der Medaille seien die daraus resultierenden steigenden Pflegepreise, die durch die Inflation nochmals Fahrt aufnehmen. „Diese Kosten kann der Pflegekunde allein nicht mehr stemmen, die starren Zuschüsse der Pflegekassen reichen längst nicht mehr aus. Wir brauchen dringend einen Systemwechsel in der Finanzierung der Pflege“, fordert Schneider die Politik zum Handeln auf. Nur so könnten die Pflegeeinrichtungen auf Dauer erhalten bleiben.