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Breitband-Ausbau Ein Dorf sieht schwarz und weiß

Nicht alle Kuseyer Haushalte sollen vom Breitband-Ausbau profitieren. Das sorgte für Unmut. Nun gab es eine Info-Veranstaltung.

Von Tobias Roitsch 12.12.2018, 05:00

Kusey l Beim Ausbau des schnellen Internets mit Glasfasertechnik sehen viele Kuseyer derzeit schwarz. Und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Denn viele Häuser in dem Klötzer Ortsteil liegen in einem „schwarzen Fleck“. In diesen Bereichen kann der Zweckverband Breitband Altmark (ZBA), der die Region mit einem flächendeckenden Glasfasernetz erschließen will, keinen Ausbau starten. Ein solcher wäre nicht förderfähig. Das hat in jüngster Vergangenheit bereits für schlechte Stimmung gesorgt, das Kuseyer Stadtratsmitglied Thomas Mann (CDU) übte kürzlich in einer Sitzung des Gremiums Kritik an den Ausbauplänen.

Nun hatten die Einwohner von Kusey und Röwitz die Gelegenheit, sich selbst eine Meinung zu bilden. Eingeladen wurde im örtlichen Evangelischen Landjugendzentrum (ELZ) zu einer Informationsveranstaltung. Vertreter des ZBA beantworteten Fragen und stellten das Projekt vor.

Henning Kipp, Projektleiter beim ZBA für das Projektgebiet, in dem auch die Einheitsgemeinde Stadt Klötze liegt, sagte, dass ein gefördertes Glasfasernetz – vom Bund gibt es 40, vom Land 24 Millionen Euro – gebaut werden solle. Die Netzlänge betrage rund 796 Kilometer, die Investitionshöhe rund 48 Millionen Euro. Gefördert bedeute, dass es einen offenen Zugang für alle Internetanbieter geben müsse. Momentan sei aber nur DNS Net als Anbieter aktiv. In Arneburg, so wurde als Beispiel genannt, seien schon mehr als 1000 Kunden am Netz. Baustart in dem Projektgebiet, in dem auch die Dörfer der Einheitsgemeinde Klötze liegen – die Kernstadt zählt nicht dazu – solle im vierten Quartal 2019 sein, so Kipp.

Ziel bei der Erschließung sei es, das Gebiet komplett zu versorgen. Das sei aber nicht immer möglich. Im Vorfeld habe es eine Markterkundung gegeben. Geschaut worden sei dabei, wo das Netz schon ausgebaut wurde oder wo das noch geschehen soll. Bereiche, in denen eine Geschwindigkeit von mindestens 30 Mbit erreicht werden, seien nicht förderfähig, es ist ein „schwarzer Fleck“. Liegt die Geschwindigkeit unter dieser Schwelle, handelt es sich hingegen um einen sogenannten „weißen Fleck“. Diese würden die Grundlage für den grundhaften Ausbau bilden.

Nicht immer seien diese Bereiche nachvollziehbar, räumte Henning Kipp ein. In Kusey etwa könnten nur die Randbereiche gefördert erschlossen werden. Und so kann es passieren, dass Anwohner einer Straße von dem Ausbau profitieren können, während ihre Nachbarn auf der anderen Straßenseite gleichzeitig leer ausgehen. Entsprechende Karten lagen aus. Nun müsse man überlegen, wie die übrigen Gebiete außerhalb der Förderung erschlossen werden könnten. Doch versprechen wolle er nichts, wie Kipp sagte. Eine Möglichkeit könnte sein, die Grenze für die Mindestgeschwindigkeit des Internets zu erhöhen. Auch eine eigenwirtschaftliche Erschließung wäre denkbar. Kipp sprach sich dafür aus, dass jetzt alle an einem Strang ziehen sollten.

„Wir bauen, wenn Sie es wollen“, lautete die Botschaft. Kipp warb bei den Zuhörern dafür, Vorverträge abzuschließen. Mit einem solchen sei der Anschluss an das Glasfasernetz kostenfrei. Später würden die Kosten von mindestens 2000 Euro, wie es hieß, auf die Kunden umgelegt.

Zu Wort meldete sich im ELZ ebenfalls Colin Rauer, Leiter des Vertriebs beim Internetanbieter DNS Net. Das Unternehmen betreibe bereits Glasfasernetze in Berlin und Brandenburg. Dass DNS bislang der einzige Anbieter sei, sei nicht ungewöhnlich, wenn das Netz noch nicht gebaut ist, so Rauer. Er sprach von einer Doppelrolle, die das Unternehmen habe: Einmal würde man potenziellen Kunden Verträge anbieten, um das Netz nutzen zu können. Andererseits könne das Netz auch nur gebaut werden, wenn sich Kunden finden. Das Netz würde weiter dem ZBA gehören und an DNS verpachtet werden.

„Viel Infrastruktur fällt auf dem Land weg“, sagte Rauer und nannte als Beispiele Busse, die nicht mehr fahren, geschlossene Arztpraxen und schrumpfende Bildungsangebote. Diesen Rückgang könnten die Gemeinden durch den Bau eines schnellen Glasfasernetzes kompensieren. So könnte der Arztbesuch beispielsweise eines Tages über das Internet erfolgen.