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Chronik Dem Aufstieg folgt der Fall

Der TSV Kusey feiert 2019 sein 100-Jähriges. In einem Rückblick stehen die Jahre 1952 bis 1990 im Fokus.

Von Siegmar Riedel 06.11.2018, 21:00

Kusey l Die Vorbereitungen für die Feierlichkeiten zum 100-jährigen Bestehen des Turn- und Sportvereins (TSV) Kusey laufen auf vollen Touren. Geplant ist eine Festwoche vom 15. bis 23. Juni.

Grund zum Feiern hatten die TSV-Sportler auch schon in den Jahren von 1952 bis 1990, die hier im Mittelpunkt der Chronik stehen. Damals waren sportliche Aktivitäten unter dem Dach von Betriebssportgemeinschaften (BSG) organisiert, erläutert Wolfgang Mosel. In der Chronik fand er dazu folgende Zeilen: „Im Jahre 1952 erfolgte die Umbenennung in BSG Traktor Kusey...“ Trägerbetrieb sei bald darauf die Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft (LPG) geworden.

Breiten Raum nahm die Entwicklung der Fußball-Sparte ein. Auch aus der näheren Umgebung sind in den 1950er Jahren Vereinsmitglieder rekrutiert worden. Aufgeführt sind zum Beispiel: die Fußballer Fritz Brusche, Wilhelm Bammel, Herbert Grothe, Helmut Krause, Kurt Täger und Fritz Krebs aus Wenze. Aus Steimke kamen Artur Schulze und Erich Rendelmann, aus Jahrstedt Reinhold und Rudi Stefani sowie Otto Klaas, aus Quarnebeck Fritz Klabis.

Von den Kuseyer Spielern der damaligen Zeit sind in der Chronik folgende genannt: Hermann Koch, Wilhelm Schulz, Helmut Oelze, Otto Pohl, Hermann Gäde, Fritz Krull, Bruno Kelb, Walter Gercke, Adolf und Ernst Dau, Gerhard Jürges, Joachim Könnig und Heinrich Dettmer. „Mit allen Genannten wurde der Neubeginn im Kuseyer Fußball erst möglich“, ist dazu in der Chronik zu lesen. „Zusammengehörigkeitsgefühl, Kameradschaftlichkeit, Kampfgeist und Siegeswille wurden großgeschrieben. Auch von den widrigen und schlechten äußeren Bedingungen ließen sie sich nicht beeinflussen.“

Beispielsweise mussten Fahrten zu Auswärtsspielen mit Traktor und Anhänger, mit Lkw-Holzvergaser oder mit dem Fahrrad absolviert werden. Schwierig sei sogar das Besorgen von Fußbällen gewesen. „Mann brauchte einen versierten Sattler wie Gustav Schwerin, der die Fußbälle immer wieder zu nähen, flicken und formen wusste“, heißt es dazu in der Chronik.

Bis Mitte der 1950er Jahre hatte die Sparte Fußball eine homogene und starke Männermannschaft. Die Kuseyer und auswärtige Spieler verstanden sich gut. Erfolgreich verliefen die Punkt- und Freundschaftsspiele sowie die Teilnahme an Sportfesten. Doch ab 1956/57 begann die Talfahrt.

Viele Spieler aus anderen Orten meldeten sich ab, da in ihren Wohnorten auch Sportgemeinschaften entstanden. Die Lücken konnten so schnell nicht geschlossen werden, da der Nachwuchs fehlte. Erst 1963/64 nahm die BSG Traktor Kusey wieder am Punktspielbetrieb teil und belegte gleich den 2. Platz, in der Saison 1966/67 Rang drei.

Doch es ging weiter bergauf: 1967/68 wurden die Fußballer Kreismeister in der Spielunion, dem Zusammenschluss der damaligen Kreise Klötze und Salzwedel. In der Aufstiegsrunde reichte es dann nur zum vorletzten Tabellenplatz und somit nicht zur Bezirksklasse.

In den 1970er Jahren gab es eine Spielunion der Kreise Klötze, Gardelegen und Kalbe/Milde. In der Saison 1978/79 gelang hier der Aufstieg in die Bezirksklasse. Doch schon ein Jahr später erfolgte der erneute Abstieg: „Der Spielerkader von 12 bis 13 Spielern reichte nicht zum Bestehen in dieser Spielklasse, da es stets durch Verletzungen, Erkrankungen und anderem zu Ausfällen kam“, begründet dazu die Chronik. Außerdem habe sich gezeigt, dass ein Dorf wie Kusey mit damals 1000 Einwohnern ab der Bezirksklasse auf Spieler aus einem größeren Umfeld angewiesen ist. Im folgenden Jahrzehnt kamen die Kuseyer Kicker über die Kreisklasse nicht hinaus.

Im Nachwuchsbereich wurde nicht nur fleißig trainiert, sondern über Jahrzehnte erfolgreich in der Spielunion mehrerer Kreise gespielt, da es in Klötze allein zu wenige Jugendmannschaften gab. Ab 1965 nahm die Jugend ständig am Punktspielbetrieb teil. „Eine große Stütze der Mannschaft war damals der spätere Spartenleiter Bernd Karger“, informiert die Chronik.

Weil das Fußball-Abc schon im Kindesalter erlernt werden muss, begann Wilhelm Schulz nach dem Ende seiner aktiven Fußballzeit 1956 mit dem wöchentlichen Training in der Arbeitsgemeinschaft „Schülerfußball“. Die Mühe zahlte sich aus: 1963 und 1964 belegten die Schüler bei der Bezirksbesten­ermittlung in Magdeburg den 2. und 3. Platz. Weitere erfolgreiche Übungsleiter im Nachwuchsbereich waren Günther Kottke, Günther Müller, Fritz Schulz, Eberhard Boxhammer, Winfried Wallwitz und Manfred Arnold.

Doch allein mit dem Spielen und Trainieren war es nicht getan. Jede Sportgemeinschaft erhielt vom Kreisfachverband den Auftrag, einen Schiedsrichter zu stellen. In Kusey waren nur drei Sportfreunde dazu bereit: Hermann Koch, Hans-Joachim Bijick und Dieter Strathausen. Hermann Koch leitete Jahrzehnte Spiele in der Kreis- und Bezirksklasse.

Ein Stück Fußballgeschichte hat in Kusey Ehrhard Mosel mitgeschrieben. 1960 wurde er zum Sektionsleiter gewählt und übte diese Funktion fast 25 Jahre bis 1984 ehrenamtlich aus. In den 1970er Jahren war er auch Mitglied im Kreisfachverband Fußball des damaligen Kreises Klötze. Sein Nachfolger als Sektionsleiter wurde 1984 Bernd Karger.