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Coronakrise Bittbrief an den Regierungschef

Ursula Bierbaß ist verzweifelt. Seit Wochen bekommt sie in Klötze kein Desinfektionsmittel mehr.

Von Henning Lehmann 26.03.2020, 13:24

Klötze l Wann Ursula Bierbaß das letzte Mal in den Klötzer Apotheken, Drogerien oder Supermärkten Desinfektionsmittel bekommen hat, daran kann sich die 66-Jährige nicht mehr erinnern. „Das ist schon einige Wochen her“, meinte sie bei einem Gespräch mit der Volksstimme. Sie ist erst jüngst wieder alle Möglichkeiten in Klötze abgegangen. Doch ohne Erfolg. Sie war schon verzweifelt und würde im akuten Ernstfall auch einen Brief an Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff und Salzwedels Landrat Michael Ziche schreiben. „Ja, dass würde ich auch machen, wenn ich kein Desinfektionsmittel mehr habe“, merkt das Mitglied der Klötzer Selbsthilfegruppe Krebs an.

Denn Ursula Bierbaß ist seit geraumer Zeit an Krebs und mehreren Folgeerscheinungen erkrankt. „Ich habe mehrere Operationen hinter mir. Mein ganzer Körper ist von OP-Narben gekennzeichnet. Aus diesem Grund muss ich mich mehrfach am Tag desinfizieren und benötige dazu die entsprechenden Mittel“, erzählt die 66-Jährige.

Doch seit dem Ausbruch des Coronavirus sind Desinfektionsmittel in der Purnitzstadt Mangelware geworden. Fast täglich ist Ursula Bierbaß in der Stadt unterwegs und fragt in den Apotheken und Drogerien sowie Discountern nach, ob es schon neue Lieferungen gab. In den Apotheken und Discountern kennen sie die Angestellten schon und wissen, was die 66-Jährige möchte. Doch momentan kann sich Ursula Bierbaß die Wege sparen. Denn sie enden seit geraumer Zeit mit einer ablehnenden Antwort auf ihre Frage.

„Hygenie ist bei mir das A und O. Dennoch gehe ich mit den Desinfektionsmitteln sparsam um. Gerade in der jetzigen Zeit“, betonte die Krebspatientin, die auch regelmäßig zu Fachärzten nach Gardelegen und Stendal zur Untersuchung muss. In der angespannten Zeit durch den Coronavirus weiß Ursula Bierbaß allerdings nicht, ob die Sprechstunden der jeweiligen Mediziner auch wirklich stattfinden.

Eines ist für die Klötzerin aber sicher. Ihre Kinder unterstützen sie bei der Bewältigung der täglichen Aufgaben. Denn mit dem Fahrrad darf die 66-Jährige seit einer Operation auch nicht mehr fahren. Daher wird sie von ihrem Mann oder den Kindern zum Einkaufen und zu Arztterminen gebracht.

Nach dem ersten Artikel in der Volksstimme vor wenigen Tagen hat Ursula Bierbaß auch Unterstützung aus der Bevölkerung in Sachen Desinfektionsmittel erhalten. Corinna Schulze aus Kusey spendete zwei Flaschen Desinfektionsspray für die Krebspatientin. Die Sprühflaschen brachte sie persönlich in der Redaktion der Klötzer Volksstimme vorbei. Schulze ist selbst Krebspatientin, wie sie sagte. Daher benötige sie ebenfalls Desinfektionsmittel. Die zwei Flaschen könne sie zur Verfügung stellen. „Ich hoffe, das ist ein Denkanstoß für andere Bürger“, sagte die Kuseyerin.

Dass die Menschen teilen und füreinander da sind, sei wichtig. Sie wünschte Ursula Bierbaß alles Gute. Damit ist die Krebspatientin erstmals wieder versorgt. Dennoch bleibt sie täglich auf der Suche nach dem wichtigen Mittel. Dann bleiben nur noch die Bittbriefe an Haseloff und Ziche.