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Ehrenamt Kirchenerhalt ist Herzenssache

Für sein Engagement für die landesweit einmalige Kirche in Lüdelsen erhält Wilfried Fäsche (63) den Blumenstrauß des Monats.

Von Walter Mogk 10.09.2017, 03:00

Lüdelsen l Wenn es in Lüdelsen in und um das markante Gotteshaus des Ortes etwas zu tun gibt, ist Wilfried Fäsche zur Stelle. „Diese Kirche ist einmalig. So etwas gibt es in Deutschland kein zweites Mal. Deshalb muss sie auch erhalten werden“, schwärmt der 63-Jährige von der einzigen Gefallenengedächtniskirche des Landes, deren Grundstein am 28. März 1922 gelegt und die im Mai 1924 fertiggestellt wurde. Das Bauwerk erinnert an die 24 Gefallenen des Ersten Weltkrieges aus Lüdelsen und Neuenstall, die auf einer Tafel im Innenraum aufgeführt sind. Auf den Glasfenstern sind Stahlhelm und Eisernes Kreuz neben dem gekreuzigten Jesus zu sehen.

Als 2009 ein neues Lüdelsener Mitglied für den Gemeindekirchenrat gesucht wurde, gab es für Wilfried Fäsche kein langes Überlegen. „Mein Kumpel Werner Mahlke hat mich gefragt, und ich habe gleich Ja gesagt. Schließlich wollen wir doch unsere Kirche erhalten“, erzählt der Lüdelsener.

Seit 2011 ist Fäsche auch für das Glockenläuten zuständig. „Dafür müssen wir nicht mehr am Seil ziehen, aber zum richtigen Zeitpunkt auf den Knopf drücken, weil die automatische Zeiteinstellung defekt ist“, berichtet er. Gottesdienst ist zwar nur einmal im Monat, aber auch wenn jemand verstorben ist, wird geläutet. „Immer am anderen Tag um acht Uhr morgens, außer am Wochenende. Aber das wird dafür extra eingeläutet“, so Fäsche. Mit dem Schlüssel, den er von seinem Vorgänger Albrecht Fischbeck erhalten hat, ist der Lüdelsener deshalb öfters in der Kirche. Auch um das Gotteshaus zu reinigen oder für Veranstaltungen vorzubereiten.

„Vor Gottesdiensten richte ich schon am Vorabend alles her“, berichtet der 63-Jährige. Der Blumenschmuck für den Altar gehört genauso dazu wie die platzierten Gesangbücher oder Liederblätter.

Im Winter ziehen die Gemeindemitglieder in einen kleineren Raum des Gotteshauses, der mit einer Elektroheizung ausgestattet ist. „Die muss dann auch rechtzeitig angestellt werden, damit die Leute nicht frieren“, betont Wilfried Fäsche. Im eigentlichen Kirchenschiff selbst könne man es zu dieser Jahreszeit kaum aushalten. „Das ist die kälteste Kirche der Altmark“, ist sich der Lüdelsener sicher.

Doch auch wenn mal nichts im Gotteshaus zu tun ist, die Hände in den Schoß zu legen, ist Fäsches Sache nicht. Da gibt es die Gemeindebriefe im Ort auszutragen oder mal wieder im Krippenmuseum von Hartmut Förster vorbeizuschauen, wenn sein handwerkliches Geschick beim Vitrinenbau gefragt ist. Und nebenbei macht sich der Lüdelsener immer wieder Gedanken über den Erhalt seiner Kirche, die im Schiff aufgrund des sandigen Untergrundes etliche Risse in den Wänden zeigt. „Die richtige Lösung für das Problem haben wir noch nicht gefunden“, meint er nachdenklich.