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Klimawandel Forstamt Klötze stellt fest: 39 Grad und es wird immer heißer

Der Klimawandel spielt seit Jahren auch im Klötzer Betreuungsforstamt Westliche Altmark eine zunehmend wichtige Rolle. Um die Wetterentwicklung im Auge zu behalten, zeichnet die Einrichtung diese auf. Seit einem Jahr sogar in digitaler Form.

Von Henning Lehmann und Christiane Reinert 20.07.2023, 22:42
Forstamtsleiter Helmut Jachalke mit alten Büchern von Wetterdaten von 1901 bis 1950.
Forstamtsleiter Helmut Jachalke mit alten Büchern von Wetterdaten von 1901 bis 1950. Henning Lehmann

Klötze - Wetter und Wald, das gehört zusammen. Darin ist sich der Leiter des Betreuungsforstamtes Westliche Altmark, Helmut Jachalke, sicher. Denn der Klimawandel hat auch den Wald in den zurückliegenden Jahren massiv verändert. Trockenheit lässt einige Baumarten absterben, und der Borkenkäfer sorgt immer noch für reichlich Schäden an den Kiefern. Um das Wetter täglich im Auge zu behalten, werden im Klötzer Forstamt an der Hagenstraße die entsprechenden Daten seit einem Jahr digital aufgezeichnet.

Helmut Jachalkes Sekretärin Inga Hohmann-Görges überwacht und notiert sie. Ihr erster Gang am Morgen ist der zur Messstation in einem Büro im Obergeschoss des Hauses. Diese digitale Anzeige ist mit einer Wetterstation auf dem Hof der Behörde verbunden und sendet die Angaben, wie die Außen-Tagestemperaturen, Windgeschwindigkeit sowie die Niederschlagsmengen und die Stärke der Ultraviolettstrahlung (UV). Die alles trägt Inga Hohmann-Görges werktags in einen Computer ein.

Es herrscht eine extreme Dürre im gesamten Boden, was zu Trockenstress bei den Bäumen führt.

Helmut Jachalke ist nicht nur der Forstamtsleiter, sondern auch der Kreis-Brandschutzbeauftragte im Altmarkkreis Salzwedel. Eine seiner Aufgaben ist die Ausrufung der Waldbrandgefahrenstufe. Diese bestimmt er anhand der Daten von verschiedenen lokalen Wetterstationen und der Empfehlung des Deutschen Wetterdienstes. Ausgewertet werden unter anderem die Niederschlagsmengen und Temperaturen. Aktuell hat die Waldbrandgefahr die dritthöchsten Stufe, also Stufe 3. Der Regen der vergangenen Tage und das durchwachsene Wetter sorgten für eine Herabstufung.

Laut dem Bundesministerium für Landwirtschaft und Ernährung gab es im vergangenen Jahr insgesamt 156 Waldbrände in Sachsen-Anhalt. Im Bundestrend liege die Altmark deutlich unter dem Durchschnitt, so Jachalke und führt dieses vor allem auf drei Aspekte zurück. Zum einen seien die Leute vor Ort ausreichend für die Thematik sensibilisiert worden: „Wenn sie einen Brand sehen, rufen sie sofort Hilfe.“ Zum anderen habe die Altmark keinen flächendeckenden Wald und es seien auch genug Wege vorhanden, um ein schnelles Eingreifen im Notfall zu ermöglichen.

Inga Hohmann-Görges erfasst täglich die Niederschlagsmengen und Temperaturen im Klötzer Forstamt. Seit Mai 2022 auch in digitaler Form.
Inga Hohmann-Görges erfasst täglich die Niederschlagsmengen und Temperaturen im Klötzer Forstamt. Seit Mai 2022 auch in digitaler Form.
Fotos: Henning Lehmann

Dennoch sei die Lage in den heimischen Forsten weiterhin angespannt. „Erstens herrscht eine extreme Dürre im gesamten Boden, was zu Trockenstress bei den Bäumen führt. Zweitens gibt es ein massives Niederschlagsdefizit.“

In den letzten 40 Jahren sind die Temperaturen deutlich angestiegen.

So lagen die durchschnittlichen Jahresniederschläge von 1901 bis 1950 bei 588 Millimeter im Altmarkkreis Salzwedel. Diese seien in den vergangen fünf Jahren deutlich weniger geworden. Mittlerweile fehle über eine Jahres-Durchschnittsniederschlagsmenge von 670 Millimetern im Altmarkkreis Salzwedel. Jachalke: „In den letzten 40 Jahren sind die Temperaturen deutlich angestiegen.“ Die Jahres-Durchschnittstemperatur lag von 1901 bis 1950 bei 8,6 Grad. 2022 lag sie um zwei Grad höher – stieg also auf 10,6 Grad an.

Dieses führt Helmut Jachalke auf die Zunahme von vielen heißen Tagen in den vergangenen Jahren zurück. Anhaltende Hitze sorge dafür, dass der Regen im Laub der Bäume und auf den Stämmen schneller verdunste.

Den heißesten Tag 2022 gab es deutschlandweit am 20. Juli. Während im Harz das Thermometer über die 40-Grad-Marke kletterte, blieb es in Klötze mit 39,1 Grad nur knapp darunter.