Kein Geld für die Pflege Gardelegener interessiert am Klötzer Mosel-Grab
Was soll mit der imposanten Grabstelle des früheren Bürgermeisters August Mosel in Klötze passieren, an der der Zahn der Zeit nagt? Diese Frage beschäftigt den Klötzer Ortschaftsrat seit einiger Zeit. Eine Lösung gibt es bisher nicht. Gemeldet hat sich ein Interessent, der die Steine gern nach Gardelegen holen möchte.

Klötze - Zieht die Grabstelle des früheren Klötzer Bürgermeisters August Mosel gut 100 Jahre nach dessen Tod vielleicht in Zukunft nach Gardelegen um? Eine entsprechende Anfrage gibt es, teilte Klötzes Ortsbürgermeister Raimund Punke während der jüngsten Sitzung des Ortschaftsrates mit. Ein privater Interessent würde die Steine wohl gern in die Hansestadt holen und dort wieder aufbauen. Das Mosel-Grab solle wieder zugänglich gemacht werden, wie es dazu hieß. Wohin es genau kommen soll sowie andere Details würde er noch bei dem Interessenten nachfragen, so Raimund Punke.
„Das wäre eine Variante“, sagte er bezogen auf das Angebot. So müsste man das Grab, das sich auf dem Friedhof nahe der Bergstraße befindet, nicht abreißen. In Klötze ist kein Geld für eine Sanierung vorhanden. Das Thema beschäftigt das Gremium schon seit einiger Zeit (Volksstimme berichtete). Nun auch wieder bei der jüngsten Zusammenkunft. Die Meinungen gehen auseinander. Manche wollen abbauen, andere erhalten.
Ehrenbürger oder nicht?
Unter anderem geht es um die Frage, ob Mosel Ehrenbürger der Stadt ist. Gibt es denn noch Nachfahren von August Mosel, die für das Grab verantwortlich sein könnten?, hakte Klaus Ewertowski (CDU) nach. Wenn Mosel kein Ehrenbürger ist, sei er ein Bürger wie jeder andere auch. Außerdem ist es ein Familiengrab, erinnerte Ewertowski. „Das ist kein Thema für uns, wir haben andere Sorgen“, machte er seinen Standpunkt klar. Was passiert, wenn Sicherheitsprobleme festgestellt werden? Für ihn seien die Nachfahren zuständig. Verschiedene Chroniken habe Bernd Granzow (SPD) gelesen, der auch Mitglied der Klötzer Ortschronisten-Gruppe ist, aber nichts über eine Ehrenbürgerschaft entdeckt, wie er sagte.
„Das Grab sollte in Klötze bleiben“, sagte Bernd Unruh (SPD). Mosel habe einen historischen Wert, deshalb sollte die Stelle erhalten bleiben, plädierte er. Unruh erklärte sich dazu bereit, das Grab zu pflegen. Diese Aussage sorgte gleich für Reaktionen. „Weißt du, was das kostet?“, warf Bernd Granzow mit Blick auf den alten Sandstein ein, der „faule“. „Wenn du das allein pflegen willst, sage ich: Hut ab“, so Granzow in Richtung von Bernd Unruh.
Allein mit Unkrautzupfen ist die Arbeit nicht getan, wie während der Diskussion deutlich wurde. Ob es eine Kostenschätzung für die Sanierung der Grabstelle gebe, stellte Uwe Witte (CDU) als Frage in den Raum. Wenn das Wiederherrichten 50 000 Euro kosten würde, hätte das ein Einzelner wohl nicht zur Verfügung. Die Grabstelle zu sanieren, das könne der Ortschaftsrat nicht leisten, stellte Frank Fritzsche (CDU) fest und schlug vor, vielleicht eine Erinnerungstafel aufzustellen.
Ähnlich lautete die Idee von Lothar Schulze (Die Linke). „Wir müssen die Kirche im Dorf lassen“, sagte er. Wenn es nicht anders geht, müsse das Grab bis auf eine Grünfläche abgetragen werden, das würde langfristig weniger Aufwand bedeuten. Eine Tafel könnte an Mosel erinnern. Ob eine komplette Entfernung des Grabes in der Bevölkerung Widerhall finden würde, wage er zu bezweifeln, sagte Schulze. Wie wäre es, die Grabstelle zu fotografieren und anschließend das Bild auf eine Steinplatte zu setzen?, sagte Bernd Granzow.
Historischer Wert
Lässt sich das Grab nicht doch in Klötze erhalten? Für Pflege und Erhalt brauche es Initiative, sagte Alexander Kleine (SPD) und ergänzte: „Wir müssten langsam mal eine Lösung finden.“ Für ihn habe das Grab etwas Besonderes und auch einen historischen Wert. Zu schaffen sei der Erhalt aber wohl nur mit einer Arbeitsgruppe. Die Stadtverwaltung hätte schon festgestellt, dass das Grab Sache der Ortschaft Klötze sei. Mit Zustimmung der Runde durfte sich auch eine Einwohnerin an der Diskussion beteiligen. Sie fände es schade, wenn das Grab wegkäme, sagte die Frau. Sie finde es dort sehr schön. Und wenn sich schon jemand aus Gardelegen für die Grabstelle interessiere, müsse der Interessent sie doch bestimmt auch schön finden.
Vielleicht lasse sich ja eine Art Freundeskreis-Gruppe aufziehen, die sich um den Erhalt des Grabes kümmert, sagte Norbert Schulz (SPD). Interessierte Einwohner sollten sich bis zum 1. November melden. Wenn es mit dem Engagement nicht klappt, könne man andere Wege suchen und das Angebot aus Gardelegen annehmen, so Schulz.
„Wir drehen uns hier im Kreis“, schritt Ortsbürgermeister Raimund Punke in die Diskussion ein. Der Ortschaftsrat sei nicht für Friedhofskultur zuständig, stellte er fest. Wenn sich Privatleute für die Pflege finden würden, wäre das etwas anderes. Aber die Runde könne auch nicht einfach einen Beschluss über ein Grab fassen, „das uns nicht gehört“, so Punke. Verkauft man die Steine, würde es vielleicht große Probleme geben, wenn irgendwann Nachkommen auftauchen.
Bei der nächsten Sitzung des Ortschaftsrates soll die Runde noch einmal über das Grab sprechen. Bis dahin hätten Einwohner eine letzte Frist, um sich etwas für den Erhalt zu überlegen.