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Gedenken Frieden geschieht nicht von allein

Bomben fielen am 22. Februar 1945 auf Klötze und Kusey, mehr als 60 Menschen starben. Daran wurde jetzt erinnert.

Von Tobias Roitsch 23.02.2020, 19:18

Kusey/Klötze l Tod, Leid und Zerstörung brachten die amerikanischen Bomber, die am 22. Februar 1945 ihre explosive Fracht über den Orten Klötze und Kusey abwarfen. Wenige Wochen vor Ende des Zweiten Weltkrieges starben in Klötze 25 Menschen bei dem Luftangriff. Ein paar Kilometer weiter, in Kusey, waren an dem Tag 38 Tote zu beklagen. Mit Gedenkveranstaltungen wurde am Sonnabend, dem 75. Jahrestag der Bombenangriffe, an die Ereignisse von damals erinnert.

Mehr als 30 Menschen hatten sich dafür am Gedenkstein mit der Aufschrift „Nie wieder!“ am alten Bahnhof in Kusey versammelt. Gegen 12 Uhr begannen die Kirchenglocken im Ort, für rund zehn Minuten zu läuten. Anschließend ergriff Einheitsgemeinde-Bürgermeister Uwe Bartels das Wort. In seiner Rede beschrieb er, wie es den Menschen damals in Kusey ergangen sein könnte. Wie sie vielleicht beim Mittagessen saßen oder am Bahnhof auf den Zug warteten, als die Erde plötzlich durch die Explosionen der vom Himmel fallenden Bomben erschüttert wurde und nur noch Schutt und Asche übrig blieben. Einige Kuseyer hätten diese Bilder sicher noch vor Augen, sagte Uwe Bartels.

Die Bilder, die er beschrieben hat, mögen drastisch sein, fuhr er fort. Doch weit hergeholt seien sie nicht. Für die Menschen in Syrien, Israel oder Afghanistan sei die Gefahr, die von Bomben ausgehe, Wirklichkeit. Mit Blick auf den Angriff im Februar 1945 sagte das Stadtoberhaupt: „Die Erinnerung allein ist nicht fruchtbar.“ Bedenken müsse man auch, wie es heute ist. Mit der Gefahr von Bombenangriffen leben zu müssen, sei für jüngere Generationen unvorstellbar. „Meine Eltern haben es erlebt und uns Kindern davon erzählt“, sagte Uwe Bartels. Dadurch würden die Ereignisse von damals nicht vergessen werden.

„Frieden geschieht nicht von allein“, lautete seine Botschaft. Gedenken allein helfe nicht. Menschen müssten etwas dafür tun und entschieden handeln. Jeder trage dafür Verantwortung. Als Gefahren für den Frieden nannte Bartels die nationalsozialistischen Töne, die heute wieder zu hören seien, oder das Arbeiten an militärischen Optionen, die als überwunden galten.

Zum Gedenken an die Opfer des Bombenangriffs legten Uwe Bartels und der Kuseyer Ortsbürgermeister Norbert Nieder einen Kranz am Gedenkstein ab. Der Kuseyer Männerchor stimmte einige Lieder an. Anschließend lud Norbert Nieder die Anwesenden zu einem Kaffeetrinken in das örtliche Evangelische Landjugendzentrum ein.

Wenige Minuten später begann am Sonnabend dann die Gedenkveranstaltung in Klötze, die am Soldatendenkmal vor der St. Ägidiuskirche stattfand. Auch dort wurde ein Kranz niedergelegt.