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Gegen den Trend Ausbildung statt Studium

Ausbildung statt Studium, Werkbank statt Hörsaal. Für diesen Weg entscheiden sich immer mehr junge Altmärker.

Von Markus Schulze 05.08.2020, 01:01

Quarnebeck l „Handwerk hat goldenen Boden“, lautet ein altes Sprichwort. Dennoch entschieden sich in der jüngeren Vergangenheit immer mehr (junge) Menschen gegen eine Ausbildung und stattdessen für ein Studium. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes befanden sich am 31. Dezember 2019 rund 1,3 Millionen Personen in einer dualen Ausbildung. Dual bedeutet in diesem Zusammenhang, dass die Ausbildung zum einen im Ausbildungsbetrieb und zum anderen in der Berufsschule stattfindet. Den 1,3 Millionen Auszubildenden standen Ende 2019 rekordverdächtige 2,9 Millionen Studierende gegenüber. In Sachsen-Anhalt hielten sich die Zahlen zuletzt mit 46.662 Berufsschülern und 54.406 Studierenden in etwa die Waage.

Doch nicht jeden Abiturienten zieht es automatisch in den Hörsaal. Wie das Statistische Landesamt vor wenigen Tagen vermeldete, entschieden sich im Berichtsjahr 2019/20 insgesamt 1278 Personen mit Hochschulreife für die duale Ausbildung.

Genau diesen Weg hat nun auch Pascal Dannies aus Trippigleben gewählt. Er möchte Metallbauer werden und begann am Montag seine dreieinhalbjährige Ausbildung im Betrieb von Matthias Schachel in Quarnebeck. „Ich bin eher praktisch veranlagt, kein Bürohengst, und wollte lieber etwas Handwerkliches machen“, begründet der 18-Jährige seine Entscheidung. Außerdem habe er von der Schulbank erstmal genug, die Werkbank findet er wesentlich reizvoller. „Ich will Berufserfahrung sammeln, mein erstes eigenes Geld verdienen“, erklärt Pascal.

Ein Gedankengang, mit dem der junge Mann aus Trippigleben nicht alleine ist. „Aus meiner Klasse vom Gymnasium macht gut die Hälfte eine Ausbildung.“

Sein Chef, Metallbaumeister Matthias Schachel, findet das positiv. Für beide Seiten: „Man bekommt doch momentan eher einen Ausbildungsplatz als einen Studienplatz.“ Zudem seien die Chancen, nach der Lehre übernommen zu werden, sehr gut.

Somit hätten die jungen Leute eine Perspektive, die nach einem Studium nicht unbedingt vorhanden wäre. Gleichzeitig könnten sich Betriebe ihre Fach- und Führungskräfte der Zukunft selbst sichern. „Wenn alles gut läuft und Pascal das möchte, dann würde ich ihn nach der Ausbildung gerne behalten“, versichert Schachel.

Indes freut sich Pascal darüber, dass er eine Lehrstelle in unmittelbarer Nähe zu seinem Wohnort gefunden hat. Von Trippigleben nach Quarnebeck sind es nur drei Kilometer. Er hat zwar schon den Führerschein, „aber selbst mit dem Fahrrad ist das ein Katzensprung“.

Den Betrieb von Matthias Schachel kennt Pascal gut. Er hatte dort schon einen Ferienjob und machte auch ein Praktikum. „Das ist die beste Gelegenheit, um sich kennenzulernen und herauszufinden, ob das wirklich der passende Beruf ist“, betont Schachel.

Für Pascal muss die Lehre übrigens noch längst nicht das Ende der Fahnenstange sein. Durch sein Abitur habe er bereits einen von vier Teilen auf dem Weg zum Meister erfüllt, wie Schachel erklärt. Für ihn ist Pascal der erste Lehrling überhaupt, stellt aber keine Belastung dar. Ganz im Gegenteil. „Wir freuen uns, dass er da ist.“

In Zukunft möchte Schachel regelmäßig ausbilden. „Dazu brauche ich aber noch mehr Personal.“ Momentan gibt es in der Firma des 35-Jährigen neben ihm selbst nur noch einen Gesellen und zwei Hilfskräfte. Pascal könnte helfen, diese Personalsorgen zu mindern. Weiterhin plant Schachel diverse Umbauten, zum Beispiel, was den Pausenraum anbelangt, um künftigen Lehrlingen noch besser gerecht werden zu können.

Indes durfte Pascal am Montag gleich mal an die Bohrmaschine. Mitte dieser Woche soll er mit nach Schwiesau kommen, um dort ein Tor einzubauen. Er hat nun eine 40-Stunden-Woche, die Berufsschule ist in Stendal. „Eigentlich in Salzwedel. Aber von der Anbindung her ist Stendal besser“, erklärt Schachel, der alles tun will, um Pascal eine ebenso angenehme wie erfolgreiche Ausbildung zu bieten. Der Grund ist ganz einfach: „Die Azubis von heute sind die Fachkräfte von morgen.“