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Handwerk Von einer Generation zur anderen

Edeltraud Witte aus Klötze war Frisörin aus Leidenschaft. Nun übergibt sie das Geschäft an ihre Schwiegertochter.

Von Meike Schulze 11.01.2018, 02:00

Klötze l „Friseurin war immer mein Traumberuf und ist es geblieben.“ Wenn Edeltraud Witte über ihr Berufsleben spricht, leuchten ihre Augen. So ist sie noch heute dankbar, dass sie als 14-Jährige eine Lehre bei Herbert Köhler in dessen Salon an der Klötzer Schulstraße beginnen konnte. „Herr Köhler war ein toller Chef, ich habe sehr gerne bei ihm gearbeitet“, erinnert sie sich. Nach dreijähriger Lehrzeit bekam sie 1970 ihren Gesellenbrief und wechselte zwei Jahre später wegen des höheren Verdienstes und vieler junger Kolleginnen vom kleinen Familienbetrieb in die neue, modern eingerichtete PGH (Produktionsgenossenschaft des Handwerks ) „Charmant“ in Klötze.

Und noch heute werden von vielen Kunden die PGH „Charmant“ und Edeltraud Witte nahezu in einem Atemzug genannt. Schließlich war sie aufgrund ihres Könnens sowie ihrer Begeisterung für den Beruf und neue Trends recht schnell zur Leiterin der Modeproklamation aufgestiegen. Heißt: Sie hat den anderen Friseurbetrieben im damaligen Kreis Klötze die neuen saisonalen Modelinien weitervermittelt. Und da sie quasi immer auf dem neuesten Stand war und sich mit Engagement der praktischen Lehrlingsausbildung widmete, wurde sie schließlich auch Mentorin für die Meisterschüler der PGH, „obwohl ich selbst noch keine Meisterin war“.

Noch einmal selber die Schulbank drückte Edeltraud Witte, nachdem sie sich im Oktober 1990 selbstständig gemacht hatte. Der an einer Schule in Oldenburg erworbene Meistertitel machte dann auch die Ausnahmegenehmigung für die Führung des eigenen Friseurgeschäftes, das ihr Mann Uwe an das schmucke Eigenheim an der Feldstraße gebaut hatte, überflüssig.

Bekannt und beliebt durch die Arbeit bei „Charmant“ gab es von Anfang an einen großen Kundenstamm – und unter anderem mit Elke Tiedke und Esther Müller auch zwei der ersten Angestellten, die die Meisterin selbst ausgebildet hatte. Schnell war der eine Salon zu klein. So wurde in Erweiterungsbauten und neue Geschäfte in Klötze (An der Wasserfahrt), in Kunrau und für kurze Zeit auch in Beetzendorf investiert. Zeitweise standen bei Edeltraud Witte zwölf Friseurinnen und eine Kosmetikerin in Lohn und Brot. Und auch die Lehrlingsausbildung blieb ein Faible der 64-Jährigen, so dass sie allein in ihrer Zeit als Selbständige auf zwölf selbstausgebildete Friseurinnen blicken kann. „Zwei davon haben sogar ihren Meister gemacht“, verweist Edeltraud Witte auf die Qualität der Ausbildung.

Eine der Meisterschülerinnen ist Constanze Witte, 41 Jahre jung und Schwiegertochter der Senior-Meisterin. Dabei wollte sie anfangs gar keine Friseurin werden, sondern hatte erstmal eine Ausbildung zur Zahntechnikerin absolviert. Dort bemerkte die kommunikationsstarke Frau allerdings recht schnell, „dass Prothesen nicht antworten“. Als sie wenige Jahre später zunächst hochschwanger und dann mit Kinderwagen täglich im Salon Witte auf einen „Schnack“ vorbeischaute, erkannte sie: „Das ist auch was für mich. Mit Menschen umgehen und kreativ sein.“ Also lernte die junge Mutter einer damals einjährigen Tochter Emily noch einmal neu, bekam 2005 ihren Gesellenbrief und schloss 2011 – als Töchterchen Holly (heute 8) die Familie schon komplettiert hatte – erfolgreich die Meisterschule ab. „Ich habe sie ganz schön gefordert“, gesteht Edeltraud Witte ihren hohen Anspruch an die Schwiegertochter, mit der sie sich, seitdem ihr Sohn Hagen sie als 18-Jährige mit in die Familie gebracht hatte, bestens versteht. „Ja, mehr als andere Lehrlinge“, antwortet Constanze lachend und auch dankbar, dass sie dadurch „alles mit sehr gut abgeschlossen“ hat.

Apropos abgeschlossen. Das trifft für Edeltraud Witte jetzt auf das Erwerbsleben zu, während Constanze Witte voll durchstartet. Und zwar mit den drei Friseurinnen, die schon bei der Senior-Meisterin angestellt waren: Elke Tiedke, Esther Müller und Andrea Krüger. Neu ist, dass das Angebot an der Feldstraße jetzt durch Tina Kohlbacher um die medizinische Fußpflege erweitert wird.

„Ich bin froh und erleichtert, dass der Übergang so nahtlos erfolgen konnte, ich eine tolle Nachfolgerin habe und meine Kundinnen und Kunden weiter bestens beraten und bedient werden“, sagt Edeltraud Witte über die neue Geschäftsinhaberin. „Überhaupt haben wir Glück“, bezieht sie auch ihren Mann Uwe ein, der seinen Dachdeckerbetrieb vor geraumer Zeit bereits an Sohn Hagen, der ebenfalls Meister seines Faches ist, übergeben hat. „Viele Handwerker wünschen sich Nachfolger für ihre Betriebe, finden aber keine. Und bei uns bleibt alles in der Familie“, ist Edeltraud Witte glücklich. Denn sie ist überzeugt: „Die beiden kriegen das hin.“