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Havarie Es ist keine schnelle Lösung in Sicht

Nachdem die Ohre-Schleuse bei Jahrstedt zusammengekracht ist, wurde über das weitere Vorgehen beraten. Schnellen Ersatz gibt es nicht.

Von Tobias Roitsch 26.03.2018, 03:00

Jahrstedt l Das war eine böse Überraschung: Von der Ohre-Schleuse bei Jahrstedt waren kürzlich nur noch Trümmer übrig. Das Bauwerk war eingestürzt. Spekuliert wurde zunächst, dass ein Eisblock in Verbindung mit Wassermassen für den Einsturz gesorgt hat. Doch der Grund für die Havarie war ein anderer, wie nach einem Gespräch der beteiligten Partner feststeht.

Zu der Runde waren Vertreter der Stadt Klötze, der Naturparkverwaltung Drömling, des Zweckverbands Drömling, der Unteren Wasserbehörde des Altmarkkreises Salzwedel und des Unterhaltungsverbandes (UHV) Obere Ohre am Freitag in Oebisfelde zusammengekommen. Über die Ergebnisse des Treffens informierte Hagen Müller, Geschäftsführer des UHV, schriftlich. Der Verband unterhalte und bediene die Stauanlage bei Jahrstedt sowie 106 weitere Anlagen für die Naturparkverwaltung, die der Staurechtsinhaber ist.

Zunächst sei eine Analyse zu den Ursachen, die zur Beschädigung der Schleuse am 18. März geführt haben, erfolgt. Der erhöhte Wasserstand, zu dem es an dem Sonntagmorgen vermutlich durch Eis- und Schneestau sowie Schwemmgut gekommen war, ist „nicht die primäre Ursache für den Schaden am Wehr“ gewesen, wie es in den Ausführungen heißt. In anderen Jahren seien an dem Wehr schon höhere Stauwasserstände gemessen worden. „Der Schaden ist durch Unterspülen des östlichen Fundamentes am Sonntagmorgen entstanden. Durch den Druck des Wassers hat sich ein Kolk gebildet, der zum Wegbrechen des Staufundamentes führte“, wird beschrieben, wie es zum Einsturz der Schleuse, die 1956 erbaut wurde, kam.

Verständigt wurde sich bei dem Gespräch darüber hinaus über das weitere Vorgehen und den Ersatz der Schleuse. Eine Option könnte demnach sein, gänzlich auf ein bewegliches Wehr zu verzichten und stattdessen eine Sohlgleite zu installieren. Eine solche kann aus Pfählen, Steinen, Balken oder Betonschwellen bestehen, die quer zur Fließrichtung des Flusses in die Sohle eingebracht werden. Wie diese im konkreten Fall aussehen könnte, ist nicht beschrieben. Die Sohlgleite würde aber wohl das gesamte Bett der Ohre einschließlich der Ufer umfassen, wie es heißt. Die Naturparkverwaltung Drömling lasse prüfen, welche Stauwasserstände mit dieser Lösung erreichbar wären. Ist diese machbar, werde sich der Zweckverband Drömling um die Umsetzung kümmern, der an gleicher Stelle den Bau eines Fischpasses bereits geplant hat. An erster Stelle stehe aber der Hochwasserschutz für Jahrstedt. Dieser dürfe sich nicht verschlechtern.

„Die Einspeisung von Wasser aus der Ohre in die Nebengräben kann damit gesichert werden“, wird zur Variante „Sohlgleite“ ausgeführt. Negative Folgen würde es allerdings für den nahe gelegenen Teich geben, der den Jahrstedter Anglern als Vereinsgewässer dient. Der Wasserstand könnte um einige Dezimeter absacken, wie es heißt. „Das würde die Angelnutzung beeinflussen.“

Diese Aussicht sorgt bei den Jahrstedter Anglern für Unmut. Getroffen hatten sich am Sonnabend 14 der insgesamt 60 Mitglieder zum Arbeitseinsatz am Teich. Sie harkten Laub, beseitigten Sturmschäden aus dem vergangenen Herbst und sprachen natürlich über die aktuelle Lage. Gut zu erkennen war, dass der Wasserstand im Teich bereits gesunken ist. „So ist es der absolute Notstand“, sagte der Vorsitzende Maik Theisz im Gespräch mit der Volksstimme. Um rund 50 Zentimeter sei der Wasserstand gefallen, noch gut ein Meter sei verblieben. Ohne Schleuse gebe es keinen Wassereintrag, brachte er das Problem auf den Punkt. „Hier gibt es nichts zu angeln“, sagte Theisz.

Zwar könnten die Angler ihr Veto einlegen, doch dies habe kein Gewicht, so der Vorsitzende, schließlich seien sie nur Nutzer des Teichs. Aber noch sei ja nichts entschieden, sondern nur Vorschläge gemacht worden. Die Angler könnten nur abwarten. Im schlimmsten Fall drohe die Auflösung des Vereins, denn der Teich sei das einzige Gewässer, das ihnen noch zur Verfügung stehe.

Neben dem Bau einer Sohlgleite wurden am Freitag noch andere Varianten ins Auge gefasst. Sollte die Sohlgleite nicht umsetzbar und doch ein bewegliches Wehr erforderlich sein, könnte dieses gegebenenfalls zu 100 Prozent aus Mitteln der Wasserrahmenrichtlinie finanziert werden, wie es heißt. Entscheiden würde darüber das Landesverwaltungsamt, Antragsteller wäre der UHV.

Eine Forderung richtete die Untere Wasserbehörde an die Naturparkverwaltung. So solle ein provisorischer Stau in der Ohre errichtet werden. Mit diesem soll die Natur und Umwelt vor Schäden geschützt werden, die durch geringe Wasserstände auftreten könnten. „Im Nebeneffekt würde auch die gefährdete Löschwasserversorgung der Gemeinde Jahrstedt gesichert werden.“ Zugesagt habe die Naturparkverwaltung den Bau aber nicht.

Wie die Entscheidung auch ausfallen mag – bis etwas passiert, wird wohl noch viel Wasser die Ohre entlang fließen. Auch das ist eines der Ergebnisse: Die Umsetzung der Lösungen, egal welcher Art, werde mehrere Jahre in Anspruch nehmen. Schnell gehandelt werden solle hingegen beim Verbau des Kolkes sowie bei der Wiederherstellung eines Weges, der beschädigt wurde. Die Stadt Klötze und der UHV wollen die Arbeiten nach Ostern in Angriff nehmen, wird berichtet.