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31 Teilnehmer aus 23 Ländern erlernen bei Ein-Monats-Kurs in Sieben Linden Techniken zum Aufbau von Ökodörfern Ideenaustausch vom Solarkocher bis zum Biomeiler

Von Walter Mogk 31.08.2012, 05:29

International geht es derzeit im Ökodorf Sieben Linden bei Poppau zu. 31 Menschen aus 23 Ländern lernen hier bei einem einmonatigen Kurs, wie Ökodörfer aufgebaut werden, und bringen ihre Ideen mit ein.

Poppau l Englisch hat Deutsch als Hauptsprache im Ökodorf Sieben Linden bei Poppau abgelöst. Zumindest bis zum 11. September, denn so lange dauert der einmonatige Kurs "Ecovillage Design Education" noch, zu dem 31 Teilnehmer aus vier Kontinenten angereist sind. Neben Vertretern verschiedener Gemeinschaftsinitiativen aus Rumänien, Litauen, Finnland, Italien, Belgien, Holland, der Schweiz, Frankreich, Spanien, der Türkei, Deutschland und Slowenien sind auch Interessenten aus Palästina, Algerien, Marokko, Ägypten, dem Senegal, Äthiopien, Ghana, Kamerun, Tansania, Brasilien und Kolumbien nach Sieben Linden gekommen, um die Grundlagen für den Aufbau eines Ökodorfes zu erlernen.

"Es geht aber nicht nur darum, wie man neue Dörfer schafft", erklärte Eva Stützel von der Ökodorf-Projektberatung. Gerade in den Ländern des Südens hätten viele Siedlungen ohnehin schon den Charakter eines Ökodorfes, was den sozialen Zusammenhalt und die ökologischen Techniken betrifft. Hier gelte es, Anregungen zu geben, wie sich die Dörfer modernisieren können, ohne diese Qualität zu verlieren.

Zunächst lernen die Teilnehmer die theoretischen Grundlagen kennen. "Dabei geht es um die vier Nachhaltigkeitsdimensionen - sozial, ökonomisch, ökologisch und kulturell", berichtete Eva Stützel. Aber auch praktische Werkzeuge zum Aufbau eines Ökodorfes gehören zum Programm. So durften die Gäste beim Aufbau einer Kompostbox und eines Hügelbeetes mit anpacken, lernten den Strohballenbau kennen und beschäftigten sich mit dem Aufbringen von Schichtmulch im Waldgarten. Ausflüge führen nach Wolfsburg, Berlin und zum Solarpark der Bioenergie Altmark bei Salzwedel.

Das Zusammenleben der verschiedenen Kulturen klappt gut. "Wir haben am 12. August mit unseren muslimischen Teilnehmern sogar das Ende des Ramadans gefeiert", erzählte Eva Stützel. Da man die gleichen Werte und Träume teile, hätten alle das Gefühl, Teil einer weltweiten Bewegung zu sein. "Die Vielfalt bereichert uns und die Teilnehmer befruchten sich mit ihren Ideen gegenseitig", freute sich die Siebenlindenerin.

So hat der Äthiopier Abel Teshome aus seiner Heimat das Projekt eines Biomeilers mitgebracht. Zusammen mit Juliherme Piffer aus Brasilien, den alle nur Xaba nennen, mischt er aus Pferdedung, Fallobst, Grünschnitt und anderen natürlichen Materialien einen speziellen Komposthaufen zusammen. Aerobische Bakterien wandeln diesen unter anderem in Wärmeenergie um, die für das Beheizen von Duschwasser benutzt werden kann. In dem 80-Liter-Behälter erwärmt sich das Nass immerhin auf bis zu 70 Grad. "Das ist Technologietransfer aus Äthiopien", staunte Eva Stützel.

Rosemary Olive Mbone Enie kommt eigentlich aus Kamerun, wohnt aber in Tansania. Sie hat sich für die Solarkochgruppe entschieden. "Das Kochen und Backen mit Sonnenenergie ist eine gute Sache, gerade für uns in Afrika", betonte sie. Die Anschaffungskosten für einen solchen Kocher seien mit weniger als fünf Dollar sehr gering und es würde jede Menge Feuerholz eingespart. "Das schont die Wälder, die immer mehr zerstört werden", erklärte sie, während in der Kochkiste die Pizza für die Kursteilnehmer schon langsam gar wurde - auch ganz allein mit der Kraft der Sonne.

Überhaupt ist in Afrika die Ökodorfbewegung im Kommen, was nicht nur die Zahl der Gäste vom schwarzen Kontinent beweist, die nach Sieben Linden gekommen sind. Allein der senegalesische Ableger des Globalen Ökodorf-Netzwerks (GEN) hat in dem westafrikanischen Land 45 solcher Modelldörfer aufgebaut. "Es geht zum einen darum, unabhängig vom Öl zu werden und auch außerhalb der dreimonatigen Regenzeit Wasser zur Verfügung zu haben, um Landwirtschaft betreiben und davon leben zu können", berichtete Adama Ly. Der Senegalese ist Generalsekretär des GEN Westafrika und ebenfalls beim Kurs dabei. "Unsere Aufgabe ist zunächst die Bewusstseinsbildung bei den Menschen, anschließend die Nutzung sauberer Energie aus Sonne und Wind und schließlich die Entwicklung einer nachhaltigen Agro- und Waldkultur", erklärte er. So habe man mit Solartechnik bereits 200 Brunnen bohren können, so dass auch in trockenen Gegenden ganzjährig Wasser zur Verfügung steht und die Menschen nicht mehr in die Städte oder nach Europa abwandern müssen.

Geplant ist der Aufbau eines eigenen Ökodorf-Netzwerks für Afrika. Das könnte schon nächstes Jahr Wirklichkeit werden. Die Initiatoren und führenden Köpfe sind übrigens in Sieben Linden keine Unbekannten. Sie haben hier in den vergangenen Jahren alle den einmonatigen Kurs absolviert.