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Kein Umdenken Erst der Wolf, dann der Mensch

Die Stadträte von Klötze fordern einen anderen Umgang mit den Wölfen. Doch die Antwort aus dem Ministerium für Umwelt sorgt eher für Unmut.

Von Siegmar Riedel 08.06.2017, 03:00

Klötze l Ein Signal wollten sie mit ihrer Resolution zum Thema Wolf bei der Landesregierung setzen. Auf Ängste in der Bevölkerung wollten die Klötzer Stadträte aufmerksam machen. Sie forderten, die Anzahl der Individuen zu begrenzen und einen Abschuss zu ermöglichen.

Doch schon die Antwort des Ministerpräsidenten machte wenig Hoffnung auf ein Umdenken. Die Antwort aus dem Ministerium für Umwelt und Landwirtschaft sorgte jetzt sogar für Kopfschütteln bei den Stadträten in der Sitzung des städtischen Hauptausschusses am Dienstag im Rathaus. „Erst der Wolf, dann der Mensch“, so fassten sie die Aussagen aus dem Schreiben zusammen.

Darin heißt es: „Die Wölfe in Sachsen-Anhalt sind Teil der Mitteleuropäischen Tieflandpopulation ... Zum jetzigen Zeitpunkt ist das von der EU vorgegebene Ziel eines günstigen Erhaltungszustandes der Population noch nicht erreicht.“ Soll heißen: In der Region leben noch nicht genug Wölfe. Erst nach dem Erreichen des günstigen Erhaltungszustandes der Population „ist auf der Ebene der Bundesregierung und anderer betroffener Mitgliedstaaten mit der EU-Kommission zu verhandeln“. So habe die Agrarministerkonferenz in einem Beschluss vom 31. März 2017 den Bund gebeten, zur Herbst-Sitzung eine Einschätzung zum Erhaltungszustand der Populationen der Tierarten Kormoran, Wolf und Biber vorzulegen.

Sachsen-Anhalt müsse dazu das Monitoring fortführen und dem Bund aktuelle Zahlen vorlegen. Die deutschen Wolfsländer wie Sachsen-Anhalt erwarten danach klare Aussagen, um Ansatzpunkte für ein Wolfsmanagement zu definieren.

Grundvoraussetzung für den Umgang mit dem Wolf sei eine gesellschaftliche Akzeptanz, die das Ministerium durch drei Dinge erreichen will: „Beraten, Schützen, Entschädigen.“ Kern des Wolfsmanagements soll das Wolfskompetenzzentrum (WZI) in Iden sein. Zudem soll die Leitlinie Wolf überarbeitet werden. Das Ministerium will damit neue Hinweise zur Wolfsabwehr, zum Herdenschutz und zur Definition verhaltensauffälliger Wölfe geben.

Nicht zutreffen würde die Annahme, so heißt es aus dem Ministerium, dass Hobbytierhalter keinen Anspruch auf Entschädigung hätten. Für Verluste an Nutztieren durch den Wolf in der gewerblichen und in der Hobbytierhaltung werde ein finanzieller Ausgleich gezahlt. Und: „Schon jetzt ist es möglich, bei einem verhaltensauffälligen Wolf die notwendigen Maßnahmen wie Vergrämung oder Tötung festzulegen.“

Im Auftrag schreibt Wolfgang Milch vom Ministerium, dass es sein Ziel sei, „so bald als möglich eine von breiter Akzeptanz getragene Leitlinie Wolf zu veröffentlichen, die sowohl den handelnden Behörden, von Wolfübergriffen betroffenen Betrieben und auch der Öffentlichkeit wichtige Informationen und Handlungsabläufe aufzeigt“. Weiter: „Ich kann ihnen versichern, dass wir die Bedenken und Sorgen der Menschen im ländlichen Raum ernst nehmen und mit großem Engagement daran arbeiten, das Zusammenleben von Mensch und Natur möglichst konfliktarm zu gestalten und einen Interessenausgleich zu erreichen.“

Die Stadträte und Einwohner von Klötze sind schon jetzt gespannt darauf.