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Kriminalität Corona macht es Ganoven schwer

Das Coronavirus scheint einen positiven Effekt zu haben: Im Altmarkkreis gingen Wohnungseinbrüche und Ladendiebstähle deutlich zurück.

Von Markus Schulze 19.05.2020, 19:01

Altmarkkreis l Das Corona-Virus macht allen zu schaffen. Nicht mal Ganoven scheinen einen leichten Stand zu haben. Kein Wunder: Schließlich waren viele Geschäfte aufgrund der strengen Verordnungen wochenlang geschlossen, die Einkaufsmeilen verwaist. Zwar wurden die Regeln mittlerweile gelockert, es gelten aber weiter Auflagen. Das macht es für Diebe nicht einfacher. Folge: Die Kriminalität sinkt. Zu diesem Schluss kommt Dana Banschus vom Polizeirevier Altmarkkreis Salzwedel auf Nachfrage der Volksstimme.

Beispielsweise arbeiten viele Menschen wegen der Pandemie derzeit von zuhause aus. Für Einbrecher steigt damit das Risiko, erwischt zu werden. Ergebnis: „Im Vergleich zu 2019 ist die Zahl der Einbrüche von März bis Mai um 46,15 Prozent gesunken“, sagt Dana Banschus. 2019 fanden in diesem Zeitraum 26 Einbrüche statt, 2020 waren es „nur“ zwölf.

Ein ähnliches Bild bietet sich beim Ladendiebstahl. Durch die Abstandsregeln sind weniger Kunden in den Läden, die Mitarbeiter können besser den Überblick behalten, Langfinger leichter ertappen. Ergebnis: Im Vergleich zu 2019 ist hier ein Rückgang von 56,25 Prozent festzustellen. Gab es von März bis Mai 2019 noch 48 Lädendiebstähle, so waren es 2020 „nur“ 27, wie Dana Banschus berichtet.

Dadurch, dass die Bürger angehalten waren, ihre Häuser oder Wohnungen nur aus triftigen Gründen zu verlassen, war auch im Straßenverkehr kaum was los. Ergebnis: Es gab weniger Unfälle. Im März 2020 waren es 16 Prozent weniger als im März 2019. Und bezogen auf den April waren es gar 23 Prozent weniger. „Das ist ein signifikanter Unterschied“, sagt Dana Banschus, die noch eine weitere Statistik zu bieten hat, nämlich die Verkehrsunfälle mit Personenschäden. Hier gab es im März 2020 zehn Prozent weniger als vor Jahresfrist und im April waren es acht Prozent weniger.

Das gilt aber nicht für alle Bereiche. Zu nennen sei hier unter anderem die häusliche Gewalt. Aufgrund der Pandemie waren die Menschen gezwungen, für längere Zeit daheim zu bleiben. Da kochen die Emotionen schnell über, möchte man meinen. Tatsächlich ist die Zahl von Übergriffen im Vergleich zu 2019 aber um 58 Prozent gesunken. Dana Banschus will aber keinesfalls jubilieren, sondern erklärt sich den Rückgang damit, dass die Opfer sich nicht getraut haben, die Fälle zur Anzeige zu bringen, weil der Partner es direkt mitbekommen hätte.

Einen ähnlichen Grund könnte es auch haben, warum die Betrugszahlen im Frühjahr 2020 im Vergleich zu 2019 um 50 Prozent gesunken sind. „Vielleicht wurden die Fälle nicht angezeigt, weil die Menschen sich geniert haben oder ihr Haus wegen Corona nicht verlassen wollten.“ Sowohl bei der häuslichen Gewalt, als auch beim Betrug könnte es also eine (hohe) Dunkelziffer geben.