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Kritik Baumeister oder Bürgermeister

Offene Kritik übte Ratsherr Jörg Kägebein in der Sitzung des Klötzer Stadtrates. Besonders kritisierte er Bürgermeister Uwe Bartels.

Von Tobias Roitsch 15.07.2020, 01:01

Költze/Quarnebeck l „Man kann nicht auf zwei Hochzeiten tanzen“ – mit deutlichen Worte richtete sich Ratsherr Jörg Kägebein von der SPD-Fraktion im Klötzer Stadtrat bei der jüngsten Zusammenkunft des Gremiums an den Einheitsgemeinde-Bürgermeister Uwe Bartels. Dieser habe mal gesagt, dass er sowohl sein Amt ausführen als auch seine Baufirma leiten könne, blickte Kägebein zurück. Daran scheint er nicht zu glauben.

Der Job als Bürgermeister sei nicht einfach. Deshalb müsse sich das Stadtoberhaupt fragen, welche Aufgabe es übernehmen möchte – die als Bürgermeister oder die als Unternehmer? „Das ist nicht nur meine Position“, sagte Jörg Kägebein, der darüber auch mit Bürgern gesprochen habe. Es gebe Stagnation in der Stadt Klötze. Sehr peinlich sei es ihm, wenn er von Leuten angesprochen und gefragt werde, was denn los sei. „Ich kann keine Antworten geben“, sagte Kägebein. „Stagnation ist nicht unser Ding. Es muss weitergehen.“ Der Bürgermeister müsse sich überlegen, wie es weitergehen soll. Gern würde er mit dem Stadtoberhaupt weiter zusammenarbeiten, sagte Kägebein.

In der Sitzung schwieg Uwe Bartels nach der Wortmeldung. Auf Nachfrage bezog der Bürgermeister im Gespräch mit der Volksstimme Stellung. Er verstehe den Hintergrund der Äußerungen nicht, so Bartels. Schließlich habe der Stadtrat im Jahr 2017 genehmigt, dass der Bürgermeister seine Firma im Nebenerwerb weiter führen kann, erklärte Bartels. Jörg Kägebein sei dabei gewesen. Mit den Fraktionen sei ein Konsens gefunden worden. „Ich mache alles nach Feierabend und am Wochenende“, teilte Bartels mit. Sollte Jörg Kägebein Gesprächsbedarf zu dem Thema haben, könne der Ratsherr gern auf ihn zukommen, bot der Bürgermeister an. Zuvor sei Kägebein nie im Rathaus gewesen, um das Gespräch zu suchen. „Ich weiß nicht, wie das jetzt kam“, sagte Bartels mit Blick auf die Äußerungen von Jörg Kägebein in der Stadtratssitzung.

Der Ratsherr hatte bei der Zusammenkunft auch noch weitere Punkte angesprochen, bei denen die Stadt aus seiner Sicht wohl nicht so gut dasteht. Vier Monate Pause gab es zwischen der letzten Sitzung des Stadtrates im März bis zur jüngsten Zusammenkunft im Juli, rechnete Kägebein vor. In dieser Zeit hat das Gremium nicht getagt, in anderen Gemeinden sei das anders gewesen. In dieser Zeit habe sich einiges bewegt. Einige Entwicklungen seien enttäuschend gewesen. Als Beispiel nannte Kägebein den Weggang der Leiterin der Klötzer Stadt- und Kreisbibliothek, Anja Dietrich.

Zur Erinnerung: Dietrich hatte sich kürzlich nach rund eineinhalb Jahren aus Klötze verabschiedet, um in Nordrhein-Westfalen eine neue Leiterstelle anzutreten. Unter anderem sei die Bezahlung dort besser als in der Purnitzstadt, hatte sie im Gespräch mit der Volksstimme vor einigen Wochen eingeräumt.

Gesprochen habe auch Kägebein mit Anja Dietrich, wie er der Runde mitteilte. Auf ihn habe sie kompetent und sympathisch gewirkt. „Hätte man sich bemüht, wäre sie hier geblieben“, war sich Kägebein sicher. Eine angemessene Bezahlung gehöre dazu.

Ein weiterer Kritikpunkt ist laut Kägebein der Stillstand bei der Sanierung der Hegefeld-Sporthalle. Eigentlich sollte es im Mai mit den Bauarbeiten losgehen, erinnerte Kägebein an die Aussage eines Planers. Nun habe sich der Ratsherr beim Altmarkkreis erkundigt und sei zur Erkenntnis gekommen, dass wohl „nicht zur rechten Zeit die Hausaufgaben erledigt worden seien“. Deshalb habe der Kreis nicht entscheiden können. Details dazu wollte Jörg Kägebein nicht nennen.

Ebenfalls auf der Liste stand die Personalie des bisherigen Klötzer Ordnungsamtsleiters. Laut einem Volksstimme-Artikel seien fast alle Fraktionen für eine umgehende Beendigung der Personalie, so Kägebein. Nur Marco Wille von der UWG-Fraktion habe gesagt, dass die Stadt in diesem Fall nicht Herr des Verfahrens sei. Das wollte Kägebein so nicht stehenlassen: „Der Bürgermeister ist Herr des Verfahrens.“ Möchte Marco Wille den Bürgermeister schützen?, fragte Kägebein.