1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Klötze
  6. >
  7. Nah dran, aber mit Vorsicht

Pflegedienst Nah dran, aber mit Vorsicht

Das Coronavirus macht den Pflegekräften in Klötze die Arbeit nicht einfacher. Mindestabstand und Pflege passen schlecht zusammen.

Von Henning Lehmann 27.03.2020, 21:00

Klötze l Jennifer Sperber ist eine von insgesamt 36 Pflegefachkräften und Pflegeassistenten, die beim Sozialcentrum Altmark (SCA) arbeiten und fast 200 ältere und kranke Menschen in der Region Klötze und Beetzendorf versorgen. Doch in den Zeiten der CoronaKrise wird ihr lebenswichtiger Job durch die hohen Hygieneanforderungen erschwert. Der Arbeitstag beginnt für die junge Frau täglich mit der Messung der eigenen Körpertemperatur und der Überprüfung der hygienischen Grundausstattung. Dazu gehören unter anderem die Mund- und Atemschutzmasken sowie Schutzhandschuhe. Denn die junge Frau, wie auch ihre anderen Kollegen, haben täglich mehrmals Kontakt zu den betreuten Menschen. In der Regel macht Jennifer Sperber zwischen zehn und 30 Hausbesuche. Bei einigen Patienten kommen die Schwestern bis zu dreimal am Tag ins Haus, um sie medizinisch zu versorgen, Medikamente zu verabreichen, Blutdruck und Blutzucker zu kontrollieren sowie auch das lebenswichtige Insulin zu spritzen.

Aber auch die Körperpflege der Senioren zählt zu den Aufgaben der Pflegekräfte. Dabei ist es nicht möglich, den auf Grund der Corona-Pandemie vorgeschriebenen Abstand von 1,50 Meter einzuhalten. Die persönliche Schutzausrüstung ist in diesem Beruf besonders wichtig, „denn unsere Pflegekräfte arbeiten direkt am Menschen “, betont SCA-Geschäftsführerin Ninett Schneider.

Seit Wochen werden die Hygienevorschriften von den Mitarbeitern des SCA wegen des Coronavirus rigide eingehalten. Wie die Geschäftsführerin anmerkt, wird beim ambulanten Pflegedienst großer Wert darauf gelegt, dass die Mitarbeiter personenbezogene Fahrzeuge haben und ihr Lenkrad täglich mehrmals desinfizieren.

Aber auch an die Angehörigen der ambulanten Pflegekunden appelliert Ninett Schneider, Besuche momentan zu unterlassen und nur im äußersten Notfall zu tätigen. Der Telefonkontakt ist während dieser Zeit der sichere Weg, um die Bewohner sowie die Pflegekräfte nicht mit dem Virus anzustecken. „Die Gesundheit der Menschen steht absolut im Vordergrund“, macht Ninett Schneider auf den Ernst der Lage aufmerksam.

Doch das ist der Punkt. Desinfektionsmittel sind nach dem Ausbruch der Pandemie Mangelware geworden und die Vorräte beim SCA schwinden durch den täglich hohen Verbrauch. Um für Nachschub zu sorgen, hat Ninett Schneider mehrere Spirituosenfirmen angeschrieben und hatte dabei auch Erfolg. Somit ist zumindestens die Versorgung mit Desinfektionsmitteln für die kommenden Wochen und Monate abgesichert.

Im Fall der Atemschutzmasken und dem einfachen Mund-Nasen-Schutz, wie er auch im normalen Betrieb benötigt wird, sieht die Lage dagegen komplett anders aus. „Zwar haben wir immer eine gewisse Menge vorrätig, aber für solch eine Pandemie über einen längeren Zeitraum reichen die Vorräte natürlich nicht aus“, stellt Ninett Schneider klar. Aus diesem Grund ist die SCA-Geschäftsführerin in den zurückliegenden Tagen alternative Wege gegangen und hat bei Handwerkern, Industrie- und Handelsunternehmen sowie ortsansässigen Firmen Atemschutzmasken gekauft. Auch Spenden aus unterschiedlichen Bereichen hat das SCA erhalten, wofür Ninett Schneider besonders dankabr ist.

Der einfache Mund-Nasen-Schutz für die Schwestern ist gegenwärtig nicht nur im ambulanten Bereich sehr wichtig, damit das Pflegepersonal keine Viren auf die Pflegekunden überträgt. Deshalb wird auch in den kommenden Tagen und Wochen der Bedarf nicht sinken. Und da das Klötzer Unternehmen derzeit keine Schutzmaterialen von staatlicher Seite erhält, ist die Geschäftsführung fieberhaft auf der Suche nach anderen Lösungen. Weil der Markt aktuell wie leergefegt ist, denkt Ninett Schneider darüber nach, selbst Mundschutzmasken aus Baumwollstoff anzufertigen. Freiwillige haben sich bereits zum Nähen bereit erklärt. Doch auch dabei müssen die strengen hygienischen Vorschriften eingehalten werden. „Wir prüfen das gerade“, informiert die Geschäftsführerin.

Im Zuge des Coronavirus wird es nächste Woche auch beim Essen auf Rädern eine Veränderung geben. Zurzeit erhalten die Menschen durch einen regionalen Caterer ihre Mahlzeiten frisch. Doch ab Montag wird Tiefkühlkost serviert. „Das ist hochwertige Tiefkühlkost in Bioqualität. Damit wollen wir weitere Risiken bei der Übertragung von Mensch zu Menschen in diesen Zeiten ausschließen“, betont Ninett Schneider.