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Ortschaftsrat Bürgerinitiative soll gegründet werden

Im Kunrauer Ortschaftsrat wurden Pläne für eine neue Hochspannungsleitung vorgestellt. Darüber wurde ausführlich diskutiert.

Von Tobias Roitsch 01.03.2017, 21:00

Kunrau l Hohe Wellen schlagen die Pläne des Netzbetreibers Avacon, der eine neue Hochspannungsleitung von Kunrau nach Salzwedel bauen möchte. Vor gut zwei Wochen hatten Mitarbeiter der Firma das Projekt im Immekather Ortschaftsrat vorgestellt – und für viel Unverständnis bei den Immekathern gesorgt, die sich statt einer Freileitung ein Erdkabel gewünscht hätten. Am Dienstagabend präsentierte Andreas Forke, Kommunalreferent der Avacon, die Pläne nun bei der Sitzung des Kunrauer Ortschaftsrates. Auch dort gab es reichlich Gegenwind von Seiten der Kunrauer.

„Wir wollen Sie heute über den aktuellen Planungsstand informieren“, leitete Andreas Forke in seine Präsentation ein. Er versicherte, dass Einwände gern aufgenommen werden, aber noch keine belastbaren Zusagen getroffen werden können. Er betonte zudem, dass man sich noch in der Vorbereitung befinde und noch kein Antrag auf Planfeststellung gestellt worden sei.

Mit der neuen 110-Kilovolt-Leitung, die vom Umspannwerk Kunrau in Richtung Salzwedel führen soll, solle die Versorgungssicherheit in der Region erhöht werden, fasste Forke eine wichtige Bedeutung zusammen. Der Abtransport von überschüssiger Energie, die in der Region etwa durch Windräder oder Photovoltaikanlagen entsteht, spiele aber ebenfalls eine Rolle. Dabei gehe es nicht um zukünftige Anlagen, die noch gebaut werden, sondern um die, die schon da sind. Produziert wird laut Andreas Forke nämlich mehr Strom als verbraucht wird.

Zur Ortschaft Kunrau betrage der Abstand der Trasse dabei mindestens 600 Meter, wie zu erfahren war. Die Freileitung biete im Vergleich zu einem Erdkabel mehr Vor- als Nachteile. So habe man schon eine jahrzehntelange Erfahrung beim Bau, die Lebensdauer sei höher als beim Erdkabel und die Reparatur einfacher, führte Andreas Forke aus. Zudem seien die Baukosten für ein Erdkabel höher, im konkreten Fall um das Drei- bis Vierfache, so Forke. Man plane weiter mit der Freileitung, die endgültige Entscheidung werde aber das Landesverwaltungsamt treffen. Im September solle das Planfeststellungsverfahren beginnen.

Im Anschluss wurde diskutiert. Mit unter den Zuhörern saßen auch Beetzendorfer. Im dortigen Rat wird die Freileitung am 28. März Thema sein. Zu Wort kommen soll dann auch eine Bürgerinitiative, die noch gegründet werden soll. An die Kunrauer ging die Einladung, sich an der Initiative zu beteiligen. Visitenkarten wurden bereits ausgetauscht.

Warum die Kosten für ein Erdkabel viermal höher sein sollen als für eine Freileitung, fragte Einwohner Ralf Schumann. Denn es sei doch relativ einfach, in den altmärkischen Boden Leitungen zu verlegen.

Ähnlich argumentierte auch Klötzes Bürgermeister Uwe Bartels, der an der Sitzung ebenfalls teilgenommen hatte. Wenn ein Kabel verlegt werden würde, wäre die Strecke doch auch kürzer. Denn die Freileitung, so war auf den Karten zu sehen, verläuft nicht geradewegs in Richtung Salzwedel. Eine Variante für eine alternative Kabeltrasse gebe es, antwortete darauf Stephan Radtke von der Avacon. Beide verlaufen aber auf der gleichen Trasse. Eine Abkürzung gibt es nicht. Angesprochen wurde, wie auch schon in Immekath, das Erdkabel, das von Kunrau nach Nettgau führt und das man doch verlängern könnte. Dieses Kabel verfüge aber nicht über die gleiche Kapazität wie eine Freileitung, erwiderte Andreas Forke.

Ob der Plan denn schon auf Themen wie E-Mobilität ausgelegt sei, stellte Ortsrat Ralf Kuske als Frage in den Raum. Denn wenn darüber diskutiert wird, müsse es ja auch zukunftsfähig sein. Ortsbürgermeister Uwe Bock kritisierte, dass das Landesverwaltungsamt schon seit 2012 über die Pläne informiert sei, in Kunrau aber niemand Bescheid wusste. „Ich kann mich nicht erinnern, dass es von der Stadt Klötze eine Info über die 110-kV-Leitung gegeben hat“, sagte Bock.

Er erinnerte sich aber daran, das an gleicher Stelle Mitte der 1990er Jahre ein Windpark entstehen sollte, für den die Gemeinde sogar noch Geld gekriegt hätte, wie Bock sagte. Eine Erlaubnis zum Bau hätte man nicht bekommen. Nun werde den Kunrauern etwas vor die Tür gesetzt, was man nicht haben wolle.