1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Klötze
  6. >
  7. Eltern außer sich: „Nicht mit uns !“

Protest Eltern außer sich: „Nicht mit uns !“

462 Einwohner hat das Dorf Breitenrode. Allein mehr als 200 unterschrieben gegen die Schließung der Kindertagesstätte im Dorf.

Von Harald Schulz 28.02.2017, 02:00

Breitenrode l Massive Vorwürfe erheben unter anderem die Breitenroder Eltern Boris und Kristina Kretschmann sowie die Mütter Anja Rau, Karoline Opitz und Eileen Bastigkeit aus dem Ort nicht nur gegen die Planung, die Kita zu schließen (Volksstimme berichtete am 17. Februar). Sondern auch gegen die Art und Weise, wie dafür von Bürgermeister und Verwaltungschef Hans-Werner Kraul, der Vorsitzenden des Schul- und Sozialausschusses, Angela Leuschner, und Stadtelternvertreter Marc Sobotta vorgegangen wurde. Boris Kretschmann drückt es im Gespräch mit der Volksstimme so aus: „Wir wurden kalt überrumpelt.“

Tatsächlich ging aus der Einladung zum Elternabend am Mittwoch, 15. Februar, nicht hervor, welche Themen ab 18 Uhr in der Kita „Storchennest“ besprochen werden sollten. „Wir dachten, es handelt sich um die Planungen für das 70-jährige Bestehen der Kita in diesem Jahr“, nahmen da noch Kristina Kretschmann und andere an.

Und auch der Ortschaftsrat Oebisfelde, einschließlich Ortsbürgermeisterin Bogumila Jacksch, erfuhren offiziell erst durch Leuschner in der Sitzung am Dienstag, 21. Februar, von dieser „Hau-ruck-Aktion“, wie Jacksch dieses Vorgehen bezeichnet. „Ich bin selbst von dieser Absicht überrascht worden. Jetzt klopfe ich an einige Türen und fordere Antworten ein“, will die Ortsbürgermeisterin der ernsten Angelegenheit die notwendige Transparenz verleihen.

Nach Ansicht der Kretschmanns geht es vornehmlich um Interessen der Kindergartenleitung Oebisfelde dank der Bequemlichkeit und Kurzsichtigkeit der Verantwortlichen. Anstatt die zukünftigen Herausforderungen für eine attraktive Infrastruktur in der Gemeinde zu steigern und weiter auszubauen, wird auf Optimierung durch Schließung einer Kinderbetreuung gesetzt.

„Seit Jahren wird trotz Auslastung unserer Kita ein systematischer Abbau seitens der Leitung betrieben, obwohl Spielgeräte für das ,Storchennest‘ im Bauhof ungenutzt lagerten. Erst nach Murren der Eltern wurden diese dann in Breitenrode aufgebaut“, lautet ein weiterer Vorwurf von Kretschmann. Und: „Weder die Eltern noch die Bürger von Breitenrode werden in die Planungen und Entscheidungsprozesse eingebunden. Die Interessen der Bürger und Eltern sind vorab nicht durch Herrn Sobotta abgefragt worden. Und der sieht nun auch keinen Gesprächsbedarf mit den Eltern mehr. Unglaublich. Alles passiert nur im kleinen Kreis hinter verschlossenen Türen“, kritisiert der Vater zweier Kinder, die in der Kita bis zum Sommer 2016 betreut wurden. Was Eltern zusätzlich aufregt, sind Flyer von allen Kitas aus Oebisfelde, die seitens der Kindergartenleitung verteilt würden.

Die Gegner der Schließungsabsichten fordern nun eine umfassende Darstellung des für sie gar nicht vorhandenen Problems. Eine Schließung kann es nach ihrer Meinung nicht geben, da es für einen solchen Schritt keinen Grund gibt. Noch einmal Kretschmann: „Die Gemeinde und auch die Politik sollen endlich beginnen, als Dienstleister der Bürger zu agieren und sich nicht über wenig Akzeptanz und Desinteresse der Bürger am politischen Leben zu wundern. Mangelnde Wahlbeteiligung und das Aufkommen von radikalen Parteien sind die Auswirkungen.“

Anja Rau und Eileen Bastigkeit legen besonderen Wert darauf zu betonen, dass sich die Eltern der Kita „Storchennest“ eben nicht für eine Schließung des Kindergartens ausgesprochen haben. „Wir wurden von Frau Leuschner lediglich informiert, dass eine Schließung in Erwägung gezogen wird. Eine Abstimmung oder Verständigung hat am 15. Februar keineswegs stattgefunden. Auf Nachfrage hieß es, dass der Termin der Schließung bereits mit Ende Juli 2017, aber auch durchaus früher erfolgen könnte“, so Anja Rau gegenüber der Volksstimme.

Der Stadtelternrat wurde in der Versammlung aufgefordert, eine Stellungnahme zu erarbeiten, die zur nächsten Sitzung des Sozialausschusses vorgelegt wird. Dass der Stadtelternrat allerdings nicht bereit ist, sich mit den betroffenen Eltern in der Sache zu verständigen, kann von den Schließungsgegnern nicht nachvollzogen werden, bedauern Rau und Bastigkeit.