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Schädlinge Borkenkäfer lassen Wälder sterben

Der Befall von Bäumen mit dem Borkenkäfer nimmt um Klötze nie dagewesene Ausmaße an. Betroffen sind besonders Lärchen und Fichten.

Von Siegmar Riedel 13.03.2019, 03:00

Klötze l Ein beklemmendes Bild bietet sich derzeit in vielen Fichten- und Lärchenbeständen. Und das nicht nur im Einzugsbereich des Betreuungsforstamtes Westliche Altmark, sondern im gesamten mitteleuropäischen Raum, betont Forstamtsleiter Helmut Jachalke. „Die Situation ist in ihrer Ausdehnung und Intensität so schlimm wie noch nie“, beschreibt der Experte.

Drei Käfer machen den Waldbesitzern das Leben derzeit so richtig schwer: Der Borkenkäferbuchdrucker und der Kupferstecher befallen Fichten, der Lärchenborkenkäfer die Lärchen.

Ein Auslöser für die Misere ist die extreme Trockenheit 2018. „Das war das wärmste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen“, resümierte Helmut Jachalke. Und eben eines der trockensten. Gleich zum Jahresbeginn fielen rund 300 Millimeter Niederschlag, danach kaum noch etwas. Normal wären rund 550 Millimeter im Jahr. Die Folgen sind dramatisch: Der Wasserspeicher Wald war zu Beginn der Vegetationsphase der Pflanzen nur zu 89 Prozent gefüllt. „Viel zu wenig“, sagt der Fachmann. „Selbst wenn 2019 annähernd normal verläuft, wird uns die Situation mit dem Borkenkäfer vor noch größere Probleme stellen als bisher.“

Helmut Jachalke erklärt den Grund: „Bekommen die Bäume wenig Wasser, sind sie geschwächt. Das lockt die Käfer an. Sie bohren in die Rinde.“ Im Normalfall würde der Baum dann Harz produzieren und den Schädling damit ersticken. Weil dafür aber Wasser fehlt, funktioniert dieser Selbstschutz nicht. Der Käfer bohrt weiter und setzt unter der Rinde Sexuallockstoffe frei. „Dadurch werden alle Käfer in der Region angelockt und paaren sich“, beschreibt Jachalke. Das Weibchen frisst Gänge in das Holz und legt Eier ab. Die Larven fressen ihrerseits Gänge, verpuppen sich und schlüpfen als Jungkäfer. Die Reproduktion beginnt erneut. „Im Normalfall gibt es nur eine neue Käfergeneration pro Jahr, in extremen Jahren zwei“, verdeutlicht er. „Wir gehen davon aus, dass es 2018 drei neue Generationen waren. Jeder Angriff eines Käfers auf einen Baum war erfolgreich.“ 10.000 Käfer würden am Jahresende bis zu 1,6 Milliarden Nachkommen hervorgebracht haben. Und die lassen ganze Fichten- und Lärchenwälder sterben.

Und hier kommt der Besitzer der Flächen ins Spiel. Das Landeswaldgesetz von Sachsen-Anhalt besagt, dass jeder Waldbesitzer die Pflicht hat, „zum Schutz des Waldes vorbeugend und bekämpfend tätig zu werden“, zitiert der Amtsleiter und erläutert dringende Maßnahmen für Betroffene. Der Käfer würde bei dauerhaft 16 Grad Celsius ausfliegen. „Bis dahin, Anfang bis Mitte April“, so Jachalke, „müssen die vom Borkenkäfer befallenen stehenden Bäume beseitigt und aus dem Wald geschafft sein.“

Weiterhin sollte der Waldbesitzer alle Anstrengungen unternehmen, um von der ersten Käfergeneration mit Fangeinrichtungen so viel wie möglich abzuschöpfen. „Wenn der Käfer aus dem Winterschlaf erwacht, ist er noch etwas dammlich und lässt sich leichter täuschen“, erläutert Jachalke.

Betroffene sollten sich mit den zuständigen Revierförstern absprechen. „Zusammen mit der Nordwestdeutschen Versuchsanstalt empfehlen wir, Fangholzhaufen aufzustellen.“ Das sind wie zum Lagerfeuer aufgestapelte Holzabschnitte, die Borkenkäfer anlocken und als eine Art Falle funktionieren sollen.

Eine weitere Maßnahme aus dem Landeswaldgesetz ist es, frisch befallenes Holz unverzüglich zu beseitigen. „Erkennbar ist der frische Befall am Bohrmehl auf dem Holz“, erklärt Helmut Jachalke. Auch diese Bäume müssen gefällt und abtransportiert werden. So lange sich die Schädlinge im weißen Raupenstadium befinden, können befallene Bäume auch geschält und im Wald belassen werden. Das überleben die Larven nicht.

Betroffen von der Borkenkäfer-Plage sind Lärchen und Fichten in der gesamten Altmark. „Wenn es 2019 weiter so läuft wie bisher, wird die Fichte künftig nur noch sehr vereinzelt zu finden sein“, sagt Jachalke und verdeutlicht: „2018 hatten wir einen Holzeinschlag von 85.000 Festmetern im Bereich des Forstamtes Klötze. Die Hälfte davon war Sturm- und befallenes Käferholz. Es wird viele Bereiche geben, wo keine Fichte mehr wächst.“

Inzwischen ist der Holzmarkt für die Fichte zusammengebrochen. Helmut Jachalke: „Es ist nicht mehr eine Frage des besten Preises, sondern nur noch, wie das Holz aus dem Wald kommt.“