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Schulausflug Leben wie vor 200 Jahren

Viertklässler der Klötzer Purnitzschule machten einen Ausflug nach Zethlingen. In der Langobardenwerkstatt kamen sie ins Staunen.

Von Meike Schulze 15.06.2016, 12:00

Klötze/Zethlingen l „Ich habe in die Mitte getroffen!“, jubelt Tammo unüberhörbar, als ihm beim Bogenschießen der wahrhaft goldene Schuss gelingt. Immerhin ist die Mitte der großen Zielscheibe auf dem Strohballen golden angemalt, und ein Treffer eine Urkunde wert. Früher, vor 2000 Jahren, das ist die Zeit, die die Langobarenwerkstatt widerspiegeln soll, hätte der Schütze seine Familie eine Weile von dem Fleisch des erlegten Wildes ernähren können.

So wie beim Bogenschießen wird auch an den anderen Stationen in der Siedlung auf dem Zethlinger Mühlenberg von den Frauen und Männern, die ehrenamtlich die Stationen betreuen, die gedankliche Brücke in die Vergangenheit gebaut. In der Holzwerkstatt versuchen sich gerade einige Jungen im Schnitzen. Die Holzmesser, die sie wenig später stolz präsentieren, bekommen in der Lederschneiderei eine passende Hülle. Andere Kinder möchten die Täschchen, die sie ohne Mühe herstellen, später als Geldbörsen verwenden.

Einige bewahren dort auch gleich ihren Schmuck auf, zum Beispiel die Armbänder, die beim Brettchenweben entstehen. Die Kerzenhalter, Türschilder und Schälchen aus der Töpferei werden indes in Papier gewickelt, damit sie unbeschadet mit nach Hause genommen werden können.

Auch außerhalb der Siedlungshäuser spielt sich einiges ab: In einem Areal graben einige Jungen und Mädchen nach Scherben und hoffen auf interessante Funde aus der Vorzeit. Gleich neben dem Bogenschießen ist Stein-, Weit- oder Zielwurf angesagt.

Doch nicht nur zum Jagen wurden einst große Steine verwendet. In der großen Küche, die zugleich Backstube ist, mahlen einige Mädchen mit Steinen Korn zu Mehl und verarbeiten das später zu Teig, aus dem sie kleine Fladen formen. Schließlich macht so viel körperliche Betätigung hungrig. Also gibt es vor der Heimfahrt für alle noch eine stärkende Mahlzeit.

Die herzhafte Erbsensuppe, die auf den Tontellern serviert und mit Holzlöffeln gegessen wird, ist das Einzige, was die Kinder an dem Tag nicht selbst machen. „Die haben unsere Mitarbeiter schon heute früh angesetzt“, hatte der Einrichtungsleiter, „Oberlangobarde“ Lothar Mittag, nach der Begrüßung beim Rundgang durch die Siedlung erklärt.

Als sich die Klasse nach mehreren abwechslungs- wie lehrreichen Stunden verabschiedet, tragen sich die Schüler zum Dank für den tollen Vormittag in das Gästebuch ein. Dort ist auch ein Satz zu lesen: „Wir kommen gerne wieder.“ Schließlich sind im Veranstaltungskalender der Langobardenwerkstatt etliche Termine aufgeführt, an denen die Kinder der Einrichtung mit ihren Familien mal einen Besuch abstatten könnten.