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Tafelausgabe Immer mehr Bedürftige in Jahrstedt

Konträre Entwicklungen nehmen die Tafelstandorte in Klötze und Jahrstedt. In der Stadt werden es weniger Bedürftige, auf dem Dorf mehr.

Von Henning Lehmann 09.08.2019, 04:00

Klötze/Jahrstedt l Fast halbiert hat sich in den vergangenen zwei Jahren die Anzahl der Tafelbenutzer in der Klötzer Ausgabestelle an der Breiten Straße. Suchten 2017 noch Familien aus 66 Haushalten das Objekt auf, sind es seit diesem Jahr nur noch Personen aus 25 bis 30 Haushalten. Das sagte die Geschäftsführerin des Diakonischen Werkes Altmark-West, Susanne Pfaffelhuber.

Warum sich die Zahl der Tafelnutzer so reduziert hat, dafür haben Susanne Pfaffelhuber und der Leiter der Klötzer Ausgabe, Eberhard Boxhammer, verschiedene Antworten. Einer von vielen Gründen ist der Rückgang der Neubürger, die in der Vergangenheit regelmäßig die Tafel aufsuchten. Diese Menschen kommen seit Monaten schon nicht mehr. Eine weitere Ursache, so vermuten Pfaffelhuber und Boxhammer, ist das reduzierte Angebot an Fleisch- und Wurstwaren. Denn aus Haltbarkeitsgründen wird schon seit drei Jahren kein verpacktes Frischfleisch mehr an die Tafelbesucher ausgereicht.

Aber auch die trophischen Temperaturen im Sommer 2018 halten viele ältere Menschen davon ab, sich immer mittwochs von 15 bis 16 Uhr auf den Weg zur Breiten Straße zu machen und sich für 1,90 Euro pro Person zu versorgen.

Ganz anders ist die Entwicklung in der Tafelausgabestelle bei Hartmut Lüderitz in Jahrstedt. Aktuell werden dort an insgesamt 38 Familien mit 56 Erwachsenen und 28 Kindern immer am Sonnabend von 16 bis 18.30 Uhr Lebensmittel ausgegeben. „Darunter sind keine ausländischen Bürger“, wie die Diakonie-Geschäftsführerin betonte.

Die Zahl der Bedürftigen ist in den zurückliegenden Monaten um etwa zehn Familien angestiegen. Die neuen Tafelnutzer kommen laut Pfaffelhuber überwiegend aus dem Raum Wittingen. Ein weiterer Grund für die Zunahme der Besucherzahlen sei das gute Angebot. Denn neben Obst und Gemüse sowie Backwaren verteilen Hartmut Lüderitz und seine zahlreichen Helfer auch abgepackte Fleisch- und Wurstwaren, Milch, Butter sowie Eier.

Um das Angebot in den Ausgabestellen in Klötze und auch Jahrstedt in der jetzigen Form aufrechtzuerhalten, ist viel ehrenamtliches Engagement der Helfer im Vorfeld und am Ausgabetag notwendig. In Klötze kann Eberhard Boxhammer auf einen Stamm von zehn Frauen und Männern zählen. Nicht ganz so viele sind es in Jahrstedt.

Schon im Vorfeld des Ausgabetages treffen sich die Ehrenamtlichen, um die angelieferte Ware zu sortieren und dann zur Ausgabe bereitzustellen. „Sechs Leute benötigen wir, um die Ausgabe abzusichern“, merkte Boxhammer an. Denn wenn, wie gerade zur Erntezeit, frisches Obst und Gemüse vom Händler kommt, muss es nach Haltbarkeit sortiert werden. Da ist jede helfende Hand nötig.

Die Klötzer Tafelausgabe besteht seit Oktober 2006. Am 11. Oktober vor 13 Jahren wurden zum ersten Mal Lebensmittel an Bedürftige aus dem Raum Klötze ausgegeben. „Mit Unterstützung der Stadt und der Wohnungsbaugesellschaft Klötze können wir die Tafelräume bezahlen“, betonte Susanne Pfaffelhuber. Neben den Ausgabestellen in Jahrstedt und Klötze unterhält die Diakonie noch Räume in Salzwedel und Gardelegen.

Mit zwei Transportern werden für alle vier Ausgabestellen die Lebensmitteln von regionalen Discountern und von vier Bäckereien abgeholt und auf die vier Standorte verteilt. Um dieses Angebot für die sozial Schwachen weiter leisten zu können, sucht das Diakonische Werk nicht nur ein neues Fahrzeug, sondern auch Fahrer. „Es ist schwierig, geeignete Fahrer zu finden, die sowohl mit dem Auto als auch mit der Ware umgehen können“, sagte Roland Lahmann vom Vorstand des Diakonischen Werkes. Wie auch Susanne Pfaffelhuber lobt er die gute Zusammenarbeit mit den Supermärkten, Händlern, Spendern und den örtlichen Bäckereien. Ohne sie würden die vier Tafelausgaben nicht bestehen können.