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Klötze Beerdigungen nehmen während der Pandemie deutlich zu Trauerrede: Corona bleibt außen vor

02.05.2021, 15:11

Von Henning Lehmann

Klötze/Apenburg Auch wenn es aktuell im Zuge der Coronakrise keine Bibel- und Frauenkreise sowie Konfirmationsunterricht gibt sowie bis vor wenigen Wochen auch keine Gottesdienste möglich waren und andere Veranstaltungen abgesagt sind.: Über mangelnde Beschäftigung kann sich Apenburgs Pfarrer Andreas Henke während der Pandemiezeit nicht beklagen. Ganz im Gegenteil: „Bislang hatte ich während der Zeit nicht einen ruhigen Tag in der Woche“, merkt der Apenburger an, der am vergangenen Sonntag in der Klötzer St. Ägidiuskirche einen Konfirmanden-Gottesdienst abhielt.

Andreas Henke war am 1. April seit 15 Jahren als Apenburger Pfarrer im Dienst. Doch so viele Beerdigungen wie im Vorjahr hatte er in seinen 22 betreuten Dörfern noch nicht. Denn er musste 2020 auf 40 Beerdigungen predigten. Das ist gegenüber den Vorjahren ein deutlicher Anstieg. Allerdings betont der Geistliche ausdrücklich, dass nicht eine Person im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie gestorben ist. Warum es dennoch im Vorjahr einen enormen Anstieg von Trauerfällen gab, dafür hat der Pfarrer keine Erklärung. Doch 2021 hält die Tendenz an. Bislang waren es bereits 13 Trauerfeiern, die Pfarrer Henke abhalten musste. Dabei ist es in diesen Pandemie-Zeiten nicht besonders einfach, den Verstorbenen unter den momentanen gesetzlich vorgeschriebenen Bedingungen einen würdevollen Abschied zu geben. Doch bislang ist das dem Geistlichen mit den Angehörigen immer gelungen. Seit dem Corona-Ausbruch hat sich für den Pfarrer das Berufsbild bei Beisetzungen geändert. „Man kann nur noch mit Abstand kondolieren. Die Anzahl der Trauergäste ist auf Grund der Inzidenzwerte begrenzt“, listet Henke auf.

Neue Form von Bestattungen gefunden

Bei den aktuellen Inzidenzzahlen sind bis 50 Trauergäste erlaubt. Kirchengesang und das Kaffeetrinken ist seit über einem Jahr nicht mehr möglich. Da musste sich auch der Apenburger umstellen. Statt Gesang gibt es beim Abschiednehmen Orgel- oder Bandmusik. Der Mann mit dem schwarzen Talar spricht Liedstrophen zur Musik. Auch weil die Anzahl der Trauernden begrenzt ist, müssen Angehörige neue Möglichkeiten finden. So gab es kürzlich die Trauerfeier einer bekannten Person, von der das ganze Dorf und anliegende Orte Abschied nehmen wollten. Um diesen Personenkreis die Möglichkeit zu geben, hatte die Familie vor der Beerdigung die Trauerfeierhalle für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht, erzählt der Geistliche.

40 Beisetzungen im Vorjahr und 13 bereits in diesem Jahr erfordern auch eine gewisse Zeit an Vorbereitung, um für den Verstorbenen eine würdige Trauerrede zu halten. Dabei hat der Apenburger Pfarrer während seiner jeweiligen, persönlichen Andachten im Vorjahr und auch 2021 die Coronakrise mit keinem Wort erwähnt. „Ich stelle den Trost, die Persönlichkeit und den Zuspruch des Verstorbenen in den Mittelpunkt. Über Corona wird schon viel gesagt. Mich hat auch noch niemand nach einer Trauerfeier angesprochen, warum ich zu dem Thema nichts gesagt habe“, blickt Andreas Henke zurück und hofft, dass auch er bald wieder in den normalen Berufsalltag zurückfindet. „Die Sehnsucht nach Lockerungen bei den Menschen ist schon groß“, betont er. Die Konfirmation in Klötze fand zwar in diesem Jahr statt, aber in seinem Pfarrbereich fiel sie aus. Im Vorjahr gab es auf dem Apenburger Burggelände eine neue Feierform in der Krise. Auch die Telefon-Gottesdienste, die von durchschnittlich 30 bis 40 Christen mit gefeiert werden, sind neu. Diese Art ist Pfarrer Henke besonders wichtig, um den Kontakt zu den älteren und einsamen Menschen zu halten.