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Wenn Bürokratie auf Trauer trifft

Von Alexander Rekow 24.03.2020, 12:08

Salzwedel/Klötze l „Seit zehn Jahren ist mein Vater hier bestattet“, sagt Reni Schulze vor einem Urnengrab auf dem Perver-Friedhof in Salzwedel. Der Verlust schmerzt bis heute. Im Oktober 2019 der nächste Tiefschlag: Ihre Mutter verstarb. Logische Konsequenz: Die Eltern ruhen in einem Grab. Doch Reni Schulze hatte die Rechnung ohne die hiesige Bürokratie gemacht.

Das eigentliche Problem liegt darin, dass der Friedhof die Nummerierung der Grabfelder änderte. Ihr Vater ruht seit seinem Tod auf der Nummer 12. Ein kleiner Stein davor zeigte es, auf der Urkunde steht auch die 12. Doch ihre Mutter, die im selben Grab ihre letzte Ruhe findet, hat auf ihrer Urkunde die Nummer 11 stehen. „Das kann doch nicht sein“, ärgert sich Reni Schulze.

Was ist geschehen? Das Grab Nummer 1 war als ein Doppelgrab, also für vier Personen ausgelegt. Daher startete die Nummerierung mit einer Doppelnummer: 1 und 2. Das nächste die 3 und fortlaufend. Da das erste Grab zu einem einfachen Urnengrab für zwei Personen wurde, hat es nur noch die Nummer 1.

Deutlich mehr bürokratischen Aufwand verzeichnet auch das Klötzer Bestattungshaus Paul seit dem Ausbruch des Coronavirus. Wie eine Mitarbeiterin sagte, muss sich jeder Trauergast bei einer Sag- oder Urnenbestattung in ein ausgelegtes Formular mit Name und Adresse eintragen. „Wir halten uns streng an die Vorgaben der Landesregierung“, betonte die Mitarbeiterin auf Nachfrage der Volksstimme. Das gilt auch für den Abstand von den einzelnen Trauergästen. Zwei bis drei Meter sollen die jeweiligen Personen bei der Beisetzung voneinander entfernt stehen. Darauf achten die Mitarbeiter des Klötzer Bestattungshauses auch bei jeder Trauerfeier.

Die Personenzahl bei einer Beerdigung ist mit zehn Trauergästen vorgeschrieben. „Die Beisetzungen finden momentan nur im engsten Familienkreis statt“, sagte die Mitarbeiterin vom Klötzer Bestattungshaus. Aktuell muss das Unternehmen wöchentlich eine Trauerfeier unter den verschärften Sicherheitsbedingungen erledigen.

Wenn die Einschränkungen bei dem letzten Weg des Verstorbenen momentan auch sehr dramatisch sind, haben die Familien-Angehörigen dafür Verständnis. Einige Familien denken auf Grund der aktuellen Situation auch um. Sie nehmen die Beisetzung jetzt vor und planen nach dem Ende der Pandemie noch eine extra Trauerfeier, wo auch Freunde und Bekannte vom Verstorbenen Abschied nehmen können.