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1. FC Magdeburg In der Fanszene brodelt es

Mit Spannung wird das erste März-Wochenende erwartet, wenn der 1. FC Magdeburg auf Hansa Rostock trifft.

27.02.2016, 00:01

Magdeburg l Trotz Einigung bei den Ticketkontingenten wollen Fußballfans aus Dresden und Rostock in Magdeburg demonstrieren. Ob es auch einen Fanmarsch der Magdeburger geben wird, ist ungewiss. Wie hitzig das Fußballwochenende Anfang März aber tatsächlich werden wird, weiß derzeit niemand. Laut Polizei haben Fans von Hansa Rostock und Dynamo Dresden Demonstrationen in Magdeburg angemeldet (Stand Freitag). Auf den Seiten der Fanszene Rostock und Ultras Dynamo wird zur Fahrt nach Magdeburg aufgerufen. Ungewiss ist auch, ob die Anhänger des 1. FCM parallel einen Fanmarsch abhalten werden. Hintergrund für den Aufruhr ist der Knatsch um die Anzahl der Gästekarten. Erst nach massiven Protesten hatte der 1. FCM zugesichert, Hansa Rostock 2000 Karten bereitzustellen.

„Wir wollen, dass der Verein die Zehn-Prozent-Regel anerkennt und diese Tickets den Gästen generell zur Verfügung stellt. Wir hätten uns gewünscht, dass da über das Rostockspiel hinaus eine Ansage kommt“, sagt Christian Oberthür von der neu gegründeten Fanhilfe Magdeburg.

Auf der Internetseite der Dresdener Ultras heißt es: „Wir werden am Samstag, dem 5. März 2016, eine Demonstration in der Magdeburger Innenstadt abhalten. Wir rufen alle Dynamofans aus ganz Deutschland dazu auf, sich dieser Demo anzuschließen.“ Man wolle damit ein klares Zeichen setzen, dass einzig und allein das volle Gästekontingent an Karten allen Gästefans in Deutschland in jedem Stadion bei jedem Spiel zur Verfügung gestellt werde, heißt es in dem Aufruf.

Bei dieser Geschichte geht es also um Grundsätzliches. So kommt es auch, dass Anhänger aus Magdeburg, Dresden und Rostock sich solidarisieren. „Der Verein hat jetzt 2000 Karten für Rostock zugesichert. Wissen wir, ob wir die gleiche Diskussion nicht wieder vor der Partie gegen Dresden oder Aue führen“, heißt es aus der Fanszene. Wer sich umhört bei Vertretern von Block U, den treuesten Fans, die der Verein hat, hört oft den Satz, dass das Theater um die Hansa-Tickets die „Spitze des Eisberges gewesen“ sei. Viele Fans fühlen sich abgehängt. Am Freitagabend stellte sich auch der Fanrat hinter Block U. In einem Schreiben heißt es, dass man den Kanal voll habe und das Verhalten der Vereinsführung des 1. FC Magdeburg unwürdig sei. Der Verein teilte wiederum - ebenfalls am Abend - mit, dass man die eigenen Fans aus den Blöcken 17 und 18 nun nach Block 12 schicke, weil man noch 2000 Rostocker unterbringen müsse. Damit ist das Chaos perfekt.

Es sind Gründe wie diese, warum Anhänger des 1. FC Magdeburg die Fanhilfe gegründet haben. Tatsächlicher Auslöser war allerdings das Spiel gegen die zweite Mannschaft von Union Berlin im Dezember 2014. Damals hatten nach Auseinandersetzungen mit der Polizei 250 Fans Post bekommen und wurden mit einem Stadionverbot in Berlin belegt. Auch Ermittlungen wegen schweren Landfriedensbruchs wurden eingeleitet - die zum Großteil inzwischen eingestellt wurden.

„Viele waren damals völlig unbeteiligt drangsaliert worden“, sagt Oberthür. Es gehe nicht, dass man alle über einen Kamm schere. „Wer Mist baut, muss natürlich dafür geradestehen. Aber es darf keinen Generalverdacht gegen Fußballfans geben“, sagt er. Über den damaligen Polizeieinsatz in der Hauptstadt gab es unterschiedliche Darstellungen. Während die FCM-Anhänger von Polizeiwillkür sprachen, sagte die Polizei, dass die FCM-Anhänger randaliert hätten.

Fanhilfen sind indes ein gängiges Konzept – auch bei anderen Vereinen in der Republik. „Hilfe zur Selbsthilfe“, sagt Oberthür. Die Magdeburger Variante hat mittlerweile 130 Mitglieder. „Wir sind auch dabei, ein Netzwerk von Anwälten aufzubauen“, sagt er. Die Fanhilfe sei aber keine Rechtsberatung oder Rechtsschutzversicherung. „Wir wollen unsere Mitglieder vor Auswärtsfahrten über Rechte und Pflichten aufklären“, so Oberthür. Und man wolle ein Ansprechpartner für den Verein sein und Interessen bündeln. Damals, als die Stadionverbote ausgesprochen wurden, hatte man auch Kontakt zum Verein gesucht. „Das ist besser, als wenn jeder einzeln hinrennt“, sagt Oberthür.

„Wir haben sogar Unterstützung von anderen Fanhilfen bekommen“, sagt er. Denn noch sei alles im Aufbau. So will die Fanhilfe etwa in den kommenden Wochen eine Mobilfunk-Nummer einrichten, die man bei Problemen anrufen kann. Neben Oberthür sitzen Michael Weiß (45) und Norman Friedrich (32) im Vorstand des Vereins.

„Grundsätzlich kann jeder Mitglied werden“, sagt Oberthür. Der Monatsbeitrag seien drei Euro. „Wir wollen Fans dort Recht verschaffen, wo sie auch Recht haben“, heißt es in der Satzung des Vereins. Und weiter: „Weil wir uns als Solidargemeinschaft verstehen, steht unsere Hilfe vordergründig denen offen, die sich unabhängig von politischer oder sexueller Orientierung, von Religion und Hautfarbe als Teil dieser Gemeinschaft begreifen und ihr somit solidarisch verbunden sind.“ Auch beim Spiel gegen die Stuttgarter Kickers am morgigen Sonntag wird die Fanhilfe mit einem eigenen Stand im Stadion vertreten sein. „Wer mehr wissen möchte, kann uns einfach ansprechen“, sagt Oberthür.

Nähere Informationen zur Fanhilfe gibt es auf deren Internetseite: www.fanhilfe-magdeburg.de