Natur Wo das Wasser der Magdeburger Schrote bleibt
Magdeburg ist nicht nur von der Elbe geprägt. Auch Stadtbäche wie die Schrote gehören zum Ökosystem der Stadt. Doch die Schrote liegt seit Monaten trocken - warum?

Magdeburg - Ihr Ufer ist Erholungsort, ihr Wasser Feuchtbiotop und ihr Antlitz vor allem in Magdeburg-Stadtfeld und Magdeburg-Neustadt fester Kiezbestandteil: die Schrote. Die liegt allerdings seit Monaten trocken. Ein Verweis auf die Dürre zieht nicht. Denn in Niederndodeleben plätschert die Schrote ununterbrochen gemächlich bis heute vor sich hin. Warum kommt in Magdeburg nichts an?
Vor allem die Diesdorfer und Stadtfelder wissen die Schrote zu schätzen. Vom Ortseingang aus Richtung Niederndodeleben bildet der Bachlauf quer durch die Stadtteile einen Grünzug mit einer Idylle aus Wiesen und Bäumen. Lässt es das Wetter zu, spazieren oder radeln hier täglich Hunderte Magdeburger entlang und müssen nun seit Monaten beobachten: Die Schrote gibt es praktisch nicht mehr. Zu sehen ist nur noch der ausgetrocknete Bachlauf.
2022 ist das schlimmste Jahr für die Schrote
Das ist nicht neu. Schon in den Vorjahren hatte es immer wieder mal Phasen gegeben, in denen das sogenannte Gewässer der zweiten Ordnung zur „toten Schrote“ wurde. Doch 2022 ist das bisher schlimmste Jahr für die Schrote. Seit dem Frühsommer – ein ganz genauer Termin ist nicht mehr nachzuvollziehen – führt die Schrote überhaupt kein Wasser mehr.

Nun könnte man alles auf den überaus trockenen Sommer und Herbst schieben. Doch das scheint nur die halbe Wahrheit zu sein. Denn die Schrote führt durchaus Wasser, nur nicht im Verlauf in Magdeburg. Ein Blick fünf Kilometer weiter in Richtung Quelle bei Hemsdorf (Bördekreis) ergibt: In Niederndodeleben fließt die Schrote ganz gemächlich vor sich hin. Auch jetzt in diesen Tagen.
Wehranlage bei Diesdorf nicht Schuld an ausgetrockneter Schrote
Doch warum kommt von diesem dauerhaft fließenden Wasser nicht ein Tropfen in Magdeburg an? Die Volksstimme vermutete als erste Hürde die Wehranlage bei Diesdorf als Ursache. Doch weit gefehlt. Schon vorher liegt die Schrote trocken. Wo also bleibt das Wasser?
Eine Kontrolle des Bachlaufes bis nach Niederndodeleben ist wegen des teilweise unwegsamen Geländes nicht möglich. Bleibt also nur die Rückfrage beim zuständigen Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft Sachsen-Anhalt.
Dort kann Friedemann Gohr aufklären: Die Ursache für die geringen Abflüsse in den Gewässern des Landes sowie für das zeitweise Trockenfallen sei zunächst in den extrem heißen und niederschlagsarmen Sommern der vergangenen Jahre zu suchen. Auch 2022 seien die Niederschlagsdefizite nicht ausgeglichen worden.
Grundwasserstände spielen eine Rolle
Die Wasserführungen in allen Fließgewässern des Landes Sachsen-Anhalt hätten sich deshalb immer noch nicht erholt. Sie lägen derzeit auf einem sehr niedrigen Niveau unterhalb der langjährigen Vergleichswerte. Das treffe auch für die Schrote im Raum Magdeburg zu. Obendrauf seien die Grundwasserstände in Sachsen-Anhalt als Folge der Trockenheit stark abgesunken. Sie lägen im Mittel etwa 60 Zentimeter unterhalb der mehrjährigen Vergleichswerte des Monats November.
Friedemann Gohr: „Die Fließgewässer und das Grundwasser sind in der Regel hydraulisch verbunden und stellen ein kommunizierendes System dar. Liegen die Grundwasserstände im Bereich der Gewässersohle oder noch darunter, kann das Wasser aus dem Fließgewässer in das Grundwasser versickern, was letztendlich zum zeitweiligen Trockenfallen des Gewässers führt. Umgekehrt werden durch hohe Grundwasserstände die Fließgewässer gespeist.“
Hohe Anteile von Lehm, Schluff oder Ton
Im Falle des Flussverlaufs der Schrote weise das Grundwasserkataster des Landes Sachsen-Anhalt für das Grundwasser im Raum Niederndodeleben eine gute Grundwassergeschütztheit auf. Dies bedeute, dass die Böden hohe Anteile von Lehm, Ton oder Schluff aufweisen, die ein Eindringen und Versickern von Wasserschadstoffen verhinderten. Dadurch werde natürlich auch das Versickern des Schrotewassers ins Grundwasser unterbunden oder zumindest erschwert. Die Folge sei, dass auch unter den gegenwärtigen Witterungsbedingungen geringe Abflüsse im Gewässerbett erhalten blieben. Diese Grundwassergeschütztheit nehme in Fließrichtung der Schrote ab.
Undurchlässige oder durchlässige Böden
Im Raum Magdeburg werde nur noch eine geringe Geschütztheit ausgewiesen. Gohr: „Hier überwiegen als Böden gut durchlässige Sande und Kiese. Das Schrotewasser kann also sehr gut ins Grundwasser versickern. Als Folge fällt die Schrote trocken.“
Wenn im Gewässerverlauf wieder undurchlässigere Böden auftreten, sei auch wieder eine geringe Wasserführung erkennbar. Ein Trockenfallen der Schrote infolge von Grundwasserentnahmen könne weitestgehend ausgeschlossen werden. In dem genannten Bereich existierten keine relevanten genehmigten Grundwasserentnahmen, so Gohr.
Wissenswertes zur Schrote
- Die Schrote entspringt in Hemsdorf im Bördekreis und hat eine Länge von über 40 Kilometern.
- Die Quelle in Hemsdorf befindet sich auf einem Niveau von 107 Metern über dem durchfließt Niederndodeleben und dann Magdeburg, unter anderem entlang der Goethestraße und durch den Zoo.
- Südlich von Wolmirstedt mündet sie in die Ohre.