Zweite Bundesliga Aus für den Fanshop des 1. FC Magdeburg
Fans des 1. FC Magdeburg aufgepasst: Trikots, Schals und mehr Fanartikel des Teams aus der Zweiten Fußball-Bundesliga gibt es bald nicht mehr im Fanshop in der Guerickestraße.

Magdeburg - Der Fanshop FCM Total in der Innenstadt von Magdeburg schließt. Das sind die Gründe:
2017 war mit sehr viel Zuversicht und unternehmerischem Ehrgeiz der Fanshop FCM Total im Herzen von Magdeburg eröffnet worden. Erstmals hatte der 1. FC Magdeburg damit einen würdigen, großen und vielfältigen Fanshop für seine Anhänger zu bieten. Was nicht jeder wusste: Hinter der Ladentheke stand nicht der FCM selbst, sondern dessen Partner Andreas Müller. Er war seit November 2011 Lizenznehmer des 1. FC Magdeburg in Bezug auf Fanartikel und durfte sie mit Genehmigung offiziell vertreiben, musste dafür aber den FCM an den Einnahmen beteiligen.
Hoffnung auf sportlichen Erfolg
Hintergrund ist, dass der 1. FC Magdeburg selbst nicht in der Lage war, das Fanartikel-Geschäft zu betreiben und die Rechte deshalb an einen Dienstleister vergeben hatte. Nach dem in den 2000er Jahren unter anderem eine Magdeburger Firma für Arbeitskleidung den Zuschlag erhalten hatte, wurde dann Andreas Müller der Partner des 1. FC Magdeburg. Zunächst übernahm er in der Nähe des Hasselbachplatzes den Fanladen und kaufte Restbestände von Fanartikeln im sechsstelligen Bereich von seinem Vorgänger auf - in einer Zeit, in der das Fanshop-Geschäft wegen der sportlichen Situation mehr als schlecht lief. In einem weiteren Schritt zog er dann vom Hasselbachplatz in die Gorkistraße.
Doch als sich der sportliche Erfolg des 1. FC Magdeburg dann mit den Aufstiegen in Liga 3 und 2 einstellte und die Fans immer mehr und bessere Fanartikel verlangten, wurde der Raum in der Gorkistraße zu klein. Müller bewarb sich damals erneut um die Lizenzrechte für den Fußballklub. Die Bedingungen dazu wurden zwar nie öffentlich. Die Volksstimme weiß: Die Verträge wurden in der Regel zunächst über 1,5 Jahre, dann unter anderem über 5 Jahre und zuletzt über 3 Jahre plus ein Jahr Option abgeschlossen. Das war auch für Müller der Grund, 2017 kräftig zu investieren und den Fanshop in der Guerickestraße zu eröffnen. Insgesamt investierte er nach eigenen Angaben eine siebenstellig Summe.
Für den Shop kommt jetzt das Aus. Müller verkündete am 16. Januar 2023: Der Fanladen in der Otto-von-Guericke-Straße 88 und die Angebote im Stadion bleiben noch bis zum 30. Juni 2023 erhalten. Anlass sei, das die Geschäftsführung des 1. FC Magdeburg den Merchandising-Vertrag mit ihm nicht verlängert und den Kontrakt zum 30. Juni 2023 gekündigt habe.
Wechsel der Ausrüster Uhlsport und Hummel
Wir gehen davon aus, das der Club das Fanartikelgeschäft künftig in Eigenregie übernehmen wolle, was auch „völlig legitim“ sei, so Müller weiter. Müller wünschte dem FCM „bei dieser Herausforderung“ viel Erfolg. Gutscheine seien daher bis zum 30. Juni 2023 befristet. Wer bis dahin die Gutscheine nicht einlösen könne, dem sagte Müller auch die Option auf eine Auszahlung in Bargeld zu nach dem 30. Juni. Neue Gutscheine würden nicht mehr ausgestellt.
Der Wechsel beim Fanartikel-Geschäft hatte sich angedeutet. Der 1. FC Magdeburg hatte bereits vor Wochen eine Stelle für einen Merchandising-Experten ausgeschrieben. Zudem gibt es immer wieder Gerüchte, dass nicht nur der Fanartikelverkauf künftig anders geregelt werde, sondern auch der Ausrüster gewechselt werden soll. Bisher ist der 1. FC Magdeburg beim Ausrüster Uhlsport gebunden. Die Gerüchteküche spricht nun von Hummel als künftigen Ausrüster. Bestätigt ist das nicht. Der FCM hat bisher nicht auf einen umfangreichen Fragenkatalog der Volksstimme vom 16. Januar 2023 reagiert, kündigte aber eine Presseerklärung zum Vorgang an.
Kontakte zum Hamburger Sportverein HSV
In den sozialen Netzwerken reagieren die Fans überrascht bis entrüstet. Viele sprachen Müller ihren Dank aus und verstehen die Entscheidung nicht. Vor allem sprechen sie ihm ihren Respekt aus. Müller hatte in Zeiten des sportlichen Niedergangs das vor rund zehn Jahren wenig lukrative Fanartikelgeschäft des 1. FC Magdeburg übernommen und perspektivisch auf sportlichen Erfolg gehofft. Der trat mit den Aufstiegen in die dritte und zweite Bundesliga ein, womit sich auch das Fanartikelgeschäft für ihn plötzlich rentierte. Müller ist zudem seit Jahrzehnten dem 1. FC Magdeburg als Wirtschaftspartner verbunden. Ihm werden unter anderem auch beste Kontakte zum Hamburger Sportverein nachgesagt.
Müller, der auch die „Texaskiste“ in Magdeburg-Nordwest betreibt, organisierte vielfach Fanabende und war auch sozial engagiert. Für eine Familie, die von einem Schicksalsschlag betroffen war, rief er einen Flohmarkt ins Leben und holte auch FCM-Trainer Christian Titz hinzu. Außerdem lud er mehrfach sozial benachteiligte Menschen, die auf die Tafel angewiesen sind, zu warmen Mahlzeiten in seine „Texaskiste“ ein.
Insgesamt sei das Fanartikel-Geschäft schwierig gewesen, so Müller. Gebrummt habe es nur bei den Aufstiegen in Liga 2 und 3. Dagegen seien die Umsätze in der Pandemie extrem zurückgegangen. Aktuell sei die Lage auch schwierig. Zum einen fehle der sportliche Erfolg, zum anderen sei wegen der Inflation eine deutliche Kaufzurückhaltung zu spüren.
Der Fanladen schließt nun zum 30. Juni. Nach Volksstimme-Informationen wird der FCM dort aus Kostengründen nicht einziehen. Lizenzrechte besitzt Andreas Müller aber noch bis zum Jahresende 2023. Wie der Verkauf der Restware nach dem 30. Juni 2023 erfolge, werde noch bekanntgegeben, so Müller.
Müller bleibe dem FCM als Fan weiter verbunden. Vier Jahre lang saß er im Präsidium, zehn Jahre lang war er Vorsitzender des Wirtschaftsrates. Sein Verhältnis zur weitgehend neu besetzten FCM-Führungsetage bezeichnete Müller trotz der aktuellen Turbulenzen offiziell als „gut“.