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Abfallsammlung Unterwegs mit Magdeburgs Müllmännern

Täglich wird in Magdeburg tonnenweise Sperrmüll abgefahren. Die Volksstimme begleitete die Müllmänner.

Von Vanessa Plentinger 13.09.2018, 23:01

Magdeburg l „Letztens haben wir in der Asternstraße eine Couch in das Pressfahrzeug gehoben und beim Pressvorgang ist in letzter Sekunde eine Katze rausgesprungen. Da sind wir echt erschrocken gewesen. So was hatten wir auch noch nicht“, erinnert sich Michael Brust, einer der Abholer, und erntet dafür zustimmendes Lachen von seinen Kollegen Andy Triegel, Ulf Hildebrandt und Marcel Alscher.

Die heutige Tour, die etwa 40 Anlaufstellen in Magdeburg umfasst, verläuft bisher ruhig. Auch an den ersten drei der vier Stopps, die die Volksstimme mitfahren kann, im Stadtweg, dem Katerstieg und der Schreberstraße, liegen Bett, Sessel und Co. wie beauftragt bereit. Es verspricht ein guter Tag für die vier Mitarbeiter der Abfallsammlung zu werden.

Es gibt aber auch ganz andere, verrät Ulf Hildebrandt, der schon seit fünf Jahren dabei ist: „Ich mache den Job gerne, da er sehr abwechslungsreich ist. Wenn aber alles zusammenkommt, also schlechtes Wetter und der Müll auf dem ganzen Weg verteilt ist, weil Leute, die Säcke aufgerissen und Möbel kurz und klein geschlagen haben, sind wir natürlich auch mal bedient.“

Ob Grünschnitt, Bauschutt oder gar Hausmüll, die Abholer wundern sich immer wieder, was manche Magdeburger unter Sperrmüll verstehen. „Wir geben dann in der Zentrale Bescheid, lassen das klären und nehmen es natürlich nicht mit“, erklärt Andy Triegel.

Das Schlimmste sei der „Fenstersturz“. Viele hätten keine Lust, ihren Sperrmüll zum Beispiel aus einem Hochhaus runterzutragen und werfen ihn einfach vom Balkon. Extrem gefährlich für Passanten. „Gerade Möbel zerschmettern am Boden in Hunderte Einzelteile, die wir dann aufsammeln müssen.“

Schon mal einen Schatz in einer Schublade gefunden? „Nein, alte D-Mark-Scheine oder Ähnliches hat es beim Pressen bisher noch nicht geregnet. Aber selbst wenn, dürften wir sie natürlich nicht behalten“, grinst Andy Triegel.

Beim letzten Halt in Alt Ottersleben stehen die vier Abholer plötzlich ratlos vor einer Einfahrt. Der angemeldete Sperrmüll ist nicht da. „Im Hof liegt zwar etwas. Aber da es Privatgelände ist, dürfen wir da nicht drauf“, weiß Andy Triegel.

Beim Anruf in der Zentrale kann der Fall nicht geklärt werden. Die Männer fahren ohne Müll weiter. „Die Abholer nehmen nur mit, was auch beauftragt wurde und in ihrer Tour geplant ist“, so Jana Fritz, Sachgebietsleiterin der Abfallsammlung. Illegaler Müll bleibt liegen. Gemeint ist jeglicher Sperrmüll, der einfach rausgestellt wurde ohne Anmeldung. „Auf den können aufmerksame Bürger im MD-Melder hinweisen. Darum kümmert sich das Ordnungsamt oder das Umweltamt und beauftragt uns dann, ihn abzuholen“, ergänzt die Sachgebietsleiterin. Wer erwischt wird, hat mit einem Bußgeld zu rechnen.

Gleiches gilt für Personen, die sich am Sperrmüll anderer bedienen: „Das ist Diebstahl. Die Gegenstände gehören dem Eigentümer so lange, bis sie von uns abgeholt werden“, warnt Jana Fritz. Steht kein „Zu-verschenken“-Schild neben dem vermeintlichen Müll, ist es laut der Sachgebietsleiterin, als würde man ein Fahrrad mitnehmen, nur weil es nicht angeschlossen ist.

Beim Blick auf den Sperrmüll zeigt sich, dass einige Möbel noch in gutem Zustand sind. Kommen die auch direkt in das Pressfahrzeug? „Nein. Die Eigentümer können beim Sperrmüll-Antrag für jedes Teil angeben, ob es noch gebrauchsfähig ist, oder wir sehen es manchmal auch selbst. Dann wird es mit einem gesonderten Fahrzeug abgeholt und zur Gise gebracht“, sagt Michael Brust.

Die Gesellschaft für Innovation, Sanierung und Entsorgung (Gise mbH) bereitet diese auf und stellt sie sozial Bedürftigen zur Verfügung. „Deshalb wäre es schön, wenn noch gute Schränke und anderes nicht auseinandergebaut würde“, meint der Abholer.

"Die Magdeburger sollen dafür sensibilisiert werden, Abfall zu vermeiden und die guten Sachen weiterzuverwenden“, erläutert Ines Tröstler, Sachgebietsleiterin der Abfallberatung. Dafür organisiert der Städtische Abfallwirtschaftsbetrieb zweimal im Jahr einen Gratisflohmarkt, auf dem alte Haushaltsgegenstände kostenlos abgegeben, getauscht oder abgeholt werden können.

Der nächste findet am 15. September 2018 von 10 bis 13 Uhr in der Liebknechtstraße 84 statt. „Wer es noch einfacher möchte, kann seine Artikel online unter www.gratisboerse.magdeburg.de einstellen und von Interessenten selbst abholen lassen“, empfiehlt Ines Tröstler.