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Trümper forciert Schließung bis Ende 2014 / Entscheid am 5. September Abschied von Tanz und Vergnügen im AMO?

Von Katja Tessnow 06.08.2013, 03:11

Magdeburg. Zweiter Trennungsversuch: Nach gescheiterten Verkaufsbemühungen strebt die Stadtverwaltung den Abriss des AMO-Kulturhauses an. Im ersten Schritt soll der Stadtrat am 5. September den Schließbefehl absegnen.

Der Grund ist immer derselbe, wenn es um den Abgesang auf Kultureinrichtungen geht: das Geld. Im AMO-Fall kommt der enorm gewachsene Markt an Veranstaltungsorten in kommunaler oder privater Regie hinzu, die allesamt um Publikum buhlen. Für Oberbürgermeister Lutz Trümper ist klar: "Wir brauchen das AMO nicht mehr." Niemand habe einen Nutzen davon, wenn die Stadt über zu viele Veranstaltungsorte verfüge "und am Ende alle halb leer sind". Deshalb habe er, Trümper, auch kein Interesse mehr am Verkauf und am AMO-Betrieb in privater Hand. Er setzt auf Abriss und die Neubebauung des Areals. Doch bis dahin ist es ein langer und politisch wie formal steiniger Weg.

Bereits im Juli sollte der Stadtrat über die Trennung vom AMO beschließen, in nicht öffentlicher Sitzung. Doch dagegen regte sich Protest unter anderem aus den Reihen der Grünen und der Linken (Volksstimme berichtete). Trümper zog das Beschlusspapier zurück und legt nun eine öffentliche Drucksache vor, die am 5. September zur Verhandlung ansteht. Sie fordert den Räten eine Zustimmung zur Rückführung des AMO aus dem Bestand der kommunalen Messe- und Veranstaltungsgesellschaft MVGM unters Verwaltungsdach zum 31. Dezember 2014 ab; Zweck: Schließung! Der Peitsche folgt das Zuckerbrot. Dem Schließbeschluss folgte die Tilgung eines Sperrvermerkes für einen Teil der Fördergelder, welche die Stadt der MVGM jährlich überweist. Es geht um 450000 Euro - Geld, das die Gesellschaft dringend braucht. Sonst droht Zahlungsunfähigkeit.

Rund 1,2 Millionen Euro fließen jährlich aus der Stadtkasse in die MVGM, auf dass sie Stadthalle, Johanniskirche, GETEC-Arena, Messe und sogar das Fußballstadion und den Elbauenpark (für die beiden letzten Großobjekte fließen zusätzliche Gaben) bewirtschafte. Und eben: das AMO. Das Geld reicht nicht. MVGM-Geschäftsführer Hartmuth Schreiber: "Wir haben schon viel gespart, unser Personal von 80 auf 60 Mitarbeiter reduziert. Wir legen jedes Jahr einen Wirtschaftsplan vor; dann kommt die Kämmerei und streicht. Im Ergebnis haben wir jedes Jahr einen Haushalt, der nicht ganz den Realitäten entspricht." Hinzu kämen steigende Kosten für Energie, für Dienstleistungen. "Wir brauchen real jährlich 400.000 bis 500.000 Euro mehr."

Als Reaktion auf das Dilemma hat der MVGM-Aufsichtsrat - auch Trümper arbeitet darin mit - die Trennung vom AMO empfohlen. Schreiber verfällt darüber nicht in Jubel, sagt aber: "Natürlich muss man sich das alles auch erst einmal leisten können."

Trümper will sich, respektive der Stadtkasse, das AMO nicht mehr zumuten. Allerdings lesen sich die Einsparungseffekte einer AMO-Schließung mager. Sie liegen bei unter 120.000 Euro per anno bei rund 80.000 Euro neuem Aufwand zur Leerstandsverwaltung. Die allerdings sind nicht lange einkalkuliert; die Abrissbirne dräut. Aus dem freigeräumten Bauland ließe sich Kapital schlagen.

Problem: Das AMO steht unter Denkmalschutz; Abriss-Sondergenehmigung offen. Problem zwei: Der Gastronom zu seiner Bewirtschaftung hat einen 25-Jahres-Vertrag und noch gut ein Jahrzehnt Luft. Die Ablöse dürfte teuer werden. Schließlich gibt es im Rat Gegenwind zum Abgesang aufs Traditionshaus. Die Debatte wird spannend. Ihr Ausgang erscheint offen.