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Alte Elbe Beton für Magdeburger 60-Meter-Pylon

Zwei neue Groß-Brücken sollen den Magdeburger Strombrückenzug ergänzen. Arbeiten für einen 60 Meter hohen Pylon haben begonnen.

Von Martin Rieß 01.08.2020, 01:01

Magdeburg l Auf der Brückenbaustelle neben der Strombrücke kündigt sich im Sommer 2020 tief unten etwas Herausragendes an: Auf einer Fläche von ungefähr 30 mal 10 Metern entsteht die sogenannte Pfahlkopfplatte. In die Stahlbeton-Platte werden die Köpfe der bewehrten Groß-Bohrpfähle verankert. Pfahlkopfplatte und Bohrpfähle bilden gemeinsam das Fundament für den Pylon-Pfeiler, der die neue Brücke über die Alte Elbe weithin sichtbar machen wird. „Der Pylon wird ungefähr 60 Meter in die Höhe ragen und damit fast so hoch wie die benachbarten Hochhäuser“, berichtet Haiko Schepel vom Magdeburger Tiefbauamt.

Das Fundament des Pylon-Pfeilers muss es in sich haben, denn es wird gewaltigen Kräften standhalten müssen. Auf ihm befindet sich nicht allein eines der insgesamt vier Brückenauflager. Vielmehr muss es neben dem Pylon auch die Last der Seile tragen, die den sogenannten Überbau der Brücke halten werden. Aushalten wird es diese Last, die des Verkehrs auf der Brücke und die des Windes, der bei stürmischem Wetter mit großer Kraft gegen das gesamte Bauwerk drücken wird.

 „Da wird geklotzt, um etwas entgegenzusetzen“, sagt Haiko Schepel und verweist auf ungefähr 15 Meter lange bewehrte Betonpfähle, die an dieser Stelle bis weit in den anstehenden Feld getrieben werden. Es handelt sich um 40 Exemplare mit jeweils 1,5 Metern Durchmesser. Für Stabilität soll später noch die drei Meter dicke Pfahlkopfplatte aus besonders engmaschig bewehrtem Beton sorgen, auf die der Pfeiler mit dem Pylon montiert wird.

Rund um das Fundament des Pylon-Pfeilers gibt es übrigens eine Wand, die sich aus einer Vielzahl von Bohrpfählen zusammensetzt. Sie soll in der Bauphase die Gründungsarbeiten für das hoch aufragende Brückenteil vor Hochwasser schützen. Diese Technik ist den Magdeburgern spätestens seit dem Bau des Tunnels am Hauptbahnhof wohlvertraut: Ohne den Boden ausheben zu müssen, kann so eine senkrechte Wand in den Untergrund getrieben werden.

Zunächst werden mit Hilfe einer Bohrschablone unbewehrte Bohrpfähle in einem bestimmten Abstand mit einem speziellen Bohrgerät in den Boden getrieben. Wenn diese ausgehärtet sind, werden im nächsten Schritt zwischen den unbewehrten Bohrpfählen bewehrte Bohrpähle eingebracht. Dabei werden die unbewehrten Pfähle von den bewehrten Pfählen leicht überschnitten. Durch die einander überschneidenden Bohrpfähle entsteht eine stabile, wenn auch innenseitig etwas wellige, Wand.

Die Pfähle des umlaufenden Baugrubenverbaus verfügen über jeweils 90 Zentimeter Durchmesser und sind ungefähr acht Meter lang. Bevor innerhalb des Baugrubenverbaus der Boden bis zur Sohle der Pfahlkopfplatte entfernt wird und die Köpfe der Bohrpfähle freigelegt werden, muss der obere Teil der Bohrpfahlwand durch eine Stahlkonstruktion gegeneinander abgestützt werden. Erst wenn die Pfahlkopfplatte betoniert und die Zwischenräume zur Bohrpfahlwand verfüllt worden sind, wird die Abstützung wieder entfernt und der Pfeiler des Pylons errichtet. Die Bohrpfahlwand verbleibt im Boden, was nicht stört, da deren Oberkante später deutlich tiefer als die geplante Geländeoberkante liegt.

Sichtbar ist die Grube für diesen Bereich des Brückenneubaus bereits gut von der Straßenbahnhaltestelle Zollhaus aus. Und was man hier sieht, sind auch noch weitere Fundamente. Diese entstehen, um im Bauzustand auf der neuen Brückentafel beispielsweise einem großen Kran sicheren Stand zu verleihen, der dem Antransport der Stahlsegmente für das weit ausladende Brückenfeld über die Alte Elbe dienen soll. Über die Fundamente wird die Brückentafel im Bauzustand zusätzlich abgestützt, da die Kran-Lasten die Lasten aus dem üblichen Straßenverkehr deutlich überschreiten.

Für die Arbeitsgemeinschaft, bestehend aus den Firmen Hochtief, SEH und Kemna kommt eine Weiternutzung der beiden bereits an der Anna-Ebert-Brücke vorhandenen Turmdrehkräne nicht infrage. Diese stehen unter anderem zu weit von den Brennpunkten entfernt, was deren optimale Nutzung stark einschränkt.

Haiko Schepel berichtet: „Die Fundamente, die im Bauzustand zur zuzusätzlichen Abstützung der Brückentafel dienen, liegen recht tief. Sie wurden ebenfalls über Bohrpfähle tief gegründet. Nach den Arbeiten werden sie mit Boden abgedeckt, so dass sie nicht mehr zu erkennen sein werden.“ Allerdings: Erhalten bleiben sie trotzdem. Grund: Wenn einmal umfangreiche Reparaturarbeiten an der Brücke notwendig werden sollten, können sie reaktiviert werden.