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Analyse gefordert Biovergäranlage für Magdeburg unter der Lupe

Eine Bioabfall-Vergärungsanlage kostet mehrere Millionen Euro. Ob sich das für Magdeburg lohnt, soll eine Kosten-Nutzen-Analyse klären.

Von Ivar Lüthe 05.12.2019, 00:01

Magdeburg l Bei der Analyse soll geprüft werden, ob eine Anlage im Umland von Magdeburg genutzt werden kann, anstatt eine eigene zu bauen. Das fordert die CDU/FDP-Fraktion in einem Antrag, der am 5. Dezember 2019 im Stadtrat von Magdeburg beraten wird. Der Umweltausschuss befürwortete im Vorfeld bereits mehrheitlich den Antrag.

FDP-Stadträtin Carola Schumann, Mitunterzeichnerin des Antrags und erklärte Gegnerin der geplanten Anlage, begründete in der Umweltausschusssitzung das Ansinnen des Vorstoßes: „Uns Antragstellern ist das Risiko der Investition zu groß. Bevor sich der Stadtrat entscheidet, sollte eine Kosten-Nutzen-Analyse erstellt werden“. Laut Carola Schumann sei es „mehr als fraglich“, ob die in Magdeburg geplante Anlage wirtschaftlich sein könne.

Geplant ist der Bau einer Bioabfallvergärungsanlage in Ottersleben, südlich der Deponie Hängelsberge im Jahr 2024. Geschätzte Investitionskosten: 8,5 Millionen Euro. Die Stadt verspricht sich davon unter anderem eine hochwertige Abfallverwertung sowie Erlöse aus energetischer Nutzung, etwa 1000 Haushalte könnte von der Anlage mit Strom versorgt werden.

Der Standort der geplanten Anlage ist umstritten. Vor allem Ottersleber machen gegen den Bau mobil, sammelten bereits 1677 Unterschriften dagegen. Sie wollen keine Vergäranlage in Wohngebietsnähe und befürchten unter anderem Gestank, Gefährdung im Havariefall sowie Wertverlust ihrer Häuser und Grundstücke. Auch wenn die Stadtverwaltung den Standort Ottersleben favorisiert, gibt es dazu noch keine Entscheidung.

Die Stadtverwaltung listet bereits in einer Stellungnahme zu dem CDU/FDP-Antrag einige Zahlen auf. Darin wird auch Bezug auf Anlagen in anderen Städten genommen. Die nächstgelegene Bioabfallvergärungsanlage, die sich allerdings noch in Planung befindet, liegt demnach am Stadtrand von Bernburg. Sollten die rund 10.000 Tonnen Bioabfall von Magdeburg nach Bernburg gebracht werden, so würde dies jährlich rund 783.300 Euro kosten. Im günstigen Fall – wenn ein privates Unternehmen den Transport übernehmen würde – könnte es etwa 744.000 Euro pro Jahr kosten.

Gegen den „Bioabfallexport“ spreche laut Stadtverwaltung der Klimaaspekt. Denn der Transport würde eine zusätzliche CO2-Belastung mit sich bringen, was unter anderem auch der vom Stadtrat beschlossenen Ausrufung des Klimanotstandes widersprechen würde, schreibt der zuständige Beigeordnete Holger Platz in der Stellungnahme.

Die Stellungnahme der Stadtverwaltung ficht die Antragsteller jedoch nicht an. Sie ist ihnen „nicht aussagekräftig genug“, so Carola Schumann. Zudem bezweifeln die Antragsteller die von der Verwaltung angesetzten Kosten und Preise für Transport und Behandlung des Bioabfalls. Daher wolle man eine ordentliche Kosten-Nutzen-Analyse. Zudem brachte Stadträtin Schumann in die Diskussion, dass es Überlegungen gebe, bei Barleben eine Biogasanlage zu errichten.

Nach Volksstimme-Informationen plant die MVV Umwelt GmbH, die auch die Anlage bei Bernburg bauen will, eine Biogasanlage bei Barleben. Thomas Zaschke, Pressesprecher der Gemeinde Barleben, bestätigte auf Volksstimme-Anfrage, dass es „eine Interessensbekundung“ zum Bau einer Biogasanlage gebe.

Von der MVV Umwelt GmbH mit Sitz in Mannheim gab es zum Plan Barleben keine Aussagen. „Neben dem Standort Bernburg, wo das Verfahren bereits fortgeschritten ist, prüfen wir auch mögliche weitere Standorte in Sachsen-Anhalt und darüber hinaus“, sagte ein Unternehmenssprecher auf Nachfrage. Angesichts des „frühen Stadiums“ wolle das Unternehmen zu konkreten Plänen in Barleben allerdings derzeit keine Stellung nehmen. Das Unternehmen setze stark auf das Thema Energiewende und erneuerbare Energien und baue Biogasanlagen, „wenn der entsprechende Markt da ist“.

Die geplante Anlage in Bernburg befinde sich derzeit in der Genehmigungsphase, die Unterlagen liegen zur öffentlichen Beteiligung seit der vergangenen Woche aus. Sollte alles nach Plan laufen, so könnte die Anlage in der ersten Jahreshälfte 2021 in Betrieb gehen, so der Unternehmenssprecher. Die Diskussionen in Magdeburg kenne und verfolge man, kommentiere sie aber nicht.