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Corona Ärger über Bundes-Notbremse: Ausgangssperre bringt Magdeburger Taxifahrer in Not

Die Ausgangssperre trifft Magdeburgs Taxi-Branche hart. Waren es seit Corona ohnehin schon weniger Fahrten, so sind die Zahlen jetzt fast komplett eingebrochen.

Von Ivar Lüthe Aktualisiert: 30.4.2021, 07:13
Magdeburger Taxifahrer schlagen Alarm: Durch die Ausgangssperre sind die Fahrgastzahlen beinahe komplett eingebrochen. Taxi-Unternehmer Andreas Scharff beklagt einen weiteren Punkt: Taxifahrer seien derzeit noch nicht in der Impfpriorisierung an der Reihe.
Magdeburger Taxifahrer schlagen Alarm: Durch die Ausgangssperre sind die Fahrgastzahlen beinahe komplett eingebrochen. Taxi-Unternehmer Andreas Scharff beklagt einen weiteren Punkt: Taxifahrer seien derzeit noch nicht in der Impfpriorisierung an der Reihe. Foto: Ivar Lüthe

Magdeburg. „Die Ausgangssperre versetzt uns jetzt den Todesstoß“, sagt Thomas Henschel, Chef des Taxi-Verbandes Magdeburg. Bis 22 Uhr seien abends noch ein paar Fahrten möglich. „Aber danach ist so gut wie gar nichts mehr. Danach fährt so gut wie kein Mensch mehr mit dem Taxi“, sagt der Unternehmer. Hoch gerechnet seien es vielleicht ein, zwei Kunden in der Nacht, hat er erlebt. Etwa vereinzelt Reisende, die am Hauptbahnhof ankommen, oder Magdeburger, die allein unterwegs sind.

Ähnliche Erfahrungen hat auch der Magdeburger Taxi-Unternehmer Andreas Scharff gemacht. Bereits am Freitag, 23. April 2021, also noch vor dem Inkrafttreten der Ausgangssperre, ging die Zahl der Fahrten drastisch zurück. Schon am frühen Freitagabend habe er am Taxistand vier Stunden auf Fahrgäste gewartet.

Am Wochenende wurde es dann noch schlimmer. Frank Tempel von der Taxigenossenschaft Magdeburg sagt: „In der Nacht zu Sonntag, von 22 bis 6 Uhr, haben wir sonst zirka 500 Fahrten in ganz Magdeburg registriert. Jetzt waren es gerade noch 74.“

Taxi-Unternehmer passen Arbeitszeiten an

Mittlerweile mache es für viele Taxi-Unternehmer so gut wie keinen Sinn mehr, in der Zeit der Ausgangssperre auf Fahrgäste zu warten. Viele Unternehmer würden ihre Betriebszeiten entsprechend anpassen. Auch Thomas Henschel. „Bei uns läuft die Frühschicht jetzt von 7 bis 15.30 Uhr. Die Nachtschicht arbeitet dann bis 22 Uhr“, sagt der Magdeburger. Er selbst fuhr in den zurückliegenden Tagen noch bis 2 Uhr. „Da war gar nichts mehr los“, sagt er. Ungeachtet dessen bekomme man nachts in Magdeburg ein Taxi, wenn es benötigt wird, sagen Thomas Henschel und Frank Tempel . Einige „hartnäckige Kollegen“ seien auch in den Nachtstunden noch unterwegs.

„Wir sind Dienstleister im öffentlichen Personennahverkehr. Wir fahren alle Kunden“, sagt der Verbandschef. Dabei werde nicht gefragt oder geprüft, ob der Fahrgast zu der Zeit noch unterwegs sein dürfe. „Es steht uns nicht zu und wir dürfen das auch gar nicht“, sagt Thomas Henschel. Frank Tempel unterstreicht das: „Wer ein Taxi bestellt, wird auch gefahren. Wir gehen davon aus, dass derjenige dann auch die Berechtigung hat. Kontrolliert wird das von uns nicht. Und das lassen wir uns auch nicht aufzwingen.“

Umsatz bricht ein

Dafür kontrolliere die Polizei in den späten Abend- und Nachtstunden , berichten Taxifahrer. Private Pkw oder Menschen, die zu Fuß unterwegs sind, würden sofort angehalten und kontrolliert.Bereits tagsüber bis zu

Die Ausgangssperre setzt den Taxifahrern, die bereits wegen der Corona-Pandemie Umsatzeinbußen zu verzeichnen haben, nun noch härter zu. „Jetzt geht es ans Eingemachte“, sagt Frank Tempel. Selbst am Tage seien die Fahrgastzahlen zurückgegangen. Er spricht von einem Einbruch um 30 bis 40 Prozent. Nun komme noch der beinahe Komplettausfall am Abend und in den Nachtstunden hinzu.

„Das Taxi-Gewerbe wird kaputt gemacht – und keinen kümmert es“, schimpft Thomas Henschel. Von einst 450 Taxen in Magdeburg seien mittlerweile gerade noch gut 115 Taxen übrig geblieben. Und Thomas Henschel rechnet damit, dass die Zahl noch weiter sinken könnte. Schon vor Corona sei es schwer gewesen, Nachwuchs oder neue Fahrer zu finden. Mit der Corona-Pandemie und den finanziellen Einbußen sei es nun umso schwerer.

Behörde weicht Betriebspflicht auf

Zumindest von der Magdeburger Stadtverwaltung haben die Taxi-Unternehmer etwas Unterstützung bekommen: Die sonst gültige Betriebspflicht für Taxifahrer von 40 Stunden pro Woche wurde aufgeweicht. „Zum Glück war die Behörde hier flexibel“, so Thomas Henschel.

Taxi-Unternehmer Andreas Scharff wünscht sich allerdings noch eine andere Unterstützung: Taxifahrer hätten derzeit noch nicht die Möglichkeit, sich impfen zu lassen. „Wir sind verpflichtet, die Kunden zu befördern. Wir fahren sie beispielsweise zum Arzt oder ins Krankenhaus. Dabei sitzen wir täglich trotz aller Hygienemaßnahmen und Maskenpflicht auf engem Raum zusammen mit wechselnden Fremden im Auto. Aber in der Impfpriorisierung sind wir aktuell noch nicht berücksichtigt. Das müsste sich ändern“, meint Andreas Scharff.