Jährlich nutzen rund 250 Fahranfänger den vorzeitigen Start ins mobile Autofahrerleben Auch in Magdeburg sitzen 17-Jährige hinter dem Steuer - und sie machen es gut
Seit 2007 dürfen in Magdeburg Jugendliche schon mit 17 Jahren im öffentlichen Straßenverkehr hinter dem Steuer eines Autos sitzen - allerdings nur in Begleitung eines Erwachsenen. Rund 250 Fahranfänger machen jährlich davon Gebrauch. Eine Bilanz.
Magdeburg l Lena Beyerling ist wohl Magdeburgs bekannteste Fahranfängerin. Der jetzt 17-jährige Kinderstar sitzt seit einigen Monaten regelmäßig hinter dem Steuer von Papa Hans-Jörgs Auto. Zusammen nehmen sie am Modell "Führerschein mit 17" teil. Hans-Jörg Beyerling findet es gut, dass seine Tochter schon mit 17 Jahren ein Auto durch den öffentlichen Verkehr lenkt. "Dann bin ich etwas beruhigter, wenn sie mit 18 allein im Auto unterwegs ist. Sie hat bis dahin mit mir zusammen schon einige Erfahrungen im Autofahren gesammelt und mehr Routine gelernt", sagt Beyerling. Und für ihn selbst sei es eine gute Gelegenheit, Führerscheinwissen aufzufrischen. Er wolle seiner Tochter ja ein gutes Beispiel sein und fahre darum auch wieder viel aufmerksamer.
Rund 250 Jugendliche im Jahr machen mit
In Magdeburg gibt es den "Führerschein mit 17" seit 2007, erst als Modellversuch, sei 2011 regelt ein Bundesgesetz grundsätzlich, wann 17-Jährige im öffentlichen Straßenverkehr Auto fahren dürfen. 270 Jugendliche haben in Magdeburg 2007 davon Gebrauch gemacht, 2008 waren es 423, in den Folgejahren dann wieder durchschnittlich 250 Jugendliche. In diesem Jahr sitzen mit Stand Ende Oktober 226 17-Jährige auf Magdeburgs Straßen hinter dem Steuer.
Und es sei ein Erfolgsmodell, meint Sachsen-Anhalts zuständiger Verkehrsminister Thomas Webel. Gegenwärtig werde in ganz Sachsen-Anhalt jeder zweite neue Führerschein an 17-Jährige im Rahmen des "Begleitenden Fahrens" ausgehändigt. Somit sei der "Führerschein mit 17" mittlerweile ein fester Bestandteil für die Mobilität von Jugendlichen im Land. Und "wir wollen, dass die Menschen in unserem Lande mobil bleiben". Dazu gehöre auch, dass Jugendliche mit 17 ans Steuer dürfen.
Und Minister Webel stellt auch eine deutlich sicherere Fahrweise bei Jugendlichen fest, die schon mit 17 autofahrend am Straßenverkehr teilnehmen. Jugendliche, die am "Begleitenden Fahren mit 17" teilgenommen haben, verursachen rund 20 Prozent weniger Unfälle und rund 22 Prozent weniger Verkehrsverstöße.
Wenige Verkehrsunfälle in Magdeburg durch 17-Jährige
Die Pressestelle der Polizeidirektion Nord liefert dazu für Magdeburg konkrete Zahlen. 2008 haben sechs 17-jährige Fahranfänger in Magdeburg Verkehrsunfälle verursacht, 2009 waren es drei, 2011 dann fünf. 2010 war kein 17-jähriger Fahranfänger laut Polizeistatistik für einen Autounfall in Magdeburg verantwortlich. In diesem Jahr wurde ebenfalls noch kein entsprechender Unfall von der Polizei registriert.
Diese Zahlen entsprechen dann auch der praktischen Erfahrung von Lena und Hans-Jörg Beyerling: "Wenn Eltern mit im Auto sitzen, fahren die Jugendlichen vorsichtig." Hans-Jörg Beyerling hofft, dass das bei Lena dann auch später weiter so bleibt.
Und wie sieht der Praktiker das Ganze? Fahrlehrer Jochen Kamieth hat keine Probleme mit 16-Jährigen im Fahrschulunterricht. Er steht hinter dem Projekt "Begleitendes Fahren ab 17". "Entscheidend ist aber, dass die Eltern dort weitermachen, wo wir aufhören", sagt der Magdeburger Fahrlehrer. Wenn die erwachsenen Begleiter "alles über den Haufen werfen, was in der Fahrschule gelernt wurde, bringen sie die 17-jährigen Fahranfänger natürlich in Gefahr."
Immer an die Verkehrsregeln halten
Bei den Beyerlings ist das nicht so. Lena darf durch Magdeburg kurven, sich am Steuer wie eine Erwachsene fühlen, ihr Papa auf dem Beifahrersitz achtet aber darauf, dass sie das schön gesittet tut und sich an die Verkehrsregeln hält.