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Automatisierung Düstere Aussichten für Wetterwarte

Es hatte sich lange angekündigt, jetzt ziehen endgültig die dunklen Wolken über der Traditionswetterwarte in der Aßmannstraße auf.

Von Jana Heute 15.08.2016, 01:01

Magdeburg l  Sämtliche Wetterdaten werden ab dem 1. Juni 2017 in der Wetterwarte in der Sudenburger Aßmannstraße nur noch automatisch erfasst. Allein für die Radioaktivitätsmessung gibt es noch eine Übergangsfrist.

1880 wurde Magdeburg zur Wiege der Wetterbeobachtung: Der berühmte Wetterkundler Richard Aßmann errichtete auf dem Dach des Faber-Hochhauses in der Bahnhofstraße die erste Zeitungswetterwarte und führte von hier aus die allerersten Wetterbeobachtungen für Mitteldeutschland. Am 12. Dezember 1880 erschien die erste Zeitungswetterkarte Deutschlands in der Magdeburgischen Zeitung. Experten sprechen zudem von der zweitältesten Wetterwarte weltweit. Erst auf dem heutigen Volksstimme-Hochhaus (mit einer Anlage auf dem gegenüberliegenden Bahngelände), später dann in der Aßmannstraße im Süden der Stadt gibt es seither ununterbrochen bemannte Wetterstationen. Die sogenannte Augenbeobachtung (von Sichtweiten, Reif-/Taubildung, Glättezustand auf den Straßen etc.) spielte dabei immer eine wichtige Rolle – trotz schrittweiser technischer Aufrüstung.

Auch die Station des Deutschen Wetterdienstes (DWD) in der Aßmannstraße verfügt längst über ausgefeilte Messtechnik. Doch die modernen Geräte und Sensoren sammeln meist nur punktuell ihre Daten, was zu Fehlern führen kann. Da werden die stehenden Rauchschwaden eines Feuerwerks in windstiller Silvesternacht schnell mal zum echten Nebel. Augenbeobachtungen können das korrigieren. Das Fachwissen und die Erfahrung der Wetterdienstler war daher immer ein Qualitätsgarant.

Doch mit der bemannten Wetterbeobachtung in der Aßmannstraße wird es bald vorbei sein. Schon 2012 wurde bekannt, dass der Deutsche Wetterdienst eine Umstellung auf vollautomatischen Betrieb plant. Nicht nur für Magdeburg.

Insgesamt soll das Netz der DWD-Stationen Schritt für Schritt umgestellt werden. In Magdeburg sei man technisch schon jetzt so weit, heißt es. Allein für die Radioaktivitätsmessung, die in der Magdeburger Station seit 1994 durchgeführt wird, gibt es noch eine Galgenfrist. Bis 2020 solle „mit Hilfe unseres aktuellen Projekts AutoRadio“ auch das Radioaktivitäts-Messnetz automatisiert sein, erklärte DWD-Sprecher Gerhard Lux der Volksstimme. Einen konkreten Termin für Magdeburg nannte er nicht. Betroffen von der Vollautomatisierung sind laut Volksstimme-Informationen auch die Stationen in Seehausen und auf dem Brocken. Die Seehausener Station soll bereits ab 1. September 2016 nicht mehr bemannt sein, die auf dem Brocken ab 2020. Offiziell bestätigt hat der DWD das nicht. Die auf dem Brocken solle „auch irgendwann später automatisiert werden“, heißt es lediglich.

Für die Magdeburger Mitarbeiter kommt die Umstellung einer Schließung gleich. Die Angebote ihres Arbeitgebers, nach Potsdam, Offenbach oder Hamburg zu wechseln, sind für die hier familiär verwurzelten vier Wetterdiensttechniker offenbar keine Option. Das hatten sie schon damals erklärt.