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Barleber See Boje gegen Blaualgenplage in Magdeburg

Im Kampf gegen die Blaualgen im Barleber See in Magdeburg haben Experten eine hochmoderne Messboje installiert.

Von Stefan Harter 30.05.2018, 12:00

Magdeburg l Gut 230 Kilogramm schwer ist sie, quietschgelb und soll dabei helfen, den Barleber See in Magdeburg nach dem wiederholten Blaualgenbefall dauerhaft badetauglich zu machen.

Mitarbeiter des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) haben am 29. Mai 2018 eine Messboje in Magdeburgs größtem Badesee zu Wasser gelassen. Sie ist mit modernster Technik ausgestattet, um im Zehn-Minuten-Takt die Qualität des Gewässers auszuwerten und die Ergebnisse täglich an die Wissenschaftler im UFZ zu senden.

Entwickelt wurde die schwimmende Messstation von Heinz Jürgen Plischke. Seit 15 Jahren ist der 66-Jährige in der Umweltmesstechnik aktiv. In einer Ausschreibung erhielt er den Zuschlag zum Bojenbau. „Die Grundlage ist die Deutsche Einheitstonne“, erklärt er, die er und seine Mitarbeiter u. a. um Messrohre und Solarpaneele erweitert haben.

Eine Viertelmillion Euro sei in die Entwicklung geflossen, das Magdeburger Modell ist bereits das vierte seiner Art. Weitere Bojen sind in der Rappbodetalsperre, im Bautzner Stausee sowie im chinesischen Chaohu-See im Einsatz.

Die Boje ist weitestgehend autark, versorgt sich selbst mit Strom und kann somit den ganzen Sommer über im Barleber See verankert bleiben. Erfasst werden von ihr u. a. Wassertemperatur, Sauerstoffkonzentration, pH-Wert, Trübung und Algenpigmente. Auch Windgeschwindigkeit und -richtung und andere meteorologische Daten werden gemessen.

Täglich schickt sie diese Daten zum UFZ, das sie mit der Magdeburger Stadtverwaltung teilt. Diskutiert worden sei auch bereits über eine Veröffentlichung der Messwerte für die interessierte Öffentlichkeit, sagt Dr. Karsten Rinke, Leiter der Abteilung Seenforschung im UFZ. Noch ist das nicht möglich, „aber geben Sie uns etwas Zeit“, sagt er.

Die Stadt Magdeburg bereitet derzeit die Sanierung des Badegewässers vor, die voraussichtlich im Frühjahr 2019 durchgeführt werden soll. Dabei will man auf das bereits 1986 erfolgreich angewandte Verfahren zurückgreifen, indem tonnenweise Aluminiumsalze in den See geschüttet werden. Diese sollen den Phosphor binden, der die Entstehung der Blaualgen (eigentlich Cyanobakterien) in den vergangenen zwei Jahren begünstigt hatte.

Um zu verstehen, warum diese so plötzlich und massiv auftraten, sollen die Messdaten ausgewertet werden. „Dass der See in so kurzer Zeit, innerhalb weniger Tage, umkippt, hat uns auch überrascht“, sagt Karsten Rinke, „wir wollen genau verstehen, wie dieser Wechsel passiert.“ Dazu müsse zusätzlich auch genau geprüft werden, ob von außen Nährstoffe in den See geleitet werden.

Schließlich kann anhand der Daten die genaue Menge der Aluminiumsalze ermittelt werden. Die Lösung von 1986, die 30 Jahre für sauberes Wasser am Barleber gesorgt hatte, gehöre von der Dauer her im Vergleich zur Spitzenklasse, wie Rinke weiter erklärt. Mindestens genauso lange sollte die nun durchzuführende Maßnahme halten, so das Ziel. „Ich bin überzeugt, dass die Überwachung funktioniert“, sagt er.

Falls die vorgeschlagene Lösung doch keinen Erfolg haben sollte, habe man keinen Plan B, wie der zuständige Beigeordnete Matthias Puhle in einer aktuellen Stellungnahme einräumt: „Sollten die Maßnahmen nicht nachhaltig erfolgreich sein und die Wasserqualität verbessern, müsste ganz neu über eine Nutzung des Sees nachgedacht werden.“

Aktuell gibt es zumindest keine Sorgen, was die Wasserqualität am Barleber See angeht. „Wir haben derzeit eine Sichtweite von acht Metern“, sagt Karsten Rinke. Das freut auch Kerstin Richter, Leiterin des zuständigen Fachbereichs Schule und Sport.

Sorgen hatte dafür vor einigen Tagen der Neustädter See bereitet, als dort überraschend ein starker Blaualgenbefall aufgetreten war. Auch diesen haben Rinke und sein Team untersucht und auf die hohen Maitemperaturen, Rapsblüten und Winde zurückgeführt. Das könne in warmen Frühlingen öfter passieren, sagt Kerstin Richter.