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Bauarbeiten Heizung für Anna-Ebert-Brücke in Magdeburg

Die Sanierung der Anna-Ebert-Brücke in Magdeburg geht trotz des Frostes weiter. Eine Heizung verhindert, dass die Bauteile auskühlen.

Von Martin Rieß 01.03.2018, 00:01

Magdeburg l Die winterliche Kälte bestimmt derzeit das Bild in Magdeburg. Die Arbeiten zur sogenannten statischen Sicherung der Anna-Ebert-Brücke gehen dessen ungeachtet voran. Die Zeit drängt. Dem denkmalgeschützten Bauwerk haben in den vergangenen Jahren nicht allein das von oben eindringende Wasser samt winterlichen Streusalzen zugesetzt, sondern zuletzt auch das Hochwasser im Jahr 2013. Nur noch unter strengen Auflagen darf die Brücke überhaupt noch genutzt werden.

Haiko Schepel ist Projektsteuerer seitens der Stadtverwaltung und hat daher den Zeitplan genau im Blick. Es darf keine Verzögerungen geben, und Haiko Schepel sagt: „Damit die Arbeiten auch im Winter weiterlaufen können, ist planmäßig eine Heizung in Betrieb genommen worden, die dafür sorgt, dass die verbauten Materialien, wie z. B. der Mörtel, ordnungsgemäß abbinden können.“ Wenn die Baustelle wegen der Kälte über Wochen zum Erliegen käme, würde es noch teurer werden, als jetzt noch mehr in die Heizung zu investieren. Die Heizung soll sicherstellen, dass die gegenwärtig bearbeiteten Bauteile in den eigens eingehausten Gewölben über Wochen nicht unter eine Temperatur von fünf Grad auskühlen.

Johannes Bach vom Ingenieurbüro Bach + Bach aus Pretzien begleitet die statische Sicherung und sagt mit Blick auf den Zustand des Bauwerks aus dem Jahr 1882: „Selbst wenn die Brücke von oben abgedichtet worden ist, wird es noch Jahre dauern, bis das Salz aus dem Bauwerk raus ist.“ Deutlich zu erkennen sind in einem der bereits instand gesetzten Gewölbe die Salzablagerungen, die sich auf den roten Ziegelsteinen jetzt wieder absetzen.

Nachdem in einer ersten Bauphase das dritte und vierte Brückengewölbe von der Werder-Seite aus saniert wurden, stehen jetzt die übrigen neun Gewölbe in Richtung Brückfeld auf dem Bauplan. Instandgesetzt werden müssen wie bereits auch in Bauphase 1 Pfeiler, Widerlager und Stützwände. Aktuell beschäftigen sich die Bauleute, Steinmetze und Restauratoren mit den Gewölben 1, 2 und 5.

Am ersten Gewölbe vom Werder aus bringen die Firmen Kernbohrungen für die Querverankerung ein. Pro Gewölbe werden zwölf Stahlanker zwischen Nord- und Südseite der Brücke gespannt. Jeder von ihnen muss eine Belastung von 25 Tonnen aufnehmen können. Die Anker sollen künftig der Bildung von Längsrissen entgegenwirken. Am Gewölbe 2 geht es gerade um Injektionsbohrungen für Rasterinjektionen. Mit einem speziellen Wasser-Zement-Gemisch (Dämmer) werden Hohlräume ausgefüllt und schadhafte Stellen im Inneren der Klinker-Gewölbe verfestigt. Außerdem sind an dieser Stelle die Stirnringe aus kunstvoll bearbeiteten Sandstein-Quadern in Bearbeitung. Sie bilden den Rand des Gewölbes. Im fünften Gewölbe werden derzeit Querverankerungen gespannt, und auch hier werden die Stirnringe bearbeitet.

Haiko Schepel sagt: „Zu schaffen gemacht hat uns in den vergangenen Wochen der hohe Wasserstand in der Alten Elbe.“ Mit einem Pegelstand an der Strombrücke von mehr als drei Metern war beispielsweise die Baustraße über einen Meter hoch überströmt und somit nicht mehr nutzbar. Inzwischen ist der Elbpegel auf unter 1,60 Meter gefallen, so dass sich auch für die Bauarbeiter die Situation entspannt hat.

Mit Hängegerüsten werden daneben die Arbeiten am sechsten und siebten Gewölbe vorbereitet. „Mit den Hängegewölben sind wir vom Wasserstand im Fluss sehr viel weniger abhängig“, erläutert Johannes Bach. Um die Pfeiler bis tief in den Untergrund sanieren zu können, müssen diese in zwei Schritten trockengelegt werden. Dazu soll eine Spundwand gebaut werden. „Dieser Bau wird wegen des schwierigen Untergrunds nicht so einfach, wie wir es ursprünglich erhofft haben“, erläutert Johannes Bach.

Zumal: Auch hier muss das gesamte Gelände sorgfältig auf Fundmunition untersucht werden: Im Zweiten Weltkrieg war das Gelände Ziel schwerer Angriffe. „Jetzt müssen wir uns daher sogar noch mit den letzten Kriegsschäden an der Brücke selbst auseinandersetzen“, so Johannes Bach. Der schwerste Schaden: Wohl wegen einer Luftmine, die wenige Meter nördlich des Bauwerks in Höhe des ersten Pfeilers explodiert war, waren die beiden benachbarten Gewölbe für einen Augenblick angehoben und der Pfeiler um bis zu 20 cm nach Osten verdreht worden. Stabil ist die Brücke zwar dennoch - aber eben auch nicht mehr ganz gerade. Diagonal durch die Gewölbe und vertikal durch den Pfeiler ziehen sich Risse, die repariert werden. Der horizontale Versatz im Pfeiler ließ sich bei der Sanierung nicht nach oben hin komplett ausgleichen. Später soll eine Hinweistafel am Pfeiler auf die Ursache hinweisen. Unter anderem war in der Brücke auch Sprengstoff gefunden worden.

Die Magdeburger Diplom-Restauratorin Corinna Grimm-Remus begleitet ebenfalls die statische Sicherung der Brücke. Sie sagt: „Wo möglich, nutzen wir die Originalsteine, die an der Brücke sind.“ In einigen Fällen müssen sie ausgebessert oder sogar ergänzt werden. Zum Einsatz kommen auch einige Steine, die aus der Alten Elbe geborgen wurden. „Schwierig ist für uns, wenn keine Reste von Wappen und Verzierungen mehr vorhanden sind.“ Dann werden die Teile aus alten Fotos rekonstruiert. Beispielsweise werden die Bilder anhand von Fahrzeugen datiert. Unter anderem Gerade für die Nordseite der Brücke fehlen aber Aufnahmen.