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BaupläneWohnen im Magdeburger Park

33 Millionen Euro wollen Oldenburger Investoren in den Bau eines Wohnquartiers in Sichtweite zum Adolf-Mittag-See in Magdeburg investieren.

Von Katja Tessnow 28.02.2020, 00:01

Magdeburg l Rund 15.000 Quadratmeter groß ist das zur Bebauung vorgesehene Grundstück und aktuell eine einerseits von sattem Grün umgebene und andererseits an den Bauhof Mitte des Tiefbauamtes angrenzende Brache. Prominente Marke am Standort ist das alte Klubhaus der Eisenbahner (ehemaliges MDR-Gebäude); heute nur mehr eine Ruine. Bereits 2016/17 hatte sich die Berliner Qart AG an der Entwicklung des Areals versucht, war aber an Bedenken seitens der Stadt gescheitert. Sie sah unter anderem die Evakuierung im Falle eines neuen Elbehochwassers als problematisch an.

Ende 2017 hat die Oldenburger Projekt- und Baugesellschaft „Feytag & v. d. Linde“ das Grundstück von den Berlinern erworben und sich bereits im Februar 2018 mit einem Brief ans Baudezernat gewandt. Mit Verweis auf das wenige hundert Meter Luftlinie geplante neue Wohngebiet am Stadtmarsch forderten die Oldenburger sozusagen gleiches Recht und einen Vorhaben- und Erschließungsplan auch für ihr Grundstück ein – und bissen im Magdeburger Baudezernat zunächst auf Granit. Die Behörde empfahl weiterhin die Ablehnung der Bebauungspläne, weil keine hochwassersichere Zufahrt zum Gelände führe.

Jetzt hat sich offenbar der Wind im Rathaus gedreht. Es liegt ein druckfrisches Beschlusspapier für den Stadtrat auf dem Tisch, in dem die Verwaltung die Einleitung eines Satzungsverfahrens zum Bebauungplan Nr. 250-6.1 „Rotehorn, südlich der Kanonenbahn“ vorschlägt. In der Begründung heißt es, die Wasserbehörde habe in Vorabprüfung festgestellt, „dass eine Ausweisung als Baugebiet auch zu Wohnzwecken möglich ist“, so Teile des Grundstücks und der Zufahrt per Aufschüttung angehoben werden. Die nötigen Aufschüttungen könnten „ausnahmsweise zugelassen werden“, heißt es weiter.

Der Stadtrat soll am 16. April entscheiden und im Zuge auch den Flächennutzungsplan ändern. Er weist den potenziellen Bauplatz als „öffentliche Grünfläche, Zweckbestimmung Parkanlage“ aus. Im Parallelverfahren zur Bauplanung sei der Eintrag zu ändern, so der Vorschlag der Verwaltung. Zum Flächendenkmal Stadtpark Rotehorn gehöre das Grundstück nicht.

Detlef Dörries, kaufmännischer Leiter der Oldenburger Gesellschaft, nimmt die neuen Aussagen der Stadt erleichtert zur Kenntnis. „Wir sind froh, dass das Thema sehr entschärft wurde und die Stadt jetzt ein klares Signal gesetzt hat, dass es keine Bedenken hinsichtlich eine Überflutung gibt. Das Grundstück war auch nie überflutet.“ Die Forderung der Aufschüttungen (60 bis 80 Zentimeter) werde man selbstverständlich erfüllen.

Die Oldenburger planen den Abriss aller Altbauten inklusive Eisenbahnerklubhaus auf dem Grundstück und die komplette Neuentwicklung zu einer betreuten Wohnanlage mit Angeboten für Demenzpatienten. „Wir sehen keinen stationären Bereich vor, sondern ein Angebot für Menschen, die noch selbstständig Wohnen wollen und können, dabei aber Unterstützung benötigen“, so Dörries. Neben den Wohnhäusern sind ein Kindergarten und Gebäude für Gastronomie sowie zur Unterbringung von Ärzten, Physiotherapie und sportliche Betätigung geplant.

„Wir wollen 170 Arbeitsplätze schaffen“, sagt Dörries. „Und ihre Angst vor neuen Betonklötzen kann ich den Leuten nehmen“, so Dörries. „Wir wollen auf dem 15.000 Quadratmeter großen Grundstück nur 5000 Quadratmeter in zwei Geschossen bebauen und sehen daneben viel Grün vor.“

Ob die Pläne nun eine Chance auf Umsetzung bekommen, muss im April der Stadtrat entscheiden.

Im Auftrag der Oldenburger Bauherren betreut das Magdeburger Architekten- und Ingenieurbüro Kossel und Partner das Projekt. Architekt Christian Kossel, der das Vorhaben gemeinsam mit den Bauherren schon im September 2018 öffentlich präsentierte, kann mit einem Lageplan (Grafik oben), aber noch nicht mit optisch aussagekräftgeren Ansichten des geplanten Viertels dienen. „Wir sind noch im Entwurfsstadium.“ Mit konkreteren Plänen zu Form und Höhe der Gebäude müsse man sich auch mit den künftigen Nachbarn abstimmen, so Kossel, „da die Stadt ja plant, ihren Bauhof einem Wohnungsunternehmen zur Entwicklung zu überlassen“.

Tatsächlich sollte der neben dem Winterhafen gelegene Bauhof Mitte des Tiefbauamtes längst geräumt sein. Von einer Entwicklung des Areals zum Wohnviertel war bisher allerdings offiziell keine Rede. Der Baubeigeordnete Dieter Scheidemann (parteilos) gibt sich auf Nachfrage „ganz baff“. „Unser vorrangiges Ziel ist jetzt erst einmal die Auflösung des Bauhofes. Da sind wir im Verzug“, so Scheidemann. Von einer geplanten Wohnbebauuung sei ihm nichts bekannt. „Allerdings müssten Sie das auch den Beigeordneten Zimmermann fragen, denn für Grundstücks-angelegenheiten ist er zuständig“, so Scheidemann. Klaus Zimmermann (CDU), Bürgermeister und Stadtfinanzchef, war gestern Abend nicht mehr für Nachfragen zu erreichen, ebensowenig Wobau-Chef Peter Lackner.

Die Oldenburger würden ihr „Wohnquartier Winterhafen“ lieber heute als morgen errichten. Detlef Dörries: „Wir stehen in den Startlöchern.“