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Baustelle Magdeburg erhöht Druck auf Tunnelbauer

Oberbürgermeister Lutz Trümper drängt auf zügige Arbeiten an der Magdeburger Tunnelbaustelle und spricht von schwierigen Gesprächen.

Von Martin Rieß 15.09.2018, 01:01

Magdeburg l Oberbürgermeister Lutz Trümper hofft, dass der Tunnel in Magdeburg noch vor Ende 2022 fertiggebaut wird und verhandelt derzeit entsprechend mit dem Unternehmen Porr.

Indes graben sich die Bauarbeiter weiter in die Tiefe des künftigen Autotunnels am Magdeburger Hauptbahnhof vor. Christian Fuß leitet seitens der Landeshauptstadt das Großprojekt und sagt: „Es geht gut voran. Bei dem Boden handelt es sich um lockeres, sandiges Material.“

Ausgehoben wird bis zu einer Wand, die die Einfahrt noch vom Bereich für die künftigen Spuren des Tunnels trennt. Bei den Arbeiten werden auch die Reste der früheren Tunneleinfahrt aus dem Erdreich geholt. In der Vergangenheit war es von oben nach unten in die Tiefgarage des City Carrés gegangen – künftig erfolgt die Einfahrt aufwärts.

Neben der Brücke für Gleis 1 wird an einer neuen Stützwand gearbeitet, ebenso wie am Kölner Platz. Hier wird der Bereich des früheren Bahnpostamts völlig neu angelegt, das Gelände oberhalb mit starken Mauern abgestützt.

An der Ernst-Reuter-Allee am Kölner Platz bestimmt die Farbe Rot derzeit das Bild. Es handelt sich um die Abdichtung, die auf der frisch fertiggestellten Tunneldecke über der Fahrbahn in Richtung Stadtfeld aufgebracht worden ist. Auf der gegenüberliegenden Seite, wo unterhalb künftig die Autos in Richtung Stadtzentrum rollen werden, ist die Tunneldecke bereits fertiggestellt.

Ein paar Meter weiter laufen die Arbeiten bei Spätsommerwetter weiter auf Hochtouren. Christian Fuß erläutert: „Hier geht es derzeit darum, die letzten Teile der Tunneldecke in Richtung Stadtfeld fertigzustellen.“ Im November 2018 sollen die Arbeiten an dieser Stelle abgeschlossen sein. Wenn dies der Fall ist, steht noch ein Stück zwischen der Brandenburger Straße und der Eisenbahnbrücke mit Gleis 1 auf dem Plan – und dann ist die Tunneldecke fertig.

Auch unter den Brücken ist der Baufortschritt nicht zu übersehen: Immer mehr Bereiche werden verkleidet. An den Brücken kommen dazu graue Steine zum Einsatz, an den Stützwänden entsprechend dem historischen Vorbild gelbe Klinkersteine. „Auch bei den Aufgängen zu den Bahnsteigen geht es voran. Am weitesten ist der für die Gleise 7 und 8, der ja schon vor geraumer Zeit samt der Glasüberdachung fertiggestellt wurde und wo jetzt nur noch die Geländer fehlen“, berichtet der Projektleiter der Landeshauptstadt.

Bei all dem Fortschritt, der hier zu sehen ist, leuchtet nicht wirklich ein, warum die Bauarbeiten noch vier Jahren dauern sollen – manche sprechen davon, dass nicht einmal das Jahr 2022 zu halten sei. Dem aber widerspricht Magdeburgs Oberbürgermeister Lutz Trümper. Er sagt: „Ich hoffe sogar, dass wir in den Verhandlungen mit dem Generalauftragnehmer einen früheren Termin aushandeln können.“

Bei dem Generalauftragnehmer für das Großprojekt in der Magdeburger Innenstadt handelt es sich um Porr, den deutschen Ableger eines österreichischen Baukonzerns. Porr hatte gerade im Zusammenhang mit Fehlplanungen von Betonpfählen, die zu klein dimensioniert waren, und mit entsprechend aufwendige Neuplanungen und Bauverzögerungen auf Mehrkosten und auch einen größeren Zeitbedarf gepocht.

Bei der Bauzeit kann Lutz Trümper diese Position nicht nachvollziehen. Er sagt: „Wenn jetzt beispielsweise parallel an den noch fehlenden Stücken der Tunneldecke gebaut würde, dann würde es schneller gehen.“ Zumal – anders als in den ursprünglichen Planungen – die Bauarbeiter mehr Platz haben. Im Vertrag ist nämlich festgehalten, dass während der Bauzeit die Bahnen der Magdeburger Verkehrsbetriebe an der Baustelle vorbeirollen. Diese Vereinbarung ist aber schon längst vom Tisch.

Ein auf zehn Mann verstärktes Projektteam hat in den vergangenen Wochen das Thema seitens der Stadt Magdeburg durchgearbeitet. „Derzeit laufen die Verhandlungen über den weiteren Bauablauf, so dass wir noch in diesem Jahr einen konkreten Zeitplan vorlegen können.“ Dass dies – anders als beispielsweise von vielen Stadträten gewünscht – noch nicht der Fall ist, liegt im Wesentlichen daran, dass die Verhandlungen zwischen Porr und der Stadt Magdeburg noch nicht abgeschlossen sind. Und wie Lutz Trümper bestätigt, seien dabei erhebliche Differenzen zu überwinden.

Bei den Kosten geht der Oberbürgermeister nach wie vor von 140 Millionen Euro aus – anstelle der zu Baubeginn geplanten knapp 100 Millionen Euro. „Die Kostensteigerung geht vor allem auf die Planfehler zurück“, sagt Lutz Trümper.

In einem Gutachten der Stadt Magdeburg wird festgestellt, dass für diese das externe Planungsbüro zuständig ist. Dieses wird aber mit einem Gegengutachten versuchen zu beweisen, dass die Schuld nicht bei ihm zu suchen ist. Damit läuft wohl alles auf eine weitere juristische Auseinandersetzung hinaus. Und die Stadt Magdeburg muss, selbst wenn sie Recht bekommen sollte, erst einmal die Mehrkosten tragen.

Alles rund um den Tunnelbau gibt es in einem Dossier.