Private Berufsschule "Dr. Morgenstern" schließt im Sommer / Hälfte der Schüler bangt um den Abschluss / Anfragen an Stadt und Land Berufsschüler in Not: Nach Schulschließung wenig Hoffnung, die Ausbildung beenden zu können
Die Schließung der Morgenstern-Schule (Volksstimme berichtete) bringt die Berufsschüler in Bedrängnis, die dort ihr erstes Ausbildungsjahr absolvieren und ab Sommer nicht wissen, wie es weitergehen soll. Trotz ihres Engagements ist keine Lösung in Sicht.
Magdeburg l "Wir sind enttäuscht und traurig darüber, dass sich anscheinend niemand für uns zuständig fühlt", teilen die Berufsschüler in einem gemeinsamen Schreiben mit. Sie zogen darin die Bilanz ihrer Bemühungen, die sie seit Bekanntwerden der Schulschließung vor rund zwei Wochen unternommen haben.
So gab es neben Schreiben an Kultusminister und Oberbürgermeister ein erstes Gespräch in der Berufsschule für Gesundheits- und Laborberufe "Dr. Otto Schlein". Das sei sehr angenehm gewesen und habe Hoffnung gegeben, dass Schüler der PTA-Klasse (Pharmazeutisch-Technische Assistenten) dorthin wechseln könnten. Allerdings wurde ihnen eine Ansprechpartnerin im Schulverwaltungsamt genannt, die eine völlig andere Reaktion gezeigt habe, so die Berufsschüler, die in Magdeburg bleiben wollen. "Nach Braunschweig zu wechseln sei doch nicht schlimm, und es hätten schon ganz andere Leute geschafft, mit Kind und weiten Anfahrten zurechtzukommen", berichten die Schüler, und: "Dieses Gespräch hat uns entsetzt."
In der PTA-Klasse lernen seit vorigem Jahr 25 junge Leute, die meisten wohnen in Magdeburg. Manche sind extra für diese Ausbildung in die Landeshauptstadt gezogen. Nicht wenige haben Familie/Kind und viel Zeit, Energie sowie letztlich auch Geld investiert, um einen Berufsabschluss zu erreichen. Monatlich sind 128 Euro Schulgeld zu zahlen. Hinzu kommen Prüfungsgebühren, Schulmaterial usw. - rund 2000 Euro für ein Schuljahr.
Angeboten wurde von der Morgenstern-Schule, die Ausbildung in einer ihrer zwei anderen Niederlassungen zu beenden. Eine Schülerin aus Stendal hat dieses Angebot angenommen und wechselt nach Lüneburg, eine weitere aus dem Harz nach Braunschweig. "Für die meisten von uns ist es jedoch weder zeitlich noch finanziell machbar", erklären die Schüler. Sie fragen: "Sind wir unserem Land denn ganz egal? Einerseits wird abgewanderte Jugend zurückgerufen, aber uns lässt man im Stich?!"
Die Berufsschüler fühlen sich von allen Seiten im Stich gelassen: Von der Morgenstern-Schule, die vor Abschluss des zweijährigen Ausbildungsvertrages hätte darauf aufmerksam machen müssen, dass die Schule bei sinkenden Schülerzahlen schließen könnte. Von Kultusminister und Stadt, weil die staatlichen Schulen offenbar nicht in der Lage sind, die Schüler inmitten ihrer Ausbildung zu übernehmen.
Nach Aussage von Morgenstern-Geschäftsführer Hannes Pook wurde über die Schließung der Schule entschieden, als "im Dezember 2011 erst acht Anmeldungen für das nächste Schuljahr vorlagen". Die Schüler stellten jedoch nach einer internen Umfrage fest: "Die meisten von uns haben sich ab Mai beworben, kaum jemand im Dezember des Vorjahres." Sie fühlen sich getäuscht. Zumal im Gespräch mit dem Schulverwaltungsamt von einer "geplanten Schulschließung" die Rede gewesen sei. Nun müssten sie mit den Konsequenzen leben.
Sind die Hilferufe an Stadt und Land nutzlos verhallt? Die Redaktion hat nachgefragt.
Die Pressestelle von Kultusminister Stephan Dorgerloh teilte mit, dass zwei Schreiben eingegangen seien, "die sich zur Prüfung im Fachreferat befinden". Und weiter: "Das Kultusministerium befindet sich im Gespräch mit dem Schulträger."
Rüdiger Koch, Beigeordneter für Bildung und Kultur, erklärte im Volksstimme-Gespräch, die Stadt habe "sofort nach Bekanntwerden der Schließung" mit den zwei in Frage kommenden Berufsschulen Kontakt aufgenommen. Dort seien bisher 19 Bewerbungen von Morgenstern-Schülern eingegangen. Diese werden (vom Schulamt) geprüft. "Wir werden im Rahmen unserer Kapazität als Schulträger versuchen, die Schüler aufzunehmen - entsprechend der personellen und räumlichen Möglichkeiten", so Koch. Er betonte: "Jugend ist Zukunft. Es ist im Interesse der Stadt, dass möglichst viele Jugendliche hier bleiben. Aber uns sind auch Grenzen gesetzt. Umso mehr bedauern wir die Schließung der Morgenstern-Schule."