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Veranstaltungen Bühne in Magdeburg - Premiere für „Die Zukünftige“ und „Fidelio“ steht bevor

Zeitgleich haben zwei Inszenierungen am Theater Magdeburg Premiere. Auf den ersten Blick haben sie nicht viel gemein. Doch es zeigt sich eine überraschende Parallele.

Von Martin Rieß 29.04.2024, 06:30
„Fidelio“ mit Johannes Stermann, Raffaela Lintl und Na'ama Shulman im Opernhaus.
„Fidelio“ mit Johannes Stermann, Raffaela Lintl und Na'ama Shulman im Opernhaus. Foto: Nilz Böhme/Theater Magdeburg

Magdeburg. - Nein – abgesprochen haben sich die Regisseurinnen der beiden Premieren am Theater Magdeburg für den kommenden Sonnabend nicht. Und doch weisen sowohl „Fidelio“, die einzige Oper von Ludwig van Beethoven in der Inszenierung von Ilaria Lanzino auf der einen Seite und „Die Zukünftige“ von Svenja Viola Bungarten in einer Inszenierung von Alina Fluck eine klare Parallele auf: In beiden Fällen wird eine dystopische Geschichte erzählt, die zumindest mit „Fidelio“ nicht von vornherein zu erahnen ist.

Warum Fidelio in Magdeburg nicht zum Politkitsch wird

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Opern-Regisseurin Ilaria Lanzino sagt: „Beim ,Fidelio‘ läuft man Gefahr, Politkitsch zu inszenieren. Gerade heute.“ Hintergrund: Beethoven lässt offen, warum Florestan politisch inhaftiert ist und von seiner Frau Leonore unter dem Decknamen Fidelio befreit wird. „Es ist also verlockend, der Frage nach dem Warum nachzugehen“, so die aus Italien stammende Regisseurin, die im Jahr 2020 mit dem Europäischen Opernregie-Preis geehrt wurde und die zum ersten Mal in Magdeburg inszeniert. Eine Einladung sei diese Suche nach einer Vorgeschichte, hier einen Nawalny oder einen Assange aus der heutigen Zeit in der Geschichte zu implementieren. „Doch darin sehe ich keinen Konflikt, sehe nichts Reizendes für die Zuschauer. Kaum einen betrifft schließlich die konkrete Geschichte der beiden in anderen Ländern“, sagt sie.

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Stattdessen macht sie die Geschichte nicht an konkreten Personen der Zeitgeschichte fest und setzt auf etwas Allgemeingültiges: „In der Magdeburger Fidelio-Inszenierung wird der Gefängnis-Begriff umgekehrt. Es geht nicht um das Eingesperrtsein, sondern um das Ausgesperrtsein.“ Und zwar um das Ausgesperrtsein eines Wissenschaftlers, der den Menschen das Wissen um die Schwerkraft nahebringen möchte. Da diese aber seine Erkenntnisse nicht hören möchten, wird er ausgesperrt.

Welche Bilder das Theater Magdeburg zeigt

Ihre Inszenierung setzt dabei auf surreale Bilder: Die Menschen leben in einer Kapsel, in der die Schwerkraft scheinbar ausgeschaltet ist, an der sich die Möbel also an den Wänden und Decken befinden. Das, so die Regisseurin, solle durchaus mit einem Augenzwinkern zu verstehen sein.

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Und auch in „Die Zukünftige“ – das 2022 mit dem Else-Lasker-Schüler-Stückepreis ausgezeichnete Schauspiel von Svenja Viola Bungarten in der Regie von Alina Fluck – geht es um einen abgeschlossenen Raum, es geht um ein abgebranntes Haus in den Zeiten nach der Klimakatastrophe. „Bei aller Ernsthaftigkeit bietet ,Die Zukünftige‘ sehr viel schwarzen Humor“, sagt sie. Die Akteure bewegen sich dabei zunächst in bester Garderobe, als ob sie die Realität um sie herum ignorieren möchten. Nach und nach zerfällt dieser Schein aber und auch das Äußere der Figuren passt sich der Umgebung an. Als weitere Ebene agieren auf der Bühne Kinder, die uralte Buchen darstellen. Sie stehen mithin für die Natur, die die Menschen überdauern wird, auch wenn der Mensch sich schon längst zugrunde gerichtet hat.

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Ist das nicht alles ein bisschen sehr pessimistisch? „Das glaube ich nicht“, sagt Alina Fluck. Nicht zuletzt solle auch die Botschaft vermittelt werden, dass es noch nicht zu spät ist zu handeln und es nicht erst zu der auf der Bühne gezeigten Situation kommen zu lassen.

"Die Zukünftige" im Magdeburger Schauspielhaus.
"Die Zukünftige" im Magdeburger Schauspielhaus.
Foto: Anna Permesang

Tickets und Termine

Eintrittskarten: Karten gibt es im Vorverkauf beim Theater Magdeburg an der Kasse im Opernhaus am Universitätsplatz 9. Zu erreichen ist diese auch unter der Telefonnummer 0391/40 490 490. Unter anderem gibt es die Tickets aber auch in den Volksstimme-Servicepunkten wie dem Medien-Punkt Magdeburg in der Goldschmiedebrücke 17 und bei Biberticket online und unter Telefon 0391/5999-700. Sofern verfügbar sind vor den Vorstellungen an der Tages- oder Abendkasse der jeweiligen Spielstätte ebenfalls noch Eintrittskarten für die bevorstehende Vorstellung erhältlich.

Fidelio: Die Vorstellungen von „Fidelio“ finden im Opernhaus am Universitätsplatz 9 statt. Der Premiere am 4. Mai um 19.30 Uhr folgen Vorstellungen am 12. und 20. Mai jeweils um 18 Uhr und zum letzten Mal in dieser Spielzeit am 2. Juni um 16 Uhr. Jeweils eine halbe Stunde vor Beginn der Vorstellung gibt es mit dem „Einblick“ im Café Rossini im Opernhaus eine Einführung in die Inszenierung. Geeignet ist die Oper für ein Publikum ab 12 Jahren.

Die Zukünftige: Die Vorstellungen finden im Schauspielhaus in der Otto-von-Guericke-Straße 64 statt. Die Premiere am 4. Mai um 19.30 Uhr ist ausverkauft. Weitere Vorstellungen sind zur gleichen Zeit für den 12. und 18. Mai sowie für den 2. und 8. Juni geplant. Empfohlen ist das Stück für ein Publikum ab 14 Jahren.