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Corona-Fallzahlen Klinikum Magdeburg fährt Regelbetrieb hoch

Das Klinikum Magdeburg fährt angesichts geringer Zahlen von Corona-Patienten schrittweise den Regelbetrieb wieder hoch.

Von Ivar Lüthe 06.05.2020, 01:01

Magdeburg l Mit den ersten Corona-Fällen im Land wurden auch am städtischen Klinikum Magdeburg Vorbereitungen für eine Welle von Erkrankten getroffen. Im Haus wurden eine Fieberambulanz für Mitarbeiter eingerichtet, eine Aufnahme- und Isolierstation für Corona-Patienten und Verdachtsfälle ausgebaut sowie die Kapazitäten der Beatmungsplätze erweitert. Außerdem wurden nicht zwingend erforderliche Operationen verschoben. Die befürchtete Welle von Corona-Patienten blieb bislang aus. Aktuell, Stand 5. Mai 2020, war im Klinikum Magdeburg kein bestätigter Corona-Patient untergebracht, zwei Personen wurden als Verdachtsfälle betreut.

Angesichts der geringen Zahlen fährt das Klinikum den Normalbetrieb langsam und schrittweise wieder hoch, sagt Klinikum-Geschäftsführer Knut Förster. Die auf rund 50 Prozent gedrosselten OP-Kapazitäten werden beispielsweise auf rund 70 Prozent wieder erhöht, neun der zwölf OP-Säle wieder in Betrieb genommen. Je nach Dringlichkeit werden nun wieder mehr Operationen durchgeführt.

Ungeachtet dessen bleibe man weiterhin vorbereitet auf eine mögliche steigende Zahl von Corona-Fällen, erklärt Knut Förster. Es gehe jetzt darum, die Balance zwischen Normalbetrieb und Vorbereitetsein hinzubekommmen. So bleibe die eigens geschaffene Isolierstation bestehen, auch die Fieberambulanz arbeite - wenngleich reduziert – weiter und auch ein Grundstock an Beatmungsplätzen werde weiterhin vorgehalten. „Sollte es nötig sein, können wir innerhalb kürzester Zeit wieder auf die Notfallpläne zurückgreifen“, so der Geschäftsführer.

Weiterhin in Kraft bleiben die geltenden Beschränkungen wie beispielsweise das Besuchsverbot. Die jüngsten Lockerungen der Eindämmungsverordnung des Landes hätten für das Klinikum keinerlei Änderungen gebracht, so Förster. Mehr noch: Im Klinikum gilt seit einigen Tagen bis auf die Patientenzimmer und Büroräume Maskenpflicht. Das Klinikum setze weiterhin auf Sicherheit und Hygiene. So wurde im April ein Screening durchgeführt, bei dem rund 1300 Mitarbeiter des Klinikums auf eine Corona-Infektion getestet wurden.

Damit sollten symptomfreie Erkrankte ausfindig gemacht werden. In der Vergangenheit hatten Kliniken in Deutschland vorübergehend den Betrieb einstellen müssen, weil es gehäuft Fälle von erkrankten Mitarbeitern gab. Das wollte man am Klinikum Magdeburg verhindern. Bei dem Screening wurden zwei symptomfreie Mitarbeiter positiv getestet und entsprechend in Quarantäne geschickt. Für Geschäftsführer Knut Förster zeigt das Ergebnis, dass „die Entscheidung für das Screening richtig war. Damit konnten wir unsere Mitarbeiter und Patienten schützen“.

Allerdings war diese Schutzmaßnahme ziemlich teuer. Fast 200.000 Euro gab das Klinikum für die Tests der Mitarbeiter als auch der Kontaktpersonen, die mehrfach getestet werden mussten, aus. Ohnehin kostet die Corona-Krise das Klinikum viel Geld. Allein im April mussten für Schutzausrüstung wie Masken und Schutzanzüge rund 430.000 Euro aufgebracht werden. Normalerweise gibt das Klinikum pro Monat 10.000 Euro dafür aus. Die Steigerung von mehr als dem 40-fachen sei durch die höhere Menge an benötigtem Schutzmaterial als auch durch gestiegene Preise begründet, so der Geschäftsführer. Er rechne „mit nicht geplanten Mehrausgaben in Millionenhöhe“.

Was zusätzlich an Kosten durch das Freihalten von Intensivbetten, die Drosselung der OPs sowie ausgebliene Patienten hinzukomme, sei noch nicht abzusehen. „Im Moment ist es noch schwer zu beziffern, welches Defizit wir durch die Corona-Krise einfahren werden. Unsere Liquidität ist aber gesichert. Schwarze Zahlen werden wir dieses Jahr allerdings nicht schreiben“, prognostiziert Knut Förster.

Zwar erhalten Kliniken für das Freihalten von ITS-Betten Kompensationszahlungen vom Bund. Der pauschale Tagessatz von 560 Euro pro ausgebliebenem Patient deckt allerdings nur einen Teil der Verluste. Vergangene Woche hatte das Uniklinikum Magdeburg erklärt, dass es durch die Corona-Krise mit Einnahme-Einbrüchen von gut 31 Millionen Euro rechne – allein im stationären Bereich. Hinzu kämen Mehrkosten bei Personal und Material in Höhe von 3,5 Millionen Euro.

Wie andere Kliniken auch wartet das Klinikum Magdeburg nun darauf, wie das vom Bundesministerium für Gesundheit (BMG) vorgelegte Konzept "Neuer Klinikalltag" durch die für die Krankenhausplanung zuständige Landesregierung umgesetzt wird. Das BMG empfiehlt, dass die freizuhalten­den Intensivkapazitäten für COVID-19-Patienten nun 25 Prozent betragen sollen und nicht wie bisher 50 Prozent. Auch sollen die OP-Kapazitäten in einem ersten Schritt zu 70 Prozent für Elektiveingriffe geöffnet werden. Darüber hinaus sollten die Krankenhäuser in der Lage sein, je nach Pande­mie­verlauf innerhalb von 72 Stunden weitere Intensiv- und Beatmungskapazitäten zu organisieren. Alle zwei Wo­chen solle das Geschehen evaluiert und damit schrittweise weitere OP-Kapazitäten um etwa zehn Prozent erhöht werden können. "Ich rechne in den nächsten Tagen mit Entscheidungen dazu", so Knut Förster.