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Corona-Krise Zwangsferien für über 25.000 Magdeburger

In Magdeburg sind inzwischen mehrere Corona-Fälle aufgetreten. Die Stadt schließt Kitas, Schulen und Einrichtungen.

Von Martin Rieß 13.03.2020, 17:02

Magdeburg l Nachdem Sachsen-Anhalt und damit auch die Landeshauptstadt Magdeburg sehr viel länger als andere Regionen Deutschlands von Corona verschont geblieben waren, gibt es auch hier inzwischen infizierte Menschen. Sie stehen unter Quarantäne. Doch um eine weitere Ausbreitung der Infektionskrankheit zu verhindern, hat die Stadt Anfang März 2020 Veranstaltungen mit mehr als 1000 Besuchern verboten. Und am Nachmittag des 13. März 2020 gab Oberbürgermeister Lutz Trümper weitere Einschränkungen bekannt.

Der Oberbürgermeister sagte, dass alle allgemeinbildenden und Berufschulen und Kitas vom 16. März bis 13. April 2020 geschlossen bleiben. Dies entspricht den Vorgaben des Landes. Damit werde eine einheitliche Regelung des Landes umgesetzt. Betreuung werde am Montag noch geboten. Betroffen sind 11.000 Mädchen und Jungen und pro Schuljahrgang 2000 Kinder und Jugendliche.

Eine Notbetreuung gebe es danach für Kinder von Eltern, die in infrastrukturell bedeutsamen Betrieben arbeiten. Dazu zählen Unternehmen aus der Medizinbranche und Behörden wie die Polizei.

Gesundheitsamtschef Eike Hennig sagte, dass zehn Corona-Fälle in Magdeburg bestätigt sind. Die Lage sei stabil. Doch mit einem exponentiellen Anstieg sei zu rechnen. Es gehe darum, die Ausbreitung zu verlangsamen und möglichst wenige Intensivfälle zu bekommen. Getestet werden sollen nur Patienten, die die vom Robert-Koch-Institut genannten Bedingungen erfüllen. Genutzt werden solle der Test nicht von Menschen, „die sich einfach nur schlecht fühlen“, so Trümper.

Die zehn Infizierten sind in Quarantäne, aber nicht in Intensivbehandlung. Insgesamt wurden bislang 400 Verdachtsfälle, die getestet worden.

Eike Hennig sagte, dass besonders gefährdete Gruppen besonders geschützt werden sollen. So sollen Besuchszeiten in Altenheimen und Krankenhäusern deutlich reduziert werden. Das betrifft Zeiten und die Zahl der Besucher. Besuche vollständig zu unterbinden, sei nicht wünschenswert. „Wenn Menschen im Sterben liegen, dann möchten wir nicht verhindern, dass Angehörige und Freunde zu ihnen können“, so Hennig.

Der Stadt bereitet Sorgen, dass es hier nur 50 Intensivbetten gibt. Es fehle nicht an geeigneten Betten – aber an der Technik für Intzensivmedizin und an Personal, das diese Geräte bedienen kann. Daher sollen auch in Magdeburg die vorhandenen Betten nur in zwingenden Fällen bei anderen Erkrankungen zu nutzen.

Das Gesundheitsamt schaltet ab Montag eine Hotline unter 0391/540 20 00. Diese ist wochentags von 9 bis 14 Uhr geschaltet.

Ab heute sind alle Schwimmbäder geschlossen. Ab Montag gilt dies auch für alle anderen Kultur- und Veranstaltungsstätten, die der Stadt Magdeburg gehören. Auch andere Kulturträger haben ihr Programm zusammengestrichen.

Die Stadtverwaltung bittet die Magdeburger, nur in den dringendsten Fällen die Bürgerbüros zu besuchen. Zudem bittet Lutz Trümper die Menschen, sich an die Hygienehinweise des Robert-Koch-Instituts zu halten. Dazu zählt unter anderem das gründliche Händewaschen.

Lutz Trümper machte darauf aufmerksam, dass sich die Stimmung in den vergangenen Tagen deutlich geändert habe. Eine Woche zuvor habe es viel Kritik daran gegeben, dass große Veranstaltungen wie Spiele des FCM abgesagt wurden. Inzwischen sei er bedrängt worden, Kitas und Schulen zu schließen.

Eine Rekrutierung von freiwilligen Helfern ist bislang noch nicht angedacht. Auch wie es weitergeht, zum Beispiel in Sachen Kindertagesstätten, sei wegen der schnellen Entwicklung derzeit nicht abschätzbar, so der Magdeburger Oberbürgermeister.

Wichtig sei für die weiteren Wochen, sehr sorgsam mit der Situation umzugehen, aber nicht panisch zu werden.