1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Magdeburg
  6. >
  7. Parade trotz(t) der Pandemie

CSD Magdeburg Parade trotz(t) der Pandemie

Der Magdeburger CSD-Verein hat entschieden, die Aktionswoche samt Parade trotz Corona-Pandemie stattfinden zu lassen.

Von Karolin Aertel 25.07.2020, 01:01

Magdeburg l Es ist eine Gemeinschaft, die sich eigentlich sehr nah ist. In diesem Jahr gehen sie jedoch auf Abstand. Sachsen-Anhalts Lesben und Schwule, Transgender, Bi-, Trans- und Intersexuelle, kurz alle Nicht-Heterosexuellen, feiern trotz und ein bisschen auch wegen Corona ihre CSD-Wochen (Christopher Street Day) samt Parade. Die Pandemie mit zeitweiliger Ausgangssperre habe Probleme zutage gebracht, auf die sie aufmerksam machen möchten – Vereinsamung, Ausgrenzung, gewalttätige Übergriffe und Diskriminierung in der Familie, erklärt Falko Jentsch. Hinter verschlossenen Türen passieren nach wie vor unfassbare Dinge. Und auch in der Öffentlichkeit gelte es, die Wahrnehmung zu schärfen. „Viele fragen mich: ‚Was wollt ihr denn noch? Ihr habt die gleichgeschlechtliche Ehe, den Geschlechtseintrag ‚divers‘...“, so Jentsch.

Eine Frage, die sich mit Akzeptanz, Toleranz und Gleichberechtigung erklären lässt, wenngleich es lediglich Schlagwörter einer jahrzehntelangen viel weitreichenderen Debatte sind. Konkret sei beispielsweise Alltagsdiskriminierung ein Problem, erklärt Falko Jentsch. Sie sei an manchen Stellen sogar salonfähig geworden. Darauf gilt es aufmerksam zu machen. Und das tut die Gemeinschaft öffentlichkeitswirksam mit einer großen CSD-Parade. Obgleich Corona sämtliche Veranstaltungen eingestampft hat, wird die Parade in diesem Jahr ausgeweitet. Falko Jentsch erklärt: „Wir werden die Trucks mit weniger Leuten besetzen, wodurch es aber mehr Trucks werden und der Demo-Zug größer wird.“ Zudem werden deutlich mehr Ordner im Einsatz sein, um auf die Abstandsregeln hinzuweisen. Stattfinden soll die CSD-Parade am 5. September 2020 mit einer großen und dynamischen Demonstration que(e)r durch die Magdeburger Innenstadt. Das Motto lautet „Gemeinsam weiter kämpfen!“.

Traditionell starten die CSD-Wochen mit dem Hissen der Regenbogenflagge vorm Rathaus. In diesem Jahr ruft die Gemeinschaft Unternehmen, Institutionen und Privatpersonen dazu auf, ebenfalls Flagge zu zeigen und so ein sichtbares Zeichen für Toleranz und Solidarität zu setzen. Viele Unternehmen haben sich bereits angemeldet, darunter beispielsweise die SWM, die Ösa, das City Carré, Martim Hotel und Allee-Center. Wer mitmachen möchte, kann sich unter info@csdmagdeburg.de anmelden und bekommt eine Regenbogenfahne gestellt.

Erstmals findet im Rahmen der CSD-Wochen im Landtag Sachsen-Anhalt eine Ausstellung statt. Unter dem Titel „Max ist Maria“, was so viel bedeutet wie, mein Sohn ist meine Tochter, startet die Ausstellung am 1. September.

Ein großes kunterbuntes Regenbogen-Familienfest soll am 22. August ab 15 Uhr im Familienhaus am Nordpark stattfinden. Auf einer Hüpfburg und Bungee-Jump-Anlage können sich die Jüngsten ordentlich austoben, während die Erwachsenen an den Ständen entlangschlendern oder gemütlich beisammensitzen. Ab 20 Uhr findet die Wahl zum Miss*ter CSD Sachsen-Anhalt statt.

Der Titel „Miss*ter CSD Sachsen-Anhalt“ soll einmal jährlich an einen Menschen, losgelöst vom Geschlecht, vergeben werden, welcher sich mit der Gemeinschaft und den Zielen der Christopher Street Days identifiziert. Gewählt wird für die Dauer eines Jahres. Die Miss*ter-CSD-Sachsen-Anhalt-Wahl lehnt sich an die klassischen Schönheitswettbewerbe der Vergangenheit an. Trotzdem ist sie viel mehr. Denn neben der Schönheit, zählen viel mehr Style und andere Eigenschaften wie Köpfchen, Offenheit, Neugier und Abenteuerlust. Wer den Titel am Ende gewinnt, wird ein Jahr lang als Botschafter oder Botschafterin unterwegs sein. Bewerbungen (Foto und Selbstbeschreibung mit maximal 2000 Zeichen) an info@csdmagdeburg.de.

Zum zehnten Mal zieht die CSD-Parade durch die Magdeburger Innenstadt, um ein farbenfrohes Zeichen zu setzen und dabei auf noch immer existierende Homo- und Trans- phobie sowie vorhandene Diskriminierung aufmerksam zu machen. Der Zug soll auf seiner Route zweimal für Kundgebungen stoppen und auf dem Alten Markt beim Stadtfest enden. Wer mit einem Fahrzeug, Lastenrad oder ähnlichen Gefährt beim CSD-Zug mitfahren möchte, kann sich auf der Interetseite unter www.csdmagdeburg.de/anmeldung-demo den Anmeldebogen runterladen.

Die CSD-Wochen startet am 21. August 2020 und enden am 5. September 2020. Weitere Veranstaltungen sind auf der Facebookseite des Vereins oder unter www.csdmagdeburg.de zu finden und werden stetig ergänzt.